Helfer mit Herz Mit dem Begleitservice der Havag in Halle unterwegs

06. November 2022, 08:13 Uhr

Sich im Großstadt-Dschungel mit Bus und Straßenbahn zurechtzufinden, ist für viele schon eine Herausforderung. Ungleich schwieriger ist es aber für Senioren mit Rollator oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Seit einem Monat sind bei der Havag in Halle Mobilitätshelfer im Einsatz. Die Begleiter bringen hilfebedürftige Menschen, die unsicher sind, mit Bus und Bahn von Tür zu Tür, zum Arzt oder in die Innenstadt.

Am Bahnsteig 8 auf dem halleschen Hauptbahnhof wartet Begleiterin Iris Schneider auf einen Zug aus Berlin. Vor einer Woche hatte ein Mann aus der Hauptstadt den Begleitservice gebucht, weil er nun in Halle zu tun hat. Die Mobilitätshelferin hält Ausschau, als eine Traube Menschen aus dem Zug steigt. Herr Öz ist nicht wie verabredet dabei.

Ein kurzes Telefonat – er ist auf einem benachbarten Bahnsteig angekommen. Iris Schneider eilt mit ihrem Kollegen zum Gleis 7, hier wartet der Mann mit Blindenstock bereits auf sie. Nach einer kurzen Begrüßung hakt Iris Schneider den Fahrgast unter, gemeinsam gehen sie zur Straßenbahnhaltestelle am Bahnhofsvorplatz.

Der Service ist für viele Menschen eine wichtige Hilfe

Für Osman Öz ist der Service eine große Hilfe. Der 43-Jährige ist von Geburt an blind. "Eine große Erleichterung, ohne diesen Service hätte ich jetzt große Schwierigkeiten gehabt, den Anschluss zu finden.", sagt er dankbar.

Eine große Erleichterung, ohne diesen Service hätte ich jetzt große Schwierigkeiten gehabt, den richtigen Anschluss zu finden. Da ist so ein Service etwas sehr willkommenes und auch hilfreich, für blinde Menschen besonders.

Osman Öz, HAVAG-Fahrgast

Mit der Straßenbahn 4 geht es erst einmal Richtung Franckeplatz. Die Begleiterin bittet Jugendliche für ihren Fahrgast die Plätze freizumachen. Am großen Verkehrsknoten in der Innenstadt von Halle angekommen, steigen die beiden dann in die Linie 8 um, dafür müssen sie einige Meter gehen, Bordsteinkanten nehmen.

Iris Schneider bringt Osman Öz sicher an sein Ziel, das Berufsförderungswerk in der Kantstraße. Hier führt sie ihn zum richtigen Gebäude. Nach dem Termin holt die Begleiterin den Kunden wieder ab, retour geht es mit sicherer Hilfe für Osman Öz zum Bahnhof.

Kostenloses Hilfsangebot für alle, die Orientierungshilfe brauchen

Iris Schneider gehört zu einem der zwei Begleit-Teams der Halleschen-Verkehrs-AG. Die 51-Jährige, die früher in der Krankenpflege gearbeitet hat, ist vom Jobcenter vermittelt worden. Sie ist nun bei der Havag als Mobilitätshelferin angestellt.

Das kostenlose Hilfsangebot richtet sich an Senioren oder Menschen mit Einschränkungen. Am Vortag gebucht, begleiten die Havag-Mitarbeiter Fahrgäste von Tür zu Tür, helfen beim Ein- und Umsteigen. Auch ältere Menschen, die für Untersuchungen ins Klinikum nach Halle-Kröllwitz müssen, begleite sie öfter, erzählt Iris Schneider. In der kommenden Woche begleitet sie mit ihrem Teamkollegen eine Blindengruppe.

Das Angebot im Überblick


  • Geschultes Personal begleitet von der Haustür zum Zielort 
  • Hilfe beim Ein- und Aussteigen für Rollstuhlfahrer, Personen mit Einschränkungen
  • Begleitung von Gruppen aus Seniorenheimen
  • Begleitung von Schülern und Kindern

Buchungen auch online möglich

Der Begleitservice der Havag kann online oder über eine Hotline gebucht werden, bis einen Tag vor dem benötigten Service. Ab 14. November werden die Einsatz-Zeiten noch einmal verbessert. Denn das Feedback nach den ersten Wochen ist eindeutig: Die Nutzerinnen und Nutzer des Services wünschen sich flexible Abholzeiten. Die Helfer können dann ab Mitte November zwischen 8 und 16 Uhr zu flexiblen statt festen Zeiten gebucht werden.

Mehr zum Thema HAVAG

MDR (Cornelia Müller)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 04. November 2022 | 16:30 Uhr

1 Kommentar

hilflos am 06.11.2022

Das ist ein besonders wertvoller Dienst.
Aber auch in diesem Artikel kommt das Versagen des Erziehungssystems voll zum Ausdruck, denn sie mußte Jugendliche direkt darum bitten Platz zu machen. In den 1970er Jahren war es eine Selbstverständlichkeit aufzustehen. Auch erlebt in der Londoner Untergrundbahn, aber Deutschland als Krone der Evolution, als Spitze in Erziehung und Bildung...

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