Ein Beklagter sitzt im Gerichtssaal.
Der Angeklagte (Mitte) hatte bereits gestanden, widerrief dann aber das Geständnis. Bildrechte: Lausitznews

Prozessauftakt Kirchenbrand Großröhrsdorf: Mutmaßlicher Brandstifter leugnet Tat

05. Februar 2024, 13:42 Uhr

Einem Mann aus dem Landkreis Bautzen wird vorgeworfen, die Großröhrsdorfer Kirche in Brand gesteckt zu haben. Das Barockgebäude war im August ausgebrannt. Am ersten Verhandlungstag in Bautzen gab der 41-Jährige zwar zu, vor Ort gewesen zu sein. Das Feuer habe er jedoch nicht gelegt.

In Bautzen hat Montag der Prozess gegen den mutmaßlichen Brandstifter von Großröhrsdorf begonnen. Dem 41-Jährigen aus dem Landkreis Bautzen wird vorgeworfen, die barocke Stadtkirche angezündet zu haben. Der Angeklagte bestritt vor Gericht die Tat. Zwar gabe er zu: "Ich war an besagtem Tag zu der Zeit dort, das ist wahr." Er habe aber "niemals im Entferntesten daran gedacht, an diesem Tag die Kirche anzuzünden", erklärte er.

Angeklagter spricht von Erpressung

Er sei ein Mann des Glaubens, erklärte der Angeklagte. Warum sollte er einen Ort anzünden, an dem er Kraft und Ruhe finde, fragte er laut einer MDR-Reporterin in den Gerichtssaal. Er sei 14 Tage vorher an einem Badesee von zwei Männern unter Druck gesetzt worden: Entweder er komme am frühen Morgen des 4. August des vergangenen Jahres mit einem Zehn-Liter-Benzinkanister zu der Kirche oder man werde seinen Kindern etwas antun.

Als er getan hatte, was sie wollten, habe er noch mit einem der beiden vor der Kirche gesprochen. "Dann hat es geknallt", sagte er. Er sei verletzt nach Hause gefahren, habe sich ins Bett gelegt und sei am nächsten Tag zu einem Termin nach Bayreuth gefahren. Die Staatsanwaltschaft sprach nach Angaben eines MDR-Reporters von einer "Märchenstunde".

Brandruine der Stadtkirche in Großröhrsdorf.
Die Kirche in Großröhrsdorf ist Anfang August 2023 ausgebrannt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Kahnert

Kirche bei Feuer komplett zerstört

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Der Angeklagte soll das Feuer in der Nacht zum 4. August in der evangelischen Stadtkirche gelegt haben. Dazu soll er Benzin durch ein zuvor eingeschlagenes Fenster in die Kirche gegossen und angezündet haben. Das barocke Gebäude brannte vollständig aus, auch historische Kunstschätze wurden zerstört.

Angeklagter hatte Tat bereits gestanden

Zunächst hatte der Mann die Tat eingeräumt. Wenige Tage vor dem Prozess ließ er jedoch über seinen Anwalt mitteilen, dass er sein Geständnis widerrufe. Im Prozess muss nun geklärt werden, ob der Mann tatsächlich der Täter war und was ihn antrieb.

Nach dem verheerenden Brand hatten Polizeibeamte am Tatort Spuren sichergestellt, die zu dem Angeklagten führten. Die Staatsanwaltschaft hatte kurz vor Weihnachten Anklage gegen den mutmaßlichen Brandstifter erhoben. Bislang sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt, am 6. Februar ist der nächste Verhandlungstermin. Zu den Hintergründen der Tat ist bisher nichts Konkretes bekannt. Laut Staatsanwaltschaft befand sich der Mann in einer schwierigen Lebenssituation.

Kirchenvorstand beschließt Wiederaufbau des Gotteshauses

Der Kirchenvorstand in Großröhrsdorf hatte nur wenige Wochen nach dem Brand entschieden, wieder eine Kirche zu bauen. Über Details wird noch beraten. Für den Wiederaufbau gingen bisher rund 428.000 Euro an Spenden ein. Erst im Januar war die Brandruine mit einem Notdach gesichert worden.

Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

MDR (aap/jwi/lam)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR UM ZWEI | 05. Februar 2024 | 14:00 Uhr

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