Menschen in einem Kalistollen
Die Grube Springen. K+S will hier seine Abfälle lagern. Bildrechte: MDR/Michael Hesse

Wirtschaft Sicherheit von Untertagedeponie: Neue Kritik an Plänen von K+S

02. August 2023, 20:57 Uhr

Der Düngemittelhersteller K+S versucht seit Jahren, die Kaligrube Springen für seine Abwässer zu nutzen. Bisher verweigern die Behörden ihre Zustimmung. Kritiker befürchten, dass die benachbarte Untertagedeponie Herfa-Neurode durch den Betrieb gefährdet ist. In der weltweit größten Untertagedeponie werden seit über 50 Jahren gefährliche Abfälle eingelagert - 3,5 Millionen Tonnen Sondermüll.

Der Verein Werra-Weser-Anrainerkonferenz bezweifelt die Sicherheit der Untertagedeponie Herfa-Neurode im Landkreis Hersfeld-Rotenburg nahe der Landesgrenze zu Thüringen. Es sei weder überprüft noch nachgewiesen, dass die Sicherheitspfeiler zwischen der Grube Hattdorf in Hessen und der Grube Springen in Thüringen ausreichend stark seien, teilte der Verein mit. Der Verein befürchtet, dass die Deponie Herfa-Neurode durch das Einlassen von Abwässern in die Grube Springen gefährdet werden könnte.

Der fehlende Sicherheitsnachweis sei einer der Gründe, warum die vom Bergbauunternehmen K+S geplante Einstapelung von Abwässern in Springen bisher nicht genehmigt worden sei. Der Verein fordert die Behörden in Hessen und Thüringen auf, die Sicherheitspfeiler im Bereich der sogenannten Markscheide zu überprüfen. Falls sie weniger als 100 Meter stark seien, entfielen auch die Voraussetzungen für den Betrieb der Untertagedeponie Herfa-Neurode.

Die Werra-Weser-Anrainerkonferenz vertritt nach eigenen Angaben 14 Kommunen, 150 Fischereivereine, elf Fischereigenossenschaften sowie einige Berufsfischer. Er geht seit Jahren auch rechtlich gegen die Salzeinleitungen der Kaliindustrie vor.

Lagerhallen der ehemaligen Werkstatt des Kaliwerks 30 min
In der ehemaligen Werkstatt des Kaliwerks hatte der ehemalige Bürgermeister und Kalikumpel Helmut Senger einen Metallbaubetrieb gegründet und einige Kollegen eingestellt. Nach seinem Ruhestand wurde das Unternehmen verkauft. Doch der Nachfolger meldete Insolvenz an. Heute sind hier Lagerhallen. Bildrechte: MDR/Steffi Springer

3,5 Millionen Tonnen Sondermüll in der Deponie

Seit 1972 werden in der Untertagedeponie Herfa-Neurode gefährliche Abfälle eingelagert. Sie gilt als weltweit größte und älteste ihrer Art. Mindestens 3,5 Millionen Tonnen Sondermüll lagern Hunderte Meter unter der Erdoberfläche. Betrieben wird sie von der K+S-Gruppe. Das Bergbauunternehmen entsorgt derzeit einen Teil seiner salzigen Abwässer des hessisch-thüringischen Werks Werra in einem stillgelegten Bergwerk in Niedersachsen. Einen anderen Teil leitet es weiter in die Werra ein.

Um seine Abwässer aus der Kalisalzaufbereitung andernorts loszuwerden, sucht K+S nun neue Entsorgungsquellen. Ein Teil der Abwässer soll in die stillgelegte Grube Springen geleitet werden. Das Bergbauunternehmen wollte damit eigentlich schon im vergangenen Jahr beginnen. Allerdings versagten die hessischen Behörden bisher ihre Zustimmung.

Im August 2022 hatte das Regierungspräsidium Kassel den Plänen nicht zugestimmt und auf die möglichen Gefahren für die Untertagedeponie Herfa-Neurode hingewiesen. Ohne Zustimmung des Regierungspräsidiums kann auch die Thüringer Bergbaubehörde das Vorhaben nicht genehmigen.

K+S verweist auf laufendes Verfahren

K+S hält weiter an den Plänen fest und reagierte zurückhaltend auf die Forderungen der Werra-Weser-Anrainerkonferenz. Das Genehmigungsverfahren zum geplanten Einstapeln von Salzwasser im Grubenfeld Springen im Wartburgkreis dauere an, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. In diesem Rahmen werde auch die Verträglichkeit umfassend geprüft.

K+S verkauft weltweit Kali-Produkte als Düngemittel oder Rohstoffe. Der Konzern beschäftigt insgesamt rund 11.000 Mitarbeiter, davon mehr als 4.000 in Hessen und Thüringen.

MDR/dpa (rub/sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 02. August 2023 | 17:30 Uhr

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