Internationale Begegnung Grenzenlose Gastfreundschaft: 170 Teilnehmer bei Workcamp in Bad Salzungen
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29. September 2024, 17:45 Uhr
Vom 28. September bis zum 4. Oktober steigt in Bad Salzungen das zwölfte Internationale Workcamp. Für Hauptorganisator Burkhard Durner wird es das letzte Camp sein. Der 72-Jährige ist auf der Suche nach einem Nachfolger. Diesmal steht das Camp unter dem Motto "Erinnerung bewahren - Zukunft gestalten".
"Erinnerung bewahren - Zukunft gestalten" - unter diesem Motto treffen sich rund 170 Teilnehmer, vor allem Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren aus Polen, Tschechien, Ungarn, Litauen, Indonesien und Deutschland, derzeit in Bad Salzungen im Wartburgkreis zu einer ganz besonderen Jugendbegegnung.
Die Idee war, unseren teilweise etwas verwöhnten Jugendlichen in Deutschland zu zeigen, dass andere Länder viel weniger haben und trotzdem viel gastfreundlicher sind.
Sieben Tage lang werden sie gemeinsam kulturelle Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten in Thüringen besuchen, Sport treiben, Musik machen und ein eigenes kleines Kulturprogramm auf die Beine stellen. Vor allem aber wollen sich die Teilnehmer, die unter anderem aus Partnerschulen des Bad Salzunger Gymnasiums oder der Regelschule Dermbach und aus Partnerstädten der Stadt Bad Salzungen sind, austauschen und Spaß haben. Organisiert wird das Workcamp mittlerweile alle zwei Jahre vom Sportverein 1. TSV Bad Salzungen 1990 und vom Dr. Sulzberger-Gymnasium.
"Verwöhnten Jugendlichen" Gastfreundschaft beibringen
Von Anfang an dabei ist Burkhard Durner. Der ehemalige Sport- und Religionslehrer am Bad Salzunger Gymnasium hatte schon vor 27 Jahren die Idee für die internationale Jugendbegegnung. "Die Idee war, unseren teilweise etwas verwöhnten Jugendlichen in Deutschland zu zeigen, dass andere Länder viel weniger haben und trotzdem viel gastfreundlicher sind. Vor allem die Gastfreundschaft spielt eine große Rolle und Demokratie soll auch über die Ländergrenzen hinweg gelebt werden", sagte Durner.
Auch vor der Geburtsstunde des Workcamps hatte es bereits bilaterale Treffen mit Partnersportvereinen und Schulen in Ungarn, Polen und Tschechien gegeben, erzählt der 72-Jährige. Diese fanden auf sportlich-kultureller Ebene und vor allem jährlich statt - zunächst dreimal in Bad Salzungen und danach ging es für die Delegation aus Thüringen dreimal in die jeweils anderen Länder. Das wurde Durner dann aber zu viel, weil auch die Kosten immer eine Rolle spielten. Deswegen entstand die Idee des Workcamps im zweijährigen Rhythmus.
Fast ein Jahr Vorbereitungszeit
Laut Burkhard Durner dauerten die Vorbereitungen für das diesjährige Workcamp fast ein Jahr lang. Kurz vor Beginn wurde eine Sporthalle, die von der Stadt zur Verfügung gestellt wurde, von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern - angefangen von Sportlern des 1. TSV bis hin zu ehemaligen und aktuellen Schülern des Gymnasiums - in eine Art Jugendherberge verwandelt.
Auch städtische Mitarbeiter vom Bauhof halfen mit, erklärte der Organisator. Neben großen Tafeln zum gemeinsamen Essen und Trinken gibt es eine Bühne und natürlich jede Menge Sportmatten zum Schlafen.
In der Werner-Seelenbinder-Halle sollen sich die Jugendlichen aus aller Welt kennenlernen, austauschen, gemeinsam feiern, Sport treiben oder Musik machen, vielleicht sogar Freundschaften entwickeln. Lebenslange Freundschaften seien in den Workcamps in Bad Salzungen jedenfalls keine Seltenheit.
Thüringen entdecken - und auch ein bisschen arbeiten
Doch die Teilnehmer der Jugendbegegnung sind nicht nur eine Woche lang in der Sporthalle zugange, sondern entdecken gemeinsam Thüringen. Der Programmplan sei jedenfalls sehr lang, verriet Burkhard Durner. Unter anderem fahren die Delegationen nach Eisenach auf die Wartburg, nach Geisa zum Point Alpha, nach Erfurt und in die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Außerdem wird es ein Beach-Volleyballturnier, eine Stadtrallye durch Bad Salzungen und einen Grillabend geben.
Aber die Jugendlichen werden auch zusammen arbeiten, sagte der 72-jährige Organisator. "Es heißt ja Workcamp. Es gibt insgesamt 15 Arbeitgeber. Dort werden jeweils zwölf Jugendliche am Montag kleinere Tätigkeiten übernehmen, zum Beispiel Hecke schneiden oder Fenster putzen - natürlich alles freiwillig", so Durner weiter.
Viele Arbeitgeber seien im Gegenzug Sponsoren vom Workcamp und stünden dem Sportverein finanziell zur Seite oder unterstützen mit materiellen Dingen. Dafür sei Durner auch sehr dankbar, denn rund 20.000 Euro kostet das Workcamp. Unterstützung gebe es aber auch vom Land Thüringen, von der Stadt Bad Salzungen, dem Wartburgkreis und zahlreichen privaten Sponsoren. Als Gegenleistung biete auch der 1. TSV Bad Salzungen immer wieder seine Hilfe bei Veranstaltungen und anderen Projekten an, hieß es.
Eine besondere Premiere zum Abschied
Ein besonderer Höhepunkt des Workcamps soll eine Filmpremiere sein, denn für Organisator Burkhard Durner wird das zwölfte Internationale Workcamp voraussichtlich das letzte als Hauptorganisator sein. Danach würde er die Verantwortung gerne in jüngere Hände abgeben, meinte er.
Als eine Art Abschiedsgeschenk und Hinterlassenschaft für künftige Generationen im Bad Salzunger Gymnasium hatte der 72-Jährige deswegen die Idee, mit Jugendlichen gemeinsam einen Film über die NS-Verbrechen in den Nachbarländern zu drehen. Das Ziel des ehemaligen Sport- und Religionslehrers: "Die Jugend soll die deutsche Geschichte kennenlernen und sich damit auseinandersetzen. Oftmals fehlt den Jugendlichen in der heutigen Zeit das nötige Hintergrundwissen."
Für den Dreh reisten Durner und die jungen Filmemacher im vergangenen Jahr nach Polen, Tschechien, Litauen und Ungarn und sprachen dort mit Zeitzeugen. Der entstandene Film "Was bleibt für immer" soll nun erstmals in voller Länge während des Jugendtreffs gezeigt werden.
Obwohl Burkhard Durner als Hauptorganisator des Workcamps aufhören will, wünscht er sich, dass es auch in zwei Jahren mit dem 13. Internationalen Workcamp weitergeht. Die Zahlen sprechen jedenfalls für sich, denn Durner schätzt, dass bisher rund 2.000 Jugendliche aus aller Welt in den 27 Jahren Workcamp dabei waren. Und für das Engagement gab es auch einige Auszeichnungen beispielsweise den Deutschen Jugendkarlspreis und Demokratiepreise.
"Für mich ist das ein Herzensprojekt, denn ich mache das für unsere Jugend", sagte er. "Nur muss ich jetzt langsam in die zweite Reihe zurücktreten und auch die Jugend selbst in die Pflicht nehmen", so Durner weiter. Deswegen will er nun mit jahrelangen Helfern während der sieben Tage ins Gespräch kommen und eventuelle Nachfolger suchen, die sich in Zukunft beim Internationalen Workcamp den Hut aufsetzen. Damit es weitergehen kann mit der Freundschaft zwischen Thüringer Jugendlichen und Jugendlichen aus der ganzen Welt.
MDR (nir)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 28. September 2024 | 18:00 Uhr
Eulenspiegel1 vor 10 Wochen
Ich zitiere:
"Die Idee war, unseren teilweise etwas verwöhnten Jugendlichen in Deutschland zu zeigen, dass andere Länder viel weniger haben und trotzdem viel gastfreundlicher sind"
Ich denke genau das ist das Problem gerad bei den Ostdeutsche, Die gerade zu krankhafte Angst ihnen könnte etwas vorenthalten werden. Das zu kommt ihre Minderwertigkeitskomplexen gegenüber den Westen.
Maria A. vor 10 Wochen
Obwohl das irgendwie nach Friede, Freude, Eierkuchen klingt, findet sich kein Nachfolger, weil es mittlerweile wohl andere Prioritäten zu setzen gilt.