Gesellschaft für deutsche Sprache "Krisenmodus" ist Wort des Jahres 2023

08. Dezember 2023, 10:13 Uhr

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat "Krisenmodus" zum Wort des Jahres 2023 gewählt. Klimawandel, der Russland-Ukraine-Krieg oder die Energiekrise seien noch nicht bewältigt und würden gleichzeitig von immer neuen Krisen eingeholt. Nahostkrieg, Inflation, Schuldenkrise und Bildungskrise kämen nun hinzu, heißt es in der Jurybegründung.

  • Das Wort des Jahres ist "Krisenmodus". Angesichts der Vielzahl gleichzeitiger Krisen sei der Ausnahmezustand zum Dauerzustand geworden, begründet die Jury ihre Auswahl.
  • Die Autorin Greta Taubert empfindet die Auswahl in diesem Jahr als "retro".
  • Jedes Jahr wählt die Gesellschaft für deutsche Sprache aus tausenden Vorschlägen die Wörter aus, die das öffentliche Leben im betreffenden Jahr am meisten geprägt haben.

"Krisenmodus" ist das Wort des Jahres 2023. Das gab die Jury der Gesellschaft für deutsche Sprache am Freitag bekannt.

"Krisen gab es schon immer", lautet die Jurybegründung und weiter: "Aber in diesem Jahr scheinen die Krisen und ihre Bewältigung zu kulminieren." Noch nicht bewältigte Krisen wie Klimawandel, der Russland-Ukraine-Krieg oder die Energiekrise würden von neuen Krisen eingeholt. Nahostkrieg, Inflation und Schuldenkrise kämen nun hinzu und auch die Bildungskrise spitze sich zu. Der Ausnahmezustand sei längst zum Dauerzustand geworden, heißt es in der Mitteilung der Gesellschaft für deutsche Sprache.

Auf den folgenden Plätzen landeten die Wörter Antisemitismus, leseunfähig, KI-Boom, Ampelzoff, hybride Kriegsführung, Migrationsbremse, Milliardenloch, Teilzeitgesellschaft und Kussskandal.

Autorin Greta Taubert: "Kein Abbild unserer Zeit"

Die Leipziger Autorin Greta Taubert bezeichnet die Wörter des Jahres 2023 im Gespräch mit MDR KULTUR als "retro": "Ich empfinde das nicht als Abbild unserer Zeit." Das Wort "Krise" habe sie allein im ersten Kapitel ihres ersten Buchs "Apokalypse jetzt" von 2014 bereits neunzehn Mal verwendet. "Ich würde sagen, meine berufliche Karriere ist auf dem Wort Krisenmodus aufgebaut", witzelt sie im Interview.

Aktivistinnen hätten beispielsweise das Wort "Krise" schon gestrichen und sprächen stattdessen von "Klimakatastrophe". "Ich glaube, dass dieses Wort Krisenmodus eigentlich schon so durchgenudelt ist und in keiner Weise mehr ausreicht, um zu beschreiben, in welcher Situation wir uns eigentlich wirklich gerade befinden."

Persönlich findet die Autorin die Worte "KI-Boom" und "Teilzeitgesellschaft" treffender für die Beschreibung unserer Gegenwart: "Wenn in diesem Jahr die Gesellschaft begonnen hat, ihr Verhältnis zur Arbeit nicht nur zu hinterfragen, sondern irgendwie auch pragmatisch zu verändern, dann finde ich das sehr wertvoll, das etymologisch auch abzubilden."

Über das Wort des Jahres

"Zeitenwende" wurde im vergangenen Jahr zum Wort des Jahres gewählt. Auf den Plätzen zwei und drei landeten 2022 "Krieg um Frieden" und "Gaspreisbremse".

Die Wörter des Jahres der vergangenen zehn Jahre (zum Aufklappen)

2022: Zeitenwende
2021: Wellenbrecher
2020: Corona-Pandemie
2019: Respektrente
2018: Heißzeit
2017: Jamaika-Aus
2016: postfaktisch
2015: Flüchtlinge
2014: Lichtgrenze
2013: GroKo

Eine Jury wählt das Wort des Jahres aus tausenden Begriffen und Wendungen aus, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise geprägt haben. Die Aktion der Gesellschaft für deutsche Sprache gab es erstmals 1971 und seit 1977 wird das "Wort des Jahres" regelmäßig gekürt. Für die Auswahl der Wörter des Jahres entscheidend ist dabei nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern deren Popularität.

Quellen: MDR KULTUR, Gesellschaft für deutsche Sprache, dpa, afp
Redaktionelle Bearbeitung: hro

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 08. Dezember 2023 | 10:30 Uhr

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