Zeitung mit Börsenteil zu Deutschen Staatsanleihen
Die Zinsen von Staatsanleihen werden immer zu festen Terminen ausgezahlt. Bildrechte: IMAGO / Schöning

Staatsanleihen Mit dem Staat Geld verdienen

25. August 2023, 13:23 Uhr

Bei Anleihen handelt es sich um festverzinsliche Wertpapiere. Es gibt sowohl Staaten als auch Unternehmen, die Anleihen anbieten. Besonders für Personen, die langfristig ihr Geld anlegen wollen, sind sie eine interessante Option. Wir klären, wie Anleihen funktionieren, was man zur Sicherheit wissen sollte und was sie von Aktien unterscheidet.

Wie funktionieren Staatsanleihen?

Staatsanleihen sind für den Staat – neben zum Beispiel Steuern – eine weitere Möglichkeit Geld einzunehmen. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen Kredit, den der Staat aufnimmt. Privatpersonen können die Anleihen bei einer Bank kaufen und leihen somit dem Staat Geld. Im Gegenzug dafür bekommt man Zinsen. Nach einer vorher bestimmten Laufzeit wird das Geld dann zum sogenannten Nennwert – das ist der Betrag, der ursprünglich für die Anleihe bezahlt wurde – zurückgezahlt.

Beispiel: Sie entscheiden sich dafür, Staatsanleihen für 5.000 Euro mit einer Laufzeit von zehn Jahren zu kaufen. Diese haben einen Zinssatz von 1,5 Prozent. In diesem Zeitraum erhalten Sie jährlich die 1,5 Prozent Zinsen. Nach den zehn Jahren werden Ihnen zudem die 5.000 Euro zurückgezahlt.

Was sind Bundesanleihen? "Bundesanleihen sind Schuldverschreibungen der Bundesrepublik Deutschland. Es gibt sie mit Laufzeiten von 7, 10, 15 oder 30 Jahren ab Emissionszeitpunkt. Inhaber erhalten jährlich feste Zinszahlungen (Kupons) sowie die Rückzahlung zum vollen Nennwert am Laufzeitende" , heißt es auf der Webseite der Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH.

Die Höhe der Zinsen – welche auch als "Kupons" bezeichnet werden – unterscheidet sich von Staat zu Staat. Sie sind festgelegt und bleiben auch über die Laufzeit hinweg gleich. "Damit lassen sich die mit ihnen erzielbaren Erträge schon zum Zeitpunkt der Geldanlage exakt kalkulieren. Sie eignen sich daher für Anleger mit entsprechend langem Anlagehorizont", schreibt die Finanzagentur des Bundes. Die Zinsen hängen einerseits von der Bonität des jeweiligen Staates ab. Je kreditwürdiger ein Staat ist, desto niedriger fällt der Zinswert aus. Denn das Anlagerisiko ist dann nicht so hoch. Andererseits werden sie aber auch von der Laufzeit der Anleihe und dem Leitzins der Europäischen Zentralbank beeinflusst.

Wie sicher ist diese Art der Geldanlage?

Die Beurteilung über die Bonität übernehmen sogenannte Ratingagenturen. Eine davon ist zum Beispiel S&P Global Ratings, deren Skala von AAA bis D reicht. So bedeutet AAA "extrem starke Fähigkeit finanzielle Verpflichtungen zu erfüllen"* und D "Zahlungsverzug aufgrund einer finanziellen Verpflichtung oder Verletzung eines kalkulatorischen Versprechens; wird auch verwendet, wenn ein Insolvenzantrag gestellt wurde"*, heißt es auf der Webseite von S&P Global Ratings. Dort können die Länder mit ihrer Bewertung und weiteren Angaben wie dem Bruttoinlandsprodukt auch eingesehen werden. Einige Beispiele: Deutschland wird in die Kategorie AAA eingeordnet, Frankreich und das Vereinigte Königreich bei AA, Italien bei BBB und Serbien bei BB+.

Wer also Anleihen eines Staates mit niedriger Bewertung kauft, kann zwar mit einem hohen Kupon rechnen, geht damit aber gleichzeitig auch ein größeres Risiko ein. Die Sicherheit dieser Geldanlage hängt demnach vom jeweiligen Land ab. Im Fall von Bundesanleihen kann aber aufgrund der Bewertung von einer sehr hohen Sicherheit ausgegangen werden. Hinzu kommt natürlich auch die Laufzeit. Je länger, desto größer ist das Risiko und dementsprechend sollten auch die Zinsen höher sein. Eine weitere Möglichkeit ist die Investition in einen Anleihen-ETF.

Was unterscheidet Anleihen und Aktien?

Bei Anleihen leiht der Käufer dem sogenannten Emittenten (dem Staat oder auch Unternehmen) Geld. Damit geht jedoch nicht einher, dass der Anleger einen Teil des Staates oder Unternehmens erwirbt. Das geschieht hingegen bei Aktien. Wer Aktien einer Firma kauft, dem gehört ein entsprechender Prozentsatz von dieser.

Durch den vorab festgelegten Zinssatz und die genaue Laufzeit, lassen sich konkrete Gewinne bei Anleihen genau berechnen. Der Zins von Aktien hingegen hängt von den Schwankungen der Börse ab und auch eine genaue Laufzeit gibt es nicht. Zwar sind auch Anleihen von Kursschwankungen betroffen, jedoch spielt das für den Anleger nur dann eine Rolle, wenn er seine Anleihen vor Ablauf der Laufzeit weiterverkaufen will. Der Kurs wirkt sich also nicht direkt auf die Rendite aus. Denn diese ergibt sich aus dem Nennwert und den zuvor festgelegten Zinsen. Bei Aktien hingegen hängt die Rendite auch von der Dividende ab.

Emittent, Rendite, Zins – Begriffe aus der Finanzwelt auf einen Blick erklärt Bonität – "[einwandfreier] Ruf einer Person oder Firma im Hinblick auf ihre Zahlungsfähigkeit oder Kreditwürdigkeit"

Dividende – "jährlich auf eine Aktie entfallender Anteil am Reingewinn"

Emittent – "Person oder Bank, die Wertpapiere ausstellt und ausgibt"

Nennwert – "auf Münzen, Banknoten o. Ä. angegebener Wert"

Rendite – "Ertrag einer Kapitalanlage"

Zins – "(nach Prozenten berechneter) Betrag, den jemand von der Bank für seine Einlagen erhält oder den er für zeitweilig geliehenes Geld bezahlen muss"

Quelle: Duden.de

Anleihen vor Ende der Laufzeit verkaufen: Das sollte beachtet werden

Möchte jemand seine Anleihen bereits vor Ablauf der Laufzeit verkaufen, dann spielen die Schwankungen und der Marktzins jedoch eine Rolle. Der Nennwert einer Anleihe beträgt in der Regel immer 100 Prozent. Wenn sich aber der Marktzins ändert, kann sich auch der Wert der Anleihe verändern. Einfach gesagt: Steigt der Zins, sinkt der Kurs der Anleihe und umgekehrt. Wenn der Anleger seine Anleihe also vor Ablauf verkaufen möchte, der Zins aber gestiegen ist, muss er damit rechnen, dass er sie nicht zum ursprünglichen Preis, sondern zum Beispiel zu einem Wert von 96 Prozent verkauft bekommt. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt. Wenn der Zins sinkt und der Kurs steigt, dann können Anleihen auch mit Gewinn veräußert werden.

Beispiel: Eine Staatsanleihe wurde für 1.000 Euro Nennwert erworben. Das entspricht den 100 Prozent. Ist der Kurs zum Zeitpunkt des Verkaufs auf 96 Prozent gesunken, würde man für diese Anleihe nur noch 960 Euro bekommen. Ist der Kurs auf 104 Prozent gestiegen, dann gäbe es 1.040 Euro. Zum Verkaufspreis kommen dann noch die sogenannten Stückzinsen dazu. Das sind die angelaufenen Zinsen des aktuellen Jahres. Stückzinsen werden demnach vom Käufer an den Verkäufer gezahlt.

Mehr zum Thema Geld anlegen

* Übersetzung aus dem Englischen

MDR (jvo)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 04. Dezember 2022 | 19:00 Uhr

Mehr zum Thema Finanzen

Weitere Ratgeber-Themen