SERVICESTUNDE | 12.09.2022 | Zum Nachlesen Sparen oder blechen: Energiespar-Tipps für die Heizsaison

12. September 2022, 19:01 Uhr

Was muss bei einer Wärmepumpe oder einem Heizlüfter beachtet werden? Macht ein hydraulicher Abgleich Sinn? Was macht man bei einer stark erhöhten Gasrechnung? Unsere Experten geben Antworten.

Steigende Energiepreise und was man dagegen tun kann - das war am 12. September Thema der Servicestunde von MDR THÜRINGEN mit Moderator Matthias Haase.. Die Fragen unserer Hörer und Nutzer beantworteten als Studiogäste Ramona Ballod (Energieexpertin der Verbraucherzentrale Thüringen) und Sebastian Bähring als technischer Berater des Fachverbandes Sanitär, Heizung, Klima in Thüringen. Die wichtigsten Fragen im Überblick:

Was muss ich bei einer Wärmepumpe beachten?

Der Einbau einer Wärmepumpe ist aufwändiger als etwa der Einbau einer Gasheizung. Momentan ist die Verfügbarkeit der Geräte das größte Problem. In Thüringen seien die Heizungsfirmen unterschiedlich darauf vorbereitet, erklärt Bähring. Ein Unterschied zu Gasheizungen ist aber, dass der Elektriker mit im Boot sein muss.

Wichtig ist, dass eine Wärmepumpe immer dann sehr gut funktioniert, wenn es eine Fußbodenheizung gibt. Da kann man relativ problemlos die Heizungsart tauschen. Wenn Heizkörper vorhanden sind, ist die Frage, ob die Fläche der Heizkörper groß genug ist für die niedrige Vorlauftemperatur einer Wärmepumpe. Das ist laut Bähring der wichtigste Punkt, der zuvor zu klären ist.

Verbraucherschützerin Ballod empfiehlt, sich schon jetzt möglichst einen Vorkostenanschlag erstellen zu lassen, auch wenn der Installateur noch keinen Fertigstellungstermin nennen kann.

Kann man auch ohne Fußbodenheizung eine Wärmepumpe installieren?

Man könne eine Flächenheizung auch an der Wand verlegen, sagt Bähring. Das seien einfach Leitungen an der Wand. Der Putz muss dafür nicht unbedingt abgehackt werden. Das wäre einfach eine Fußbodenheizung für die Wand. Alternativ könnte neben einer Wärmepumpe auch für die Spitzenlast eine zweite Heizform eingebaut werden.

Macht eine Solaranlage zur Miete Sinn?

In der Regel sind laut Ballod solche Modelle, bei der man zunächst nichts für den Bau bezahlt, aber dafür später eine monatliche Rate, teurer als der Einbau einer eigenen Anlage. Sie machten vor allem dann Sinn, wenn man sich eine eigene Anlage zunächst nicht leisten könne.

Machen Kamine mit Wassertaschen Sinn?

Das sei etwa als zweite Heizform neben einer Wärmpumpe eine sehr gute Idee als Pufferspeicher, sagt Bähring und verweist darauf: Man könnte den überschüssigen Strom einer Solaranlage für eine Heizpatrone verwenden. Aber die Installation ist aufwändig.

Kann man später einmal beim Heizen Wasserstoff dem Gas zumischen?

Aktuell werde daran geforscht, wie viel Wasserstoff beim Erdgas zugeführt werden kann, berichtet Bähring und ist optimistisch: "Wir sind auf einem guten Weg zu erfahren, wie viel Wasserstoff die Geräte vertragen."

Kann man einen Ventilator nutzen, um warme Luft an der Decke in den Rest des Raumes zu schieben?

Heizungsfachmann Bähring glaubt da eher nicht dran: Bei sehr hohen Decken kann dies zumindest einmal ausprobiert werden.

Macht ein Lüfter auf einer kleinen Heizung Sinn, um damit die Wärme schneller abzutransportieren?

Für Bähring ist das denkbar, gerade wenn man die Vorlauftemperatur damit senkt, weil beispielsweise eine Wärmepumpe eingebaut wurde. Er verweist aber darauf, dass der durch den Luftzug angesaugte Staub und Dreck gereinigt werden muss. Dagegen benötigt der Lüfter nicht viel Strom.

Macht ein hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage Sinn?

Ein hydraulischer Abgleich bedeutet, dass die Heizung nur das Wasser erhält, das sie auch benötigt. Anderenfalls würde der Heizkörper, der am nächsten an der Heizung ist, die meiste Wärme bekommen, und der am weitesten entfernte am wenigsten. Bei solch einem Abgleich stellt ein Monteur jedes Ventil an den Heizkörpern ein.

Ein Abgleich sollte bei der Installation der Heizung erledigt werden, sind sich beide Experten einig. Wobei Verbraucherschützerin Ballod auch schon die Erfahrung gemacht hat, dass Installationsfirmen dies nicht beim Einbau mit übernehmen wollten. Sie empfiehlt unabhängig davon eine gute Dokumentation der Heizungsinstallation, auch um einen erneuten Abgleich vergleichen zu können.

Eine elektronische Lösung, bei der so genannte Gateways in die Nähe eines Thermostats den Abgleich berechnen, macht für Bähring nur Sinn in großen und unübersichtlichen Anlagen, aber eher nicht im kleinen Einfamilienhäuschen.

Ein Abgleich müsste dazu bei jeder Veränderung der Heizungsanlage oder einer Dämmung neu durchgeführt werden. Viel spart man dabei eher nicht: Mit einem solchen Abgleich senkt man die Heizenergie laut Bähring in der Regel um wenige Prozentpunkte. Besser sei ein Absenken der Raumtemperatur.

Mit was kann man noch deutlich Energie sparen?

Neben dem Absenken der Raumtemperatur kann auch der Austausch einer alten Heizungspumpe Sinn machen. Heutzutage gibt es Hocheffizienzpumpen, früher gab es dagegen dreistufige Pumpen. Ein Austausch einer solchen alten Pumpe gerade in Mietshäusern sei nicht aufwendig oder sehr teuer, spare aber viel Energie, erklärt Heizungsexperte Bähring.

Für alle, die keine Heizung tauschen können, bietet sich noch an, das Schlafzimmer sehr viel weniger zu heizen. Abends vor dem Zubettgehen lieber eine Thermosflasche ins Bett legen, schlägt Ballod vor.

Ist ein Vermieter verpflichtet, Heizungsrohre zu dämmen?

Ja. Heizungsrohre im ungedämmten Bereich, also etwa im Treppenhaus oder im Keller, müssen vom Vermieter gedämmt werden. Abhängig von der Vorlauftemperatur der Heizung schätzt Experte Bähring, dass bis zu 50 Watt pro Meter Rohrleitung verloren gehen könnte. Dagegen ist eine Dämmung relativ kostengünstig. Ramona Ballod verweist darauf, dass man, bevor man doch selbst Hand anlegt als Mieter, zuerst den Vermieter anschreiben sollte.

Ist der Einsatz eines Infrarot-Strahlers sinnvoll?

Bei Infrarot ist es zunächst wichtig, dass man direkt gegenüber sitzen muss. Ein Infrarot-Strahler etwa im Bad sei aber eine sehr gute Idee, weil man dann laut Bähring die Temperatur im Bad etwa um zwei Grad senken kann. Man dreht also die Heizung herunter und heizt nur mit dem Strahler, wenn man im Bad ist.

Welche Fehler kann man beim Energiesparen machen?

Mit einem Elektroheizlüfter sollte aufgrund der hohen Kosten und des entstehenden Feinstaubs nicht dauerhaft geheizt werden. Strom ist aktuell fast drei Mal teurer als Gas. Es macht zudem keinen Sinn, ein Zimmer permanent mit Strom zu beheizen. Ein Heizlüfter, der zwar sehr preiswert und beliebt ist, macht jedoch Lärm und wirbelt Staub auf. Dieser wird heiß und verbrennt. Dieser Feinstaub kann sogar gesundheitsgefährdend sein, warnt Ballod. Und vor allem könnten auch die Stromleitungen bei einem dauerhaften Betrieb überlastet werden.

Schimmelpilze wachsen am besten, wenn es warm und feucht ist. Deshalb sollte auf jeden Fall einmal, besser in kurzer Zeit zweimal stoßgelüftet werden. Ballod begründet dies, dass erst beim zweiten Mal die Feuchtigkeit auf den Oberflächen verschwinde. Beim ersten Mal würde nur die Feuchtigkeit in der Raumluft nach draußen entweichen.

Natürlich sollte auch nicht mit Kerzen geheizt werden.

Wie kann man einen Stromausfall vorbeugen?

Bei einem sogenannten Blackout funktioniert in der Regel - außer einem Kamin - keine Heizung mehr, weil diese auch Strom benötigt. Man könnte stattdessen eine Solaranlage mit Notstrom-Funktion installieren. Aber das dauert natürlich, bis diese installiert ist. Es gibt zudem Notstrom-Aggregate mit Diesel.

Verbraucherschützerin Ballod rechnet nicht mit größeren Stromausfällen, zumal es in Thüringen auch Pumpspeicher gibt, die für mehrere Stunden einen Ausfall auffangen könnten. Wenn man zu Hause etwas Kritisches hat, das Strom benötigt, sollte man trotzdem schauen, ob man sich etwa eine Batterie zum Puffern der Energie zulegen sollte.

Wie lange dauert es, bis ungedämmte Wasserrohre einfrieren?

Das hängt laut Bähring etwa von der Außentemperatur ab, von der Dämmung der Rohre - und ob diese außen an der Wand entlanglaufen. Wenn das Haus gut geheizt ist, dauert das wahrscheinlich ein, zwei Tage. Kritisch seien dabei die Leitungen, die im Drempel in der Nähe des Dachgeschosses verlegt sind, nicht die im Keller.

Was sollte man tun, wenn man eine stark erhöhte Gasrechnung bekommt?

Wenn man eine Preiserhöhung bekommt, dann sollte man sich erst einmal in Ruhe die höheren Abschläge genau durchlesen, erklärt Verbraucherschützerin Ballod. Man kann etwa prüfen, ob man einen Festpreisvertrag hat.

Wenn jemand die Abschläge nicht mehr bezahlen kann, rät Ballod, kommt vielleicht Wohngeld infrage. Dafür muss nicht erst das komplettes Ersparte aufgebraucht werden. Wenn man nur einmal einen hohen Betrag zahlen muss, kann es einen einmaligen Zuschuss beim Sozialamt geben.

Die Verbraucherzentrale rechnet in einer Energieberatung auch schon vor einer Preiserhöhung aus, wie hoch die neue Rechnung ausfallen könnte.

Muss die Umsetzung der Gasumlage angekündigt werden?

Ja, das ist eine Preiserhöhung. Und daher muss diese angekündigt werden.

Wie schnell bekommt man aktuell eine Energieberatung der Verbraucherzentrale?

In Erfurt und in Weimar gibt es aktuell einen Termin im Oktober, in Gera noch im September.

MDR (rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Servicestunde | 12. September 2022 | 11:00 Uhr

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