Dirigierstudentin Katharina Dickopf dirigiert das MDR-Sinfonieorchester.
Dirigierstudentin Katharina Dickopf dirigiert das MDR-Sinfonieorchester bei der Generalprobe für das Abschlusskonzert. Bildrechte: MDR KLASSIK / Lisa Paschold

Dirigierworkshop für Studierende "Wenig sprechen, viel zeigen“: Dirigierworkshop des MDR-Sinfonieorchesters für Studierende

08. Mai 2023, 16:44 Uhr

Vergangene Woche hat im MDR-Orchestersaal am Leipziger Augustusplatz ein viertägiger Workshop für Dirigierstudierende stattgefunden. Die sechs Teilnehmenden der Hochschulen Weimar, Leipzig und Dresden durften ausgewählte Stücke mit dem MDR-Sinfonieorchester proben, am Ende dirigierten alle gemeinsam ein Abschlusskonzert. Ein lebendiger Austausch zwischen Studierenden, Musikerinnen und Professoren, von dem alle profitierten.

Wohlwollendes Miteinander und angeregter Austausch

Tag eins beim Dirigierworkshop am Leipziger Augustusplatz: Im Orchestersaal beginnen sich die Musikerinnen und Musiker des MDR-Sinfonieorchesters einzuspielen, ein wildes Durcheinander an Klängen erfüllt den Raum. Auf den Plätzen nutzen die Studierenden die letzten Minuten vor Anfang für einen schnellen Blick in ihre Partituren. Auch wenn Nervosität und Konzentration spürbar sind, wirkt die Stimmung insgesamt heiter, es herrscht ein angeregter Austausch zwischen allen Beteiligten, der Ton bleibt selbst bei Kritik immer wohlwollend.

Ekkehard Klemm
Bei Professor Ekkehard Klemm studierte u.a. Oksana Lyniv, die erste Frau am Pult in Bayreuth. Bildrechte: Hans Ludwig Böhme

Die nächsten drei Tage bekommen die Studierenden je 40 Minuten Zeit unterschiedliche Werke mit dem Orchester zu proben, am letzten Tag folgt das Abschlusskonzert. Jeder Tag wird von einem anderen Professor der drei Hochschulen begleitet, den Auftakt macht Professor Ekkehard Klemm von der Hochschule Dresden. Er ist dankbar für das Gemeinschaftsprojekt, das nun bereits seit 13 Jahren besteht. Denn die Studierenden profitieren besonders, wenn sie mit einem Profi-Orchester arbeiten können:

Das Problem besteht für die Studierenden oft darin, dass sie ein Stück selten so gut vorgespielt bekommen. Daher können sie kaum herausfinden, wo die eigene Interpretation ansetzen kann. So kommen sie hier durch die Qualität des Orchesters interpretatorisch sehr voran. Und sie lernen auch praktische Dinge: Wie probe ich mit einem Orchester, was muss der Dirigent regeln.

Professor Ekkehard Klemm

Große Professionalität und Klangkultur eine Erfahrung

Einer der Studierenden ist Bennett Eicke von der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Heute steht Paul Hindemiths Sinfonie Mathis der Maler auf dem Plan. Das Orchester beginnt, es gibt längere Episoden, die einfach laufen. Hin und wieder unterbricht Klemm, um Anmerkungen zu geben, auch der Konzertmeister und die Musikerinnen und Musiker teilen ihre Eindrücke. Nach der ersten Probe wirkt Bennett Eicke euphorisiert: "Es war erstmal eine Erfahrung, diesen Klangkörper zu erleben, gerade in Tutti-Klängen ist das natürlich eine große Professionalität vom Orchester herkommend, die man als Dirigent am Anfang seiner Karriere sonst überhaupt nicht erleben kann.“

Viel zu lernen

Katharina Dickopf von der Hochschule Dresden nimmt ebenfalls an dem Workshop teil. Nach ihrer zweiten Probe gibt es für sie viel zu reflektieren, was gut funktioniert hat, was weniger gut lief. Als Dirigentin habe man immer viele Ideen – wie man die jedoch am besten formuliert und lebendig werden lässt, stelle einen langen Lernweg für Dirigierende dar. Den Mut verliert sie jedoch nicht:

Mit den Musikern zusammenzuarbeiten und die wunderbaren Werke von großen Komponisten lebendig zu machen, das ist das, was mich motiviert.

Katharina Dickopf, Dirigierstudentin

Von dem Austausch profitieren alle

Nicht nur die Studierenden profitieren, auch für die Musizierenden des Orchesters bietet der Workshop eine gute Erfahrung, so Konzertmeister Andreas Hartmann. Die Musikerinnen und Musiker können hilfreiche Anmerkungen geben und kommen dafür mit jungen Nachwuchsdirigierenden in Kontakt. Elisabeth Marasch, 2. Violine, findet es besonders spannend, zu sehen, wie unterschiedlich die Studierenden dirigieren. Sich immer wieder neu darauf einzustellen, ist auch für sie noch eine gute Übung.

Ein guter Dirigent, eine gute Dirigentin zeige sich jedoch insbesondere daran, dass wenig gesprochen, viel gezeigt wird. Auch Klemm versucht seinen Studierenden beizubringen, den Rhythmus "durch den Köper durchzulassen“.

Der Workshop endete Freitagabend mit einem gemeinsamen Abschlusskonzert, für das alle Studierenden einen eigenen Satz dirigierten.

Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | MDR KLASSIK am Morgen | 04. Mai 2023 | 07:40 Uhr

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