Nils Kahlefendt, Claudius Nießen, Jörn Dege, Anja Kösler 7 min
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Im Gespräch mit Carsten Tesch erörtert Jörn Dege aus dem Orga- und Kurationsteam das Programm des Literarischen Herbstes 2024 in Leipzig

MDR KULTUR - Das Radio Mo 21.10.2024 07:40Uhr 06:58 min

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Leipziger Festival Literarischer Herbst zwischen politischen Debatten und Pop-Programm

21. Oktober 2024, 10:34 Uhr

Beim Literarischen Herbst Leipzig 2023 entzündeten sich verschiedene Auffassungen zur Funktion der Literatur in der Gegenwart an der Personalie Alice Schwarzer. Die Argumentationsgefechte waren zum Teil heftig. In diesem Jahr beweist das bewährte Orga- und Kurationsteam Geschick, Weitblick und Freude am Umgang mit Literatur und verschiedenen Veranstaltungsformen. Es gibt Lesungen mit namhaften Autorinnen, es wird politisch und auch unterhaltsam. Am Sonntag findet ein Kinderprogramm in Halle 5 statt.

Als drei der wichtigsten Kräfte des literarischen Lebens in Leipzig speisen Anja Koesler, Nils Kahlefendt und Jörn Dege ihre Energien in das Herbstlesefest 2024 ein: Koesler ist Mit-Geschäftsführerin des Sächsischen Literaturrates, Kahlefendt berichtet seit Jahren fürs Börsenblatt über das literarische Leben auch und gerade in Leipzig und ist als Rezensent bei MDR KULTUR und Deutschlandfunk zu hören. Jörn Dege schließlich ist der Geschäftsführer des Deutschen Literaturinstituts der Universität Leipzig.

Es sind also drei Köpfe, die im Zusammenspiel und aus ihrer jeweiligen Perspektive so ziemlich jede neue Entwicklung, jeden neu sich etablierenden Veranstaltungsort, jede Verlagsgründung, jede kleine oder große Debatte mitbekommen. 

Zwei Frauen stehen an einem Pult, eine hält eine Urkunde hoch, die andere applaudiert.
Zur Verleihung des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels übergibt Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die Auszeichnung an Anne Applebaum. Bildrechte: IMAGO / dts Nachrichtenagentur/Andreas Arnold

Veranstaltungen u. a. mit Buchpreis-Gewinnerin Martina Hefter

Summa summarum haben Koesler, Kahlefendt und Dege daraus einen Veranstaltungsmix entwickelt, der in diesem Jahr etwa die frisch gekürte Gewinnerin des Deutschen Buchpreises, Martina Hefter, mit ihrem Mann, dem Autor Jan Kuhlbrodt, in einer gemeinsamen Lesung zusammenbringt.

Mit Julia Friedrichs und Isabelle Lehn werden die neoliberalen Tänze um Geld und Ökonomie in einer Verschaltung von Sachbuch und Roman belauscht. Autorinnen und Autoren wie Lara Rüter, Kerstin Preiwuß oder Thomas Kunst stehen für die aktuellen Entwicklungen in der deutschen Lyrik. Jackie Thomae stellt ihr neues Buch vor, in dem sie fragt: Ob man nur als Mutter oder auch anders glücklich werden kann.

Der Schriftsteller Jens Bisky: Ein Mann mit wenig Haar, gestreiftem Hemd und schwarzem Jackett blickt in die Kamera
Schriftsteller Jens Bisky nimmt mit seinem neuen Sachbuch Themen wie demokratische Umgestaltung und nationalsozialistische Machtergreifung in den Blick. Bildrechte: imago images / Gerhard Leber

Die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Anne Applebaum, wird einen Tag nach der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche nach Leipzig kommen. Maria Stepanowa, bekannt als wache und widerständige russische Poetin, ist ebenso dabei.

Auch Jens Bisky ist mit von der Partie, der mit seinem Sachbuch "Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934" ein Panorama der Jahre zwischen demokratischer Umgestaltung und nationalsozialistischer Machtergreifung entwirft – und dabei natürlich auch die Gefährdungen der Gegenwart in Deutschland im Blick hat. 

Die Schriftstellerin Dana von Suffrin: eine Frau mit schwarzen halblangen Haaren, grünem Oberteil und schwarzer Hose sitzt auf einer Couch und hält ein Buch hoch
Dana von Suffrin hat die Anthologie "Wir schon wieder" herausgegeben, darin versammelt sind jüdische Erzählungen. Bildrechte: IMAGO / serienlicht

Deutsch-jüdische Literatur der Gegenwart und auch ein Kinderprogramm

Komplett wird das Programm des Literarischen Herbstes mit Ausflügen in die Popmusik, wie mit Bernd Begemann. Ein sorgfältig zusammengestelltes Kinder- und Familienprogramm findet am Sonntag in Halle 5 im Leipziger Werk 2 statt.

Die im Zusammenhang mit den weltpolitischen Konstellationen dieser Tage brisanteste Veranstaltung ist wahrscheinlich der Abend zur deutsch-jüdischen Literatur der Gegenwart. Mit Sicherheit werden auch Positionen einer jungen deutsch-jüdischen Generation zu den Ereignissen im Nahen Osten erfragt werden. So lesen Adriana Altaras, Slata Roschal und Dana von Suffrin aus der Anthologie "Wir schon wieder", darin versammelt sind jüdische Erzählungen.

Wie also ließe sich das Programm des Literarischen Herbstes im Oktober 2024 zusammenfassen? Vielleicht so: Vieles ist dabei, vieles ist möglich und von den vielen Spielarten der Literatur präsentiert diese Woche eben doch die aufklärerischen, wagemutigen und innovativen. Eine Festwoche – zumindest für die Literaturinteressierten in dieser Stadt – steht bevor!

Quellen: Jörg Schieke, Literarischer Herbst
Redaktionelle Bearbeitung: jb

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 21. Oktober 2024 | 07:10 Uhr

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