Porträt-Foto: EIne Frau mit braunen Haaren und rosa Halstuch steht vor grünen Bäumen.
Die Geschichtswissenschaftlerin Dr. Lubina Mahling vom Sorbischen Institut Bautzen Bildrechte: Dr. Robert Mahling

Spektakulärer Fund Wie das Sorbische Institut ein seltenes Kirchenbuch entdeckte

10. April 2024, 16:49 Uhr

Dank der Nachfrage eines litauischen Forschers hat das Sorbische Institut in Bautzen ein seltenes und verschollenes Buch im Pfarrarchiv von Groß Särchen gefunden. Die historische obersorbische Ausgabe der Preußischen Kirchen-Agende beinhaltet liturgische Formulare, Gebete und Texte für Gottesdienste. Das kostbare Buch wurde nun digitalisiert und ist weltweit zugänglich.

Das Sorbische Institut in Bautzen hat ein seltenes Buch gefunden. Es handelt sich um eine historische obersorbische Ausgabe der Preußischen Kirchen-Agende und beinhaltet alle liturgischen Formulare, Gebete und Texte, die für einen Gottesdienst notwendig waren. Die Agende ist Ende des 19. Jahrhundert im Zuge einer Agendenreform ins Obersorbische und Niedersorbische übersetzt worden.

Deckblatt der historischen obersorbischen Ausgabe der Preußischen Agenda mit Titel "Agenda za ewangelsku krajnu cyrkej"
Deckblatt der historischen obersorbischen Ausgabe der Preußischen Agenda mit Titel "Agenda za ewangelsku krajnu cyrkej" Bildrechte: sachsen.digital / Evangelische Kirchengemeinde Groß Särchen

Kleine Auflage für die Lausitz

Einer Mitteilung des Sorbischen Instituts zufolge wurde die Agende 1899 in Bautzen gedruckt. Die Kosten dafür beliefen sich damals auf 1.400 Mark (was heute etwa 11.500 Euro entspricht) und wurde vom Oberkirchenrat in Berlin bezahlt. Die sorbische Auflage war nicht allzu groß, da sie nur in wenigen Kirchgemeinden der preußischen Oberlausitz zwischen Hoyerswerda, Bad Muskau und Gebelzig Verwendung fand.

Wie es zu diesem Fund kam – dahinter steckt eine spannende Geschichte. Lubina Mahling, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sorbischen Institut, hat sie MDR KULTUR erzählt: Im August 2023 habe das Sorbische Institut eine Anfrage aus Klaipėda in Litauen erreicht. Der Forscher Darius Petkūnas war durch einen Aufsatz aus dem Jahr 1902 auf die Obersorbische Agende aufmerksam geworden, konnte sie jedoch nicht finden, denn das Buch war nirgends bibliografisch notiert.

Inhaltsverzeichnis der historischen obersorbischen Ausgabe der Preußischen Agende mit Titel "Agenda za ewangelsku krajnu cyrkej"
Inhaltsverzeichnis der historischen obersorbischen Ausgabe der Preußischen Agende mit Titel "Agenda za ewangelsku krajnu cyrkej" Bildrechte: sachsen.digital / Evangelische Kirchengemeinde Groß Särchen

Spur führt von einer Bleistift-Notiz nach Groß Särchen

Das Sorbische Institut habe dann in der – ehemalig preußischen – Oberlausitz nachgefragt und sei fündig geworden, berichtet Lubina Mahling. In einer gedruckten Sorbischen Bibliografie gab es einen handschriftlichen Hinweis, dass das Buch in den 1970er-Jahren abfotografiert worden sei. Nachdem dieser Mikrofilm gefunden wurde, entdeckte man an ihm wiederum den Hinweis auf das Pfarrarchiv Groß Särchen. Das Buch befand sich in der dortigen Bibliothek des Pfarramtes.

Der historische Druck wurde im Rahmen des Landesdigitalisierungsprogramms von der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek SLUB in Dresden digitalisiert und ist jetzt weltweit zugänglich.

Quelle: Lubina Mahling, Sorbisches Institut, dpa
Redaktionelle Bearbeitung: jb

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 10. April 2024 | 15:30 Uhr

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