Konjunktur Deutsche Wirtschaft um 0,3 Prozent geschrumpft

15. Januar 2024, 13:36 Uhr

Die deutsche Wirtschaft steckt im Tief. Im vergangenen Jahr ist Europas größte Volkswirtschaft in die Rezession gerutscht. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes schrumpfte die preisbereinigte Wirtschaftsleistung um 0,3 Prozent. Im Jahr zuvor hatte es nach jüngsten Berechnungen noch 1,8 Prozent Wachstum gegeben.

Die deutsche Wirtschaft ist im vergangenen Jahr geschrumpft. Das teilte das Statistische Bundesamt nach einer ersten Schätzung mit. Demnach sank das Bruttoinlandsprodukt verglichen mit dem Vorjahr um 0,3 Prozent. 2022 hatte es noch zu einem Wachstum von rund 1,8 Prozent gereicht.

Als Gründe werden die hohe Inflation, steigende Zinsen und die schwache Weltkonjunktur genannt. Hinzu kommen politische Unsicherheiten – vom Ukraine-Krieg und dem Nahost-Konflikt bis hin zu den Haushaltsproblemen der Bundesregierung. Milliardenhilfen in der Energiekrise drückten den deutschen Staatshaushalt im vergangenen Jahr ins Minus.

Kaufkraft der Haushalte gesunken

Die hohe Inflation schmälerte etwa die Kaufkraft der privaten Haushalte, die sich deshalb mit dem Konsum zurückhielten und 0,8 Prozent weniger ausgaben. Die Europäische Zentralbank bekämpft die starke Teuerung mit dem höchsten Zinsniveau ihrer Geschichte. Das bekam die Baubranche besonders zu spüren: Sie erlitt einen Nachfrageeinbruch, da für viele potenzielle Häuslebauer der Traum von den eigenen vier Wänden wegen der teuren Finanzierungskosten platzte. Die Bauinvestitionen sanken um 2,1 Prozent.

Die Schwäche der Weltkonjunktur belastet zudem die Exportnation Deutschland. Die Ausfuhrbilanz für die ersten elf Monate 2023 fiel negativ aus. Der Wert der Warenexporte sank um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. "Die Sicherheitslage im Nahen Osten sowie die Übergriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer werden sich in den kommenden Monaten weiter negativ auswirken und sich in der Folge in den Handelswerten niederschlagen", erwartet Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen.

Rück- und Ausblick

2023 dümpelte die Konjunktur vor sich hin. Nach neuen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes gab es im ersten Quartal ein Miniwachstum von 0,1 Prozent. Im zweiten und dritten Vierteljahr stagnierte die Wirtschaft. Im Schlussquartal 2023 schrumpfte die Wirtschaftsleistung in Europas größter Volkswirtschaft einer ersten Schätzung der Wiesbadener Behörde zufolge preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,3 Prozent zum Vorquartal.

Für das laufende Jahr erwarten Experten bestenfalls ein leichtes Wachstum. Einige gehen sogar von einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung aus. Der aktuelle Sparzwang infolge des Karlsruher Richterspruchs lässt für 2024 wenig Optimismus aufkommen, was staatliche Konjunkturmaßnahmen angeht.

Aussichten sind "bescheiden"

Nach Einschätzung von Ifo-Präsident Clemens Fuest sind Deutschlands wirtschaftliche Aussichten für 2024 "eher bescheiden": "Das Wirtschaftswachstum wird nach unserer Einschätzung irgendwo zwischen null und einem Prozent landen. Es kann, wenn es schlecht läuft, aber auch ins Negative rutschen." Hohe Energiekosten und wachsender Arbeitskräftemangel seien mittelfristig große Herausforderungen.

Bei den Preisen dürften Verbraucher Entspannung erwarten. Volkswirte rechnen damit, dass der Preisdruck im laufenden Jahr nachlassen wird, wenn auch nicht so rasch wie erhofft. Denn die Anhebung des CO2-Preises von 30 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) auf 45 Euro zu Jahresbeginn sowie die Rückkehr zur höheren Mehrwertsteuer in der Gastronomie dürften die Preise anheizen.

2022 und 2023 zweitteuerste Jahre seit Wiedervereinigung

Die beiden vergangenen Jahre waren mit 6,9 Prozent in 2022 und voraussichtlich 5,9 Prozent in 2023 Inflation im Jahresschnitt die beiden zweitteuersten Jahre seit der Wiedervereinigung. Ökonomen gehen davon aus, dass sich der private Konsum mit sinkender Inflationsrate und steigenden Löhnen allmählich erholen wird. Dass zuletzt die Bauzinsen wieder gesunken sind, könnte zudem die Bauwirtschaft ankurbeln.

dpa/Reuters(das)

Hintergründe zur deutschen Wirtschaft

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. Januar 2024 | 11:30 Uhr

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