Trotz Konjunktureinbruch Ungetrübte Intel-Hoffnung bei Anrainer-Gemeinden

19. Oktober 2022, 08:50 Uhr

Intel sorgt aktuell mit schlechten Zahlen für Schlagzeilen. Das Projekt Giga-Fabrik bei Magdeburg soll aber nicht in Gefahr sein. Jetzt sind die anliegenden Gemeinden Sülzetal und Wanzleben über den aktuellen Stand informiert worden. Bei ihnen sollen Zulieferfirmen untergebracht werden. Ihre Hoffnung auf zusätzliche Wachstums- und Einnahmeeffekte ist groß.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Der Saal in der Festhalle von Altenweddingen war gut gefüllt. Rund 60 Interessierte waren gekommen, um mehr zu erfahren, was künftig vor ihrer Haustür entstehen soll. Gemeint ist der sogenannte Supplierpark, in dem die Zulieferfirmen für den Chipgiganten Intel angesiedelt werden sollen. Die Hoffnungen sind groß, dass Steuern in die Kassen des Sülzetals und von Wanzleben fließen.

Intel-Vertreter hatten abgesagt

Vor allem wollten viele die Vertreter von Intel kennenlernen, die an diesem Abend kurzfristig abgesagt hatten. Stattdessen gab David O'Sullivan von Intel in einer Videobotschaft einen kurzen Überblick, wer Intel ist und was sie vom Zuliefergelände erwarten. O'Sullivan soll künftig zwischen Zulieferbetrieben und den Intelfabriken vermitteln. In seiner Videobotschaft verwies er aber auch immer wieder darauf, dass er zu vielen Punkten noch keine weiteren Angaben machen könne. Das machte einige Teilnehmer der Abendveranstaltung wütend, die gern direkt ihre Fragen an Intel gestellt hätten.

Stattdessen diskutierten sie mit den Vertretern der Kommunen über Regenwassernutzung, Artenschutz und die Frage, welche Kosten auf die Gemeinde zukommen. Außerdem wollten sie wissen, wie die Infrastruktur vergrößert werden soll und ob es Pläne für neue Schulen und Kindergärten gibt. Konkrete Antworten hatten aber auch die anwesenden Vertreter nicht parat, stattdessen verwiesen sie auf Gutachten, die abzuwarten seien.

Baustart ab Sommer 2023

Konkreter waren dagegen die Informationen zum Bebauungsplan. Der wurde vorgestellt und wenn die Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind, könnte ab Sommer 2023 Baustart in dem Teil des Industrieparks sein, der zu Wanzleben und Sülzetal gehört.

Auf der anderen Seite des Industrieparks, dort wo Intel seine Fabriken bauen will, ist man schon weiter. Magdeburgs Wirtschaftsbeigeordnete Sandra Yvonne Stieger (CDU) sagte MDR Sachsen-Anhalt. Dort sollen demnächst die Archäologen graben, bevor der Oberboden abgetragen werden kann. Zuletzt sei der Kampfmittelbeseitigungsdienst auf der Fläche des ersten Baufeldes gewesen.

Wir bereiten die nächsten Schritte zur Baufeldfreimachung vor. Das betrifft neben der Archäologie auch den Oberbodenabtrag. (...) Im Hintergrund laufen sämtliche technische Abstimmungen, neben den Leitungsplanungen auch die detaillierten Ingenieurplanungen. Obwohl man noch nicht viel sehen kann, es passiert jede Menge.

Sandra Yvonne Stieger (CDU), Wirtschaftsbeigeordnete der Stadt Magdeburg

Warten auf Freigabe der Subventionen

Der Spatenstich für die Intelfabriken rückt also näher. Doch vorher müssen die EU-Subventionen freigegeben werden. Hierbei handelt es sich um Geld, das bereits im Bundeshaushalt eingeplant ist, aber von der EU-Kommission freigeben werden muss. Erst wenn belegt ist, dass Intel durch die Subventionen keine Wettbewerbsvorteile erhält, fließt das Geld. Das wird voraussichtlich bis ins nächste Jahr dauern.

Unterdessen hat Intel seine erste Einstellungsaktion abgeschlossen und wichtige Positionen wie die Direktorenstelle für das Bauwesen (Construction Director) besetzt. Den Kontakt zur Stadt, den Hochschulen und Schulen sowie den Anwohnern und Vereinen wird künftig eine Vertreterin vor Ort halten. Sie soll in den nächsten Wochen beginnen und erste Ansprechpartnerin für alle Anfragen sein, die mit der Ansiedlung von Intel in Magdeburg zu tun haben. Einen Namen wollte das Unternehmen noch nicht nennen.

Stellenstreichungen bei Intel gefährden das Magdeburg-Projekt nicht

Für Unsicherheit sorgt die Meldung, dass Intel aufgrund eines Konjunkturtiefs Stellen in der Produktion streichen möchte. Das verkündete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Grund dafür könnte der Einbruch am Computermarkt sein, dem Kerngeschäft von Intel.

Das ärgert Intel-Chef Pat Gelsinger, der vor anderthalb Jahren eine besondere Aufbruchsstimmung erzeugte und sich zum Ziel gesetzt hatte, zum Marktführer TSMC aufzuschließen. Die Milliardeninvestitionen in Europa, letztlich auch in Magdeburg, sind ein Baustein auf dem Weg an die Weltspitze. Gelsinger will sich durch die Flaute am Chipmarkt nicht demotivieren lassen. In einer virtuellen Medienrunde erklärte er, Investitionen in Milliardenhöhe würden ohnehin erst nach Jahren Gewinne hervorbringen.

Bis zum sechsten Jahr wird kein einziger Penny Gewinn erzielt. Man kann solche Entscheidungen nicht auf der Grundlage von Quartalszyklen treffen. Man muss von der Strategie und der Vision überzeugt sein, die man verfolgt, wenn man die zweite Hälfte des Jahrzehnts betrachtet.

Pat Gelsinger, Intel-Chef

Weitere Ansiedlungen in Sülzetal erhofft

Kurseinbrüche erleben derzeit alle Unternehmen auf dem Halbleitermarkt, aufgrund der Lieferengpässe, Inflation und des Handelskriegs mit China. Davon lassen sich aber die Menschen im Sülzetal nicht abschrecken. Sie hoffen auf Intel und die Zulieferer. Sülzetals Bürgermeister Jörg Methner (SPD) ist zuversichtlich: "Wir sind voller Erwartungen und wollen natürlich darauf drängen, dass die Zulieferer, die sich hier ansiedeln, ihren Hauptsitz ins Sülzetal verlegen. Ansonsten setzen wir auf die Lohnsteuer, die der Gemeinde zugute kommt, wenn die Arbeitnehmer aus dem Supplierpark hier bei uns wohnen." Erste Anfragen gibt es bereits. Nun müssen die Verantwortlichen sondieren und gemeinsam mit den Firmen beraten.

Bürgermeister Methner lobte die gute Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Magdeburg und der Stadt Wanzleben, die sich alle drei Wochen mit Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) treffen, um gemeinsam das weitere Vorgehen zu beraten. Die schwächelnde Konjunktur bei Intel spielt im Sülzetal bisher keine Rolle. Ende Oktober wird Intel seine Quartalszahlen verkünden und danach über weitere Konzernentscheidungen informieren. Die Investitionen in Europa sollten aber davon unberührt bleiben, glaubt man Konzernchef Gelsinger.

MDR (Sebastian Mantei, André Plaul)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 19. Oktober 2022 | 06:30 Uhr

1 Kommentar

Machdeburjer am 19.10.2022

Auf geht’s! 😎

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