Boote und Jachten an Bootsstegen auf dem Geiseltalsee
Der Geiseltalsee feiert seine Geburtsstunde: Ab dem 30. Juni 2002 wurde das Tagebaurestloch geflutet. Bildrechte: IMAGO / Steffen Schellhorn

Jubiläum Vor 20 Jahren: Flutung des Geiseltalsees startet

30. Juni 2023, 14:45 Uhr

Der Geiseltalsee im Saalekreis ist ein beliebtes Naherholungsgebiet mit Yachthafen, Campingplatz und üppiger Flora und Fauna. Vor 20 Jahren begann die Flutung des einstigen Tagebaurestlochs. Der Kohlebergbau war damit Geschichte. Er hatte 8.000 Menschen Arbeit gegeben.

Am Freitag vor 20 Jahren begann im Geiseltal südwestlich von Halle die Flutung eines riesigen Tagebaurestlochs – es sollte der größte künstliche See in ganz Deutschland entstehen. Die Flutung hatte Sachsen-Anhalts damaliger Ministerpräsident Wolfgang Böhmer per Handyanruf zum Wasserwerk gestartet – mit den Worten "Wasser marsch". 2.000 Liter pro Sekunde strömten von da an in den heutigen Geiseltalsee.

Aus einem Rohr fließt weiß schäumendes Wasser (Bildmitte) in das Geiseltal
Die Flutung begann im Jahr 2003 und war erst 2011 beendet. (Archivbild) Bildrechte: picture-alliance / ZB | Peter Endig

Es dauerte acht Jahre, bis das Tagebaurestloch mit gefiltertem Wasser aus Saale und Geisel gefüllt war. Der See fasst mehr als 420 Millionen Kubikmeter Wasser und hat eine Tiefe von bis zu 78 Metern. Heute hat sich eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt entwickelt – mit Bienenfressern und Wasserschlangen. Der See ist beliebtes Naherholungsgebiet, mit Yachthafen, Ferienhäusern und Dauercampern. Am Südufer gibt es mehrere Bootsverleihe und auch Hausboote können gemietet werden. Zudem entsteht neben der Marina Mücheln gerade eine neue Ferienhaussiedlung für rund 130 Urlauber.

Ein Mann mit Vollbart steht vor einem Bootsverleih
Robby Weber verleiht in Mücheln Boote an Touristen. Bildrechte: MDR/Stephan Weidling

Der Geschäftsführer des Bootsverleihs in Mücheln, Robby Weber, freut sich über viele Touristen. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Für uns als Bootsvermieter ist es auf der einen Seite gut. Auf der anderen Seite wird natürlich viel Natur zurückgebaut – die, man darf es aber nicht vergessen, früher durch den Kohleabbau auch nicht da war."

300 Jahre Bergbautradition

Mit der Entstehung des Sees war die rund 300-jährige Bergbautradition im Geiseltal Geschichte. 100 Meter stark war das einstmals mächtigste Braunkohle-Flöz der Welt. 16 Dörfer mussten weichen, um die Kohle zu gewinnen. Sie war für die Industrie in Mitteldeutschland und auch als Heizmaterial unverzichtbar. Zum Ende arbeiteten dort 8.000 Menschen.

Für den künftig größten See von Sachsen-Anhalt sind gegenwärtig im ehemaligen Tagebau Geiseltal bei Halle Beschäftigte der Anhaltinischen Braunkohle Sanierungsgesellschaft mbH mit Baggern und Planierraupen bei der Arbeit
Ab dem Jahr 1993 starteten die Sanierungsarbeiten am ehemaligen Tagebau. (Archivbild) Bildrechte: picture-alliance / dpa | Waltraud Grubitzsch

Vor genau 30 Jahren rollte dann der letzte Kohlezug aus dem Tagebau im Geiseltal, am 30. Juni 1993. Bis dahin waren 1,5 Milliarden Tonnen Kohle gefördert worden. Ein ehemaliger Hauptingenieur im Braunkohlenwerk sagte MDR SACHSEN-ANHALT: "Jeder wusste: Am 30.6. ist Schluss. Die schwarze Fahne hing über der Brikettfabrik Braunsbedra. Es war schon nicht einfach", so Axel Himmel. Eine Ära sei zu Ende gegangen.

Doch heute ist Axel Himmel zufrieden mit der Entwicklung – wo einst Kohlestaub und Baggerlärm die Szenerie bestimmten, ist ein Freizeitparadies gewachsen. Die Freude über den See ist größer als die Wehmut. So sehen es auch seine ehemaligen Kollegen. "Eigentlich schön, dass aus so viel Dreck so etwas Schönes entstanden ist: Erholung für Jung und alt."

Im Audio von MDR SACHSEN-ANHALT vom 30. Juni 2023 können Sie mehr über die Entstehungsgeschichte des Geiseltalsees hören.

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MDR (Sven Stephan, Luise Kotulla, Stephan Weidling)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 30. Juni 2023 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

steka vor 45 Wochen

Nur schade, daß man bei einer Bootsrundfahrt wieder bis Braunsbedra mitfahren muß. Ein Ein- oder Ausstieg in Müchen oder an der Halbinsel Stöbnitz würde die Attraktivität sicher noch erhöhen.

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