Rektorin äußert sich Kunsthochschule Burg Giebichenstein schließt Textilrestaurierung
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29. Dezember 2023, 04:00 Uhr
Die Textilrestaurierung der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle schließt zum Jahresende. In der Werkstatt wurde in den vergangenen Jahren unter anderem eine fadengenaue Rekonstruktion des Paradeschlafzimmers August des Starken für das Dresdner Residenzschloss gefertigt. Großaufträge wie diese sind seit der Corona-Pandemie aber ausgeblieben, begründete Rektorin Bettina Erzgräber die Schließung bei MDR KULTUR.
- Die Textilrestaurierung der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle schließt aus wirtschaftlichen Gründen.
- Die Restaurierungswerkstatt wurde seit 2014 von der Kunsthochschule als ein Betrieb gewerblicher Art geführt.
- Der Verband der Restauratoren kritisiert die Schließung und hält eine rückläufige Auftragslage für unglaubwürdig.
Die Textilrestaurierung der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle schließt zum Jahresende. Wirtschaftliche Gründe machten die Schließung notwendig, sagte die Rektorin der Burg Giebichenstein, Bettina Erzgräber, bei MDR KULTUR: "Die Einnahmen sind während der Corona-Zeit abgeschmolzen". Nach der Pandemie sei die Zahl der Aufträge weiterhin rückläufig gewesen. Da die Restaurierung aber gewerblich ausgerichtet ist, müsse sie finanziell unabhängig von der Hochschule sein und dürfe keine Verluste erwirtschaften.
Man verliert ein Kleinod
"Man verliert ein Kleinod", betonte Erzgräber. Immer wieder hätte es in der Textilrestaurierung "wertvolle Preziosen" zu sehen gegeben. Die Entscheidung, diese zu schließen, sei der Hochschulleitung schwer gefallen, da in den vergangenen Jahren viele bedeutende Kunstwerke restauriert und wiederhergestellt wurden. Unter anderem wurde von 2016 bis 2019 eine fadengenaue Rekonstruktion des Paradeschlafzimmers August des Starken für das Dresdner Residenzschloss gefertigt.
Textilrestaurierung ein kleiner, aber wichtiger Teil des Studiums
Studierende der Kunsthochschule Burg Giebichenstein konnten in der Textilrestaurierung lernen, "wie man mit alten Teppichen umgeht, um diese zu erhalten. Dieser Moment der Nachhaltigkeit, des Erhaltes war ganz stark", erklärte die Rektorin bei MDR KULTUR. In Studiengängen, die sich mit Textil beschäftigten, sei die Restaurierung aber kein Hauptinhalt. Es gehe viel "um neue Materialien, neue Designs oder neue Formen in der Kunst." Mit der Restaurierung gehe dennoch "ein kleiner, aber sehr wertvoller Teil" verloren.
Stickerei, Färberei und Weberei bleiben an der Burg erhalten
Die Textilrestaurierung wurde seit 2014 von der Kunsthochschule als ein Betrieb gewerblicher Art geführt. Damals wechselte die ehemalige staatliche Textil- und Gobelinmanufaktur Halle zu großen Anteilen unter das Dach der Burg Giebichenstein. Bereiche der Manufaktur wie die Stickerei, Färberei und die Hoch- und Flachweberei konnten in Lehre und Studium integriert werden und bleiben weiterhin bestehen.
"Bis auf die Restaurierung konnte alles in die Lehre integriert werden. Wir haben aber keinen Studiengang Textilrestaurierung, und da wurde sich auch schon seit Jahren dagegen entschieden", erklärte Erzgräber.
Diese Entscheidung sei jetzt nochmal auf den Prüfstand gestellt worden, um die Restaurierungswerkstatt eventuell zu erhalten. "Es wurde sich aber im ganzen Haus einstimmig dagegen entschieden", so Erzgräber. Drei von vier Mitarbeiterinnen der Textilrestaurierung werden über Lehraufträge weiterhin der Kunsthochschule beschäftigt. Eine Diplom-Restauratorin mache sich selbstständig, so Erzgräber.
Kritik an Schließung vom Verband der Restauratoren
Kritik an der Schließung kommt vom Verband der Restauratoren. Den Berufsverband wundere es, dass es nach Corona fast keine Aufträge mehr gegeben haben soll. Deutschlandweit sei das Handwerk sehr gefragt, so der Verband in einer Mitteilung. Man hätte sich gewünscht, eher in den Entscheidungsprozess eingebunden worden zu sein. Die Rektorin der Kunsthochschule zeigte bei MDR KULTUR Verständnis für diese Reaktion. Einen Betrieb gewerblicher Art innerhalb einer Hochschule könne man aber nicht mit einem Restaurationsbetrieb außerhalb der Hochschule vergleichen. "Das ist das Grundproblem und das werden wir dem Verband auf jeden Fall noch darlegen", so Bettina Erzgräber.
Quellen: MDR KULTUR (Ole Steffen), Pressemitteilung der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle, dpa
Redaktionelle Bearbeitung: vp
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur Kompakt | 20. Dezember 2023 | 16:30 Uhr