9. Oktober Marathon in Halle soll am Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge stattfinden

16. September 2022, 10:02 Uhr

Die Linksfraktion im Stadtrat Halle kritisiert, dass der Mitteldeutsche Marathon für den 9. Oktober geplant wird, den Jahrestag des Anschlags auf die Synagoge in Halle, bei dem zwei Menschen ermordet wurden. Auf dem Marktplatz würden an dem Sonntag Marathon und Gedenkveranstaltung gleichzeitig stattfinden. Die Linke hält das für "unsensibel und falsch".

In Halle sollen am zweiten Oktober-Sonntag sowohl der Mitteldeutsche Marathon als auch der Gedenktag zum Anschlag auf die Synagoge vor drei Jahren stattfinden. Das kritisiert die Linke im halleschen Stadtrat. Beide Veranstaltungen würden gleichzeitig auf dem Marktplatz stattfinden.

Katja Müller (Die Linke) bezeichnete es als "unsensibel und falsch", den 9. Oktober als Termin zu nehmen und die Großveranstaltung auf dem Marktplatz stattfinden zu lassen. Dass der Marathon am Jahrestag des Anschlags stattfinden soll, war kurz zuvor in der Sitzung des Sportausschusses angekündigt worden.

Veranstaltungen würden sich auf dem Marktplatz treffen

Müller teilte in ihrer Rolle als kulturpolitische Sprecherin mit, es offenbare sich erschreckende Unsensibilität auf Seiten der Veranstalter als auch auf Seite der Stadt im Hinblick auf die Ereignisse des 9. Oktobers 2019 in Halle. Der Marktplatz sei nach den Anschlägen für Tausende Menschen der zentrale Ort des gemeinsamen Gedenkens und der gemeinsamen Trauer um die Opfer der Tat.

Müller teilte mit: "Dass sich das Gedenken aber würdig, respektvoll und angemessen durchführen lässt, wenn gleich nebenan Tausende Menschen zu Recht darauf gewartet haben, sportbegeisterte Emotionen raus zu lassen, anzufeuern, zu jubeln und Spaß zu haben, ist stark zu bezweifeln bis unmöglich." Bereits im vergangenen Jahr hat es laut Müller berechtigte Kritik gegeben, dass der Markt nicht für die Gedenkveranstaltung freigehalten worden war.

Linksfraktion fordert sensiblen Umgang

Die Linksfraktion im Stadtrat fordert die Stadt Halle auf, sich über einen sensiblen Umgang mit dem Problem zu verständigen: "Der Mitteldeutsche Marathon wird am 9. Oktober auf dem Markt stattfinden. Das Gedenken an den Anschlag wird an vielen Orten in der Stadt präsent sein, auf dem Markt wird sich ein angemessenes Gedenken schwierig gestalten."

Der Marathon sei ein großes und wichtiges Sportereignis für Halle, aber die Tradition, dass er immer am zweiten Sonntag im Oktober stattfinden, dürfe kein Argument für eine derart unglückliche Terminauswahl sein.

MDR (Tanja Ries, Julia Heundorf)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 16. September 2022 | 08:30 Uhr

7 Kommentare

Thommi Tulpe am 16.09.2022

Ich würde den Opfern dieser Terrortat anders gedenken als mit einem Marathon. Nach dem Marathon feiert man die Sieger. Mir erschließt sich nicht, dass man an einem Gedenktag feiern kann.

hinter-dem-Regenbogen am 16.09.2022

Beweist der Marathon am 9.Oktober doch, dass Halle lebt.
Niemand kann das freiheitliche Leben in Halle mit ein paar Schüssen aus dem Gewehr auslöschen.

Der Täter hat wohl gemordet, schrecklich ist seine Tat, aber sein Ziel hat er nicht erreicht. Es wäre jetzt falsch, wenn eine lebendige Stadt, auf Freiheit bedacht, jetzt einknicken würde und dem Täter einen nachträglichen Triumpf widmen würde.

Bernd_wb am 16.09.2022

Ja der mitteldeutsche Marathon und seine Termine. Vor ein paar Jahren fand der immer parallel zu Veranstaltungen in Leuna statt wo dann in Leuna alles gesperrt war. Nun hat man verschoben und wieder gibt es Probleme. Als Sportfreund wuensche ich den Organisatoren einen Termin zu finden der perfekt in den Kalender passt.

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