Wartburgkreis Ruhlamat: Früh gestartet in die Energiewende

04. Januar 2023, 10:09 Uhr

Das Industrieunternehmen Ruhlamat in Marksuhl im Wartburgkreis hat schon in die Energiewende investiert, als es dazu noch keinen ökonomischen Druck gab. Seit 1999 erzeugt der Sondermaschinenbauer eigenen Windstrom. Für Büros entstand ein Passivhaus, Solarmodule liegen auf mehreren Gebäuden. Das Familienunternehmen hat sich früher als andere einiges einfallen lassen, um Energie zu erzeugen, zu sparen oder besonders effektiv zu nutzen.

Autorenbild Ruth Breer
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Es ist Aushängeschild und auch Werbeträger für das Familienunternehmen Ruhlamat: das rund 120 Meter hohe Windrad am Gewerbegebiet Marksuhl. Seit 1999 hat es mehr als zehn Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt, so ist auf einer Anzeigentafel im Gebäude zu sehen.

Dass es damals gebaut wurde, ist der Initiative der Unternehmerfamilie Mack zu verdanken, sagt Qualitätsmanagerin Romina Grasso. Sie habe damit ganz bewusst auch ein gesellschaftliches Zeichen setzen wollen. Das Windrad sei damals gefördert worden, "aber wir scheuen die Investition auch nicht, wenn wir erstmal drauflegen. Weil wir einfach Interesse daran haben."

Photovoltaik auf allen Hallen

Und beim Windrad, das bis zu 45 Prozent des Strombedarfs erzeugt, endete das Interesse nicht. Im Jahr 2008 wurde damit begonnen, Photovoltaikanlagen auf den Dächern eines neuen Bürogebäudes und auf Fertigungs- und Montagehallen zu installieren. Wind und Sonne produzieren bis zu 85 Prozent des Strombedarfs des Unternehmens. Weil es aber noch keine Möglichkeit gibt, die Energie zu speichern, wird tatsächlich nur die Hälfte des Eigenbedarfs mit dem selbsterzeugten Strom gedeckt. Der Rest wird ins Netz eingespeist. Die jährliche Kostenersparnis beim Stromverbrauch gibt Ruhlamat mit 55.000 Euro an.

Passivhaus und Erdwärmepumpen

Aber Energie wird nicht nur selbst erzeugt, sondern auch sparsam und effektiv genutzt. So hat das Unternehmen im Jahr 2008 das neue repräsentative Bürogebäude als Passivhaus gebaut. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage, geheizt wird mit Hilfe einer Erdwärmepumpe. Es gibt eine integrierte Lüftung, die Fenster lassen sich nicht öffnen. Auch Lichtschalter sucht man vergebens. Präsenzmelder sorgen dafür, dass das Licht angeht, wenn man den Raum betritt - und ausgeht, wenn man ihn verlässt.

Abwärme für warmes Wasser

Eine weitere Erdwärmepumpe wird seit 2019 eingesetzt, um in einer Montagehalle eine Fußbodenheizung zu betreiben - das sei günstig, sagt Romina Grasso, weil eine solche Heizung niedrigere Vorlauftemperaturen benötigt. Drei Luft-Luft-Wärmepumpen nutzen die Abwärme von Serverräumen, von Druckluftkompressoren und der Lackiererei, um Brauchwasser zu erwärmen. Auch das Kühlhaus der Kantine ist seit 2017 mit einer Wärmerückgewinnung gekoppelt. Dort wird ebenfalls die Abwärme für warmes Wasser verwendet.

Suche nach einem Stromspeicher

Weniger Energie als zuvor verbraucht auch die Beleuchtung. In den Jahren 2015/16 hat Ruhlamat sämtliche Leuchtstoffröhren in den Fertigungs- und Montagehallen durch LED-Leuchten ersetzt. In den letzten 25 Jahren hat Ruhlamat an allen drei deutschen Standorten mehr als 1,3 Millionen Euro in erneuerbare Energien investiert, rechnet das Unternehmen vor.

Und was folgt in Marksuhl als nächstes? Im kommenden Jahr soll eine neue Lagerhalle gebaut werden - natürlich mit Solaranlage auf dem Dach, sagt die Qualitätsmanagerin. Auch die anderen Bürogebäude sollen mit Photovoltaik ausgerüstet werden. Und das Unternehmen suche nach Wegen, den produzierten Strom zu speichern, um ihn vollständig selbst nutzen zu können.

300 Tonnen CO2 weniger

Durch die eigene Erzeugung von Strom und Wärme stößt das Unternehmen nach eigener Berechnung durchschnittlich 300 Tonnen CO2 im Jahr weniger aus. Den Beschäftigten werde der sparsame Umgang mit Energie regelmäßig in den jährlichen Unterweisungen vermittelt, erzählt Romina Grasso. Abends die Heizung runterdrehen und Fenster schließen - "wie zuhause auch!" Wie der Energiekurs mit dem eigenen Windrad bei der Belegschaft ankommt? "Die Mitarbeiter sehen das auch als Aushängeschild und sind stolz darauf, hier zu arbeiten."

MDR (rub/dr)

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 04. Januar 2023 | 18:00 Uhr

4 Kommentare

Ralf G am 04.01.2023

Ruhlamat tut, was jedes gut geführte Unternehmen auch macht. Es spart nach seinen Möglichkeiten Energiekosten. Der Steuerzahler hat kräftig mitgeholfen.

Jedimeister Joda am 04.01.2023

Umverteilung von unten nach oben. Und bald haben die Chinesen den ganzen Krempel

ElBuffo am 04.01.2023

Der hält dann ja auch wieder die Hand auf, wenn aufgrund der gesparten Kosten der Gewinn höher ausfällt. Passt schon.

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