Fußball | Regionalliga Elfmeter entscheidet: BSG Chemie Leipzig gewinnt gegen glücklose Eilenburger
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11. Spieltag
22. Oktober 2023, 18:05 Uhr
Chemie Leipzig feiert mit einer Rumpfelf einen glücklichen Sieg gegen den starken Aufsteiger aus Eilenburg. Das Spiel entschied eine strittige Szene, in der es Elfmeter und Rot für den Underdog gab.
Der FC Eilenburg kann bei der BSG Chemie Leipzig einfach nicht gewinnen. Am Sonntag (22.10.2023) verlor der Aufsteiger denkbar knapp und höchst unverdient mit 0:1. Entscheidend war die 51. Minute, als es einen umstrittenen Elfmeter für Chemie und Rot für Eilenburgs Arne Rühlemann gab. Janik Mäder nutzte die Chance und traf zum Tor des Tages.
Es war ein glücklicher Dreier für die Gastgeber, die mit großen personellen Sorgen ins Spiel gegangen waren und auch in Überzahl nicht dominierten. Entsprechend enttäuscht war FCE-Trainer Sascha Prüfer: "Wir dominieren das ganze Spiel, selbst in Unterzahl. Leider belohnen wir uns nicht." Die Schiedsrichter-Leistung von Jens Klemm wollte er nicht beurteilen: "Ich sage lieber nichts. Ich habe eine Vorbildfunktion", meinte Prüfer an seinem 37. Geburtstag.
Fünf "notgedrungene" Wechsel bei Chemie
Nach dem emotionalen Hoch gegen Eintracht Frankfurt folgte in dieser Woche eine Hiobsbotschaft nach der anderen: Die Grippewelle legte Chemie lahm. Fünf Stammspieler fehlten gegen Eilenburg. Neben dem verletzten Philipp Harant musste Miroslav Jagatic im Vergleich zum 4:2-Sieg gegen den ZFC Meuselwitz auch auf Benjamin Bellot, Florian Brügmann, Marcel Hilßner und Torjäger Florian Kirstein verzichten. Der FCE tauschte im Vergleich zum 1:3 gegen Cottbus nur einmal: Rühlemann rückte für Patrick Aquilar in die Mannschaft.
Eilenburg spielbestimmend - Chemie lauert
Das Spiel war erst wenige Sekunden alt, als ausgerechnet der gebürtige Eilenburger Philipp Wendt die dicke Chance zur schnellen Führung hatte. Nach einer Flanke von Lucas Surek von der rechten Seite kam Wendt, der bis zur D-Jugend beim FCE spielte, völlig freistehend aus 14 Metern zum Schuss, jagte das Leder aber haarscharf vorbei. Im Gegenzug prüfte Benjamin Luis erstmals Chemie-Schlussmann Jonas Janke. Der tauchte bei seinem ersten Spiel stark ab und klärte zur Ecke.
Der Aufsteiger spielte weiter mutig, hatte das Mittelfeld im Griff und mehr Ballbesitz. Einziges Manko: Die Angriffe wurden nicht gut zu Ende gespielt. Mit zwei Ausnahmen: Beim Kopfball von Tim Bunge hatten die mitgereisten Fans den Torschrei auf den Lippen. Janke lenkte den Ball an die Latte (34.). Kurz vor der Pause schob Lennert Möbius in Bedrängnis nach starker Luis-Vorarbeit am Tor vorbei. Chemie lauerte in der ersten Halbzeit nur auf Konter und hatte durch den Hinterhaltsschuss von Gildenberg und den Heber von Surek nach einem Blackout von Moritz Kretzer noch zwei gute Szenen.
Hand - Elfmeter - Rot: Hektik nach der Pause
Nach der Pause wurde es hektisch. Nach einer Eingabe von Möbius bekam Dennis Mast den Ball an den Arm. Die Eilenburger forderten Strafstoß, aber Schiedsrichter Jens Klemm entschied auf Weiterspielen und gab im Gegenzug Elfmeter und Rot für Chemie.
Pechvogel war Rühlemann. Der Youngster traf nach einer Eingabe die falsche Entscheidung, wollte mit dem Kopf zum Ball gehen, weil das Leder auf dem tiefen Rasen aber nicht sprang, preschte Thilo Gildenberg dazwischen, Rühlemann versuchte kurz nach dem Bein zu greifen, griff aber ins Leere, trotzdem entschied Klemm zum Entsetzen der Eilenburger auf Elfmeter und Rot. Der eingewechselte Mäder versenkte den Strafstoß zum 1:0 (53.).
Der Aufsteiger wehrte sich in Unterzahl und hatte in der 75. Minute die Chance zum 1:1. Nach einem feinen Spielzug musste Janke gegen Bunge Kopf und Kragen riskieren und war einen Tick vorher am Ball. Chemie blieb auch in Überzahl harmlos und kam aus dem Spiel zu keiner weiteren Top-Chance. Stattdessen hatte Bunge den Ausgleich in der Schlussminute auf dem Kopf. Nach schöner Freistoßeingabe von Michael Schlicht flog er in den Ball, köpfte aber aus drei Metern drüber und war anschließend den Tränen nahe: "Den muss ich machen. Unfassbar, wie wir dieses Spiel verlieren können."
So geht es nächste Woche weiter
Auf Chemie Leipzig wartet am kommenden Samstag ein Saison-Höhepunkt. Die Leutzscher gastieren zum Traditionsduell bei Carl Zeiss Jena. Die Thüringer kamen ganz schwer aus den Startlöchern, nun wird sich zeigen, ob der 2:0-Sieg bei Energie Cottbus eine Eintagsfliege oder der Startschuss für eine Aufholjagd war. Das Kellerduell steigt dagegen im Ilburg-Stadion: Der FCE empfängt Schlusslicht Berliner AK.
Trainerstimmen
Sascha Prüfer (FCE): "Sorry, ich möchte die Szene zum Elfmeter und Rot nicht kommentieren. Ich habe eine Vorbildfunktion. Ich muss meinen Mund halten. Aber zwei Minuten früher geht der Ball auch an die Hand. Das ist für mich auch eine 50:50-Entscheidung. Da gibt es keinen Pfiff. Das ändert leider das komplette Spiel. Meine Hauptfrage ist auch, warum muss ich mich von der anderen Seite melden und noch eine Rote Karte geben. Das tut uns als Verein richtig weh. Ich möchte meine Mannschaft in Schutz nehmen, weil ich glaube, alle hier im Stadion haben gesehen, was wir heute gemacht haben. Wir haben das Spiel auch in Unterzahl bestimmt. In der ersten Halbzeit war es nur bei Umschaltsituationen für Chemie gefährlich. Wir belohnen uns nicht. Das müssen wir uns ankreiden, aber ehrlich, wenn eine Mannschaft, die unten steht, die es ohnehin schon schwer hat, mit den Mitteln, die wir haben, hier vor seiner Kulisse das ganze Spiel macht, das muss honoriert werden. Es ist verdammt ärgerlich, dass wir keinen Punkt mitnehmen."
Miroslav Jagatic (Chemie): "Wir sind froh, dass Janik Mäder über den Schmerz gegangen ist und beim Elfmeter Verantwortung übernommen hat. Alle, die heute auf dem Platz waren, haben es gut gemacht. Hut ab vor meiner Mannschaft. Es hätte auch in eine andere Richtung ausschlagen können. Wir müssen sehen, dass die Spieler schnell zurückkommen. Heute war sehr viel Wille drin. Wir haben mit einer Truppe gespielt, die sich keiner hätte ausmalen können und da gewinnste noch. Da kann ich wirklich nur zufrieden sein."
sst
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 22. Oktober 2023 | 16:00 Uhr
dor schaal67 vor 26 Wochen
Die meisten Chemiker ordnen es schon realistisch ein,eine B Elf die Mut macht und sehr glücklich gewonnen hat. Die zweite Reihe bei Chemie braucht Spielpraxis und die sollten sie meiner Meinung nach auch bekommen, Eilenburg hat ne gute Truppe beisammen und wenn's ihr Chancen besser nutzen gewinnen sie das Spiel.GwG Schaal
AufmerksamerBeobachter vor 26 Wochen
Stimmt, das kann moralische Gründe haben, aber auch arbeitsrechtliche.
Wer einen Vertrag unterschreibt, der kennt auch die Kündigungsregeln. Ich hatte selbst den Fall, das ich dem AG sehr langwierig nahelegen musste, die Kündigung mit Freistellung auszusprechen, was mir insgesamt mehrere zehntausend Euro gesichtert hat. Wer als Trainer wieder auf den Markt kommt, muss oft zwei Jahre und länger auf ein passendes Engagement warten. Da muss man auch egoistisch auf seinen Vorteil blicken.
So wie sich Civa bisher verhält, muss man ihm die Freistellung gönnen. Er identifiziert sich sehr mit seiner Mannschaft und dem Club, das ist halt dann die zweite Seite der 'Mechanismen' im Fußball: Man fliegt schnell vom Karussell, aber das wissen die Finanzjonleure und Controller auch und müssen für so einen Fall Budget abstellen.
Ostfussballsympathisant vor 26 Wochen
Wer sagt es wäre kein Elfmeter gewesen, hat einfach keine Ahnung oder noch nie selbst Fussball gespielt. In der Zeitlupe im TV sieht man eindeutig dass der Abwehrspieler den Stürmer mit beiden Händen am Bein hält und damit klar am Torschuss hindert.
Des Weiteren bleibt negativ zu erwähnen, dass der Grundtenor der Berichterstattung und Eilenburger Interviews nicht korrekt ist. Sicherlich hatte Eilenburg einige Chancen sowie gute Spielanteile, hier aber von einer Dominanz oder Einflussnahme von Außen zu sprechen, ist total abwägig.
Glückwunsch an die Ersatzgeschwächten Chemiker für den Arbeitssieg gegen ein aufopferungsvoll kämpfendes Eilenburg, das hoffentlich noch seine Punkte gegen den Abstieg holt.