Tarifstreit Warnstreik am Helios-Klinikum Erfurt - Versorgung eingeschränkt

Die Angestellten des Helios-Klinikums in Erfurt beklagen weiterhin schlechte Arbeitsbedingungen. Mit einem Warnstreik am Freitag soll weiter Druck auf die Klinikleitung ausgeübt werden. Die Gewerkschaft Verdi fordert zudem mehr Geld für die Beschäftigten.

Menschen in gelben Warnwesten und mit Transparenten demonstrieren.
"Ohne uns geht es nicht, ohne Aktionäre schon": Helios-Beschäftigte demonstrieren am Freitagmittag vor dem Krankenhaus. Bildrechte: MDR/Andreas Kehrer

Patienten des Helios-Klinikums in Erfurt müssen am Freitag mit Einschränkungen rechnen. Anlass ist ein Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hat. Mit der Aktion soll in den laufenden Verhandlungen über bessere Arbeitsbedingungen Druck auf die Klinikleitung ausgeübt werden.

Die Beschäftigten hielten die Gesundheitsversorgung unter widrigsten Umständen am Laufen, ihr unermüdlicher Einsatz müsse honoriert werden, auch finanziell, erklärte Gewerkschaftssekretär Hannes Gottschalk.

Helios sieht sich laut Verdi für Inflationsausgleich nicht zuständig

Doch bei den Verhandlungen zum Helios-Konzerntarifvertrag, der auch im Klinikum Erfurt gilt, habe der Arbeitgeber erklärt, es sei nicht seine Aufgabe, Preissteigerungen und Reallohnverluste bei den Beschäftigten auszugleichen, so Gottschalk weiter. Der Warnstreik soll laut Verdi von 6 bis 22:30 Uhr dauern.

Notfall-Versorgung in Erfurt gewährleistet

Die Versorgung von Notfällen sei aber jederzeit gewährleistet, versicherte der Gewerkschaftssekretär. Lebensnotwendige Operationen würden nicht verschoben. Mit der Klinikleitung sei eine Notdienstvereinbarung geschlossen worden. Beeinträchtigungen könne es aber bei nicht lebensnotwendigen Operationen, geplanten Untersuchungen und Behandlungen geben.

Menschen in gelben Warnwesten und mit Transparenten demonstrieren.
"Aktionäre ans Bett": Die Helios-Kliniken gehören zum Medizintechnik- und Gesundheitskonzern Fresenius, der börsennotiert ist. Bildrechte: MDR/Andreas Kehrer

Helios-Konzern beschäftigt 21.000 Menschen

Kurz vor der dritten Verhandlungsrunde am 5. April soll mit dem Warnstreik laut Verdi ein deutliches Zeichen gesetzt werden. Die Gewerkschaft fordert, wie auch für die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, für die rund 21.000 Beschäftigten im Helios-Konzerntarifvertrag 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 Euro mehr. Für die Auszubildenden fordert Verdi ein Plus von 200 Euro auf deren Vergütung.

MDR (CO/DS)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 08. März 2023 | 19:00 Uhr

5 Kommentare

mh_hartung vor 9 Wochen

Es ist schön zu sehen, dass die Pflegekräfte endlich aufgewacht sind und ihre Interessen in die eigene Hand nehmen. Neben mehr Geld ist eine verbindliche Entlastung auf den Stationen und in allen Funktionsbereichen erforderlich. Dies kann nur tarifvertraglich geregelt und festgeschrieben werden. Den Anfang machten vor Jahren Pflegekräfte in der Berliner Charite. Dort fanden 2015 die ersten Streiks statt, die das Ziel einer Verbindlichkeit beim Personalschlüssel hatte, damit eine echte Entlastung erreicht wird. Es ging nicht um mehr Geld, sondern um echte Entlastung. Das eine Initialzündung. In 2021 traten die sechs Unikliniken in NRW in einen unbefristeten Streik. Ziel des Streiks war ein eigener Tarifvertrag der für eine spürbare Entlastung sorgen sollte. Nach elf Wochen Streik wurde Tarifvertrag Entlastung (NRW TV-E) erstritten. Die Pflegekräfte haben angefangen sich zu wehren und ihre Stimme zu erheben. Sie fangen an sich gewerkschaftlich zu organisieren und das ist auch gut so !

Sozialberuflerin vor 9 Wochen

Bezahlt die Leute würdig, giert nicht nur auf Profit und seit wertschätzend und menschlich!
Stellt den Anforderung entsprechend Personal ein und streicht Manager-Posten aufgrund von Vetternwirtschaft!

Und man wird staunen, was in sozialen Bereichen möglich ist und was es gesellschaftlich nützt!

Die Basis, die "kleinen Pflegekräfte" (nicht deffamierent gemeint) machen den eigentlichen Job!
Ohne die läuft NICHTS!!!
Auch ein Großkonzern kann ohne diese Arbeitnehmer keine Gewinne erzielen

Also.... Bezahlt die, die euren Laden am Laufen halten und für euch die Geldsäcke füllen, auch dementsprechend!

Bildungs-und Gesundheitberufe sind FÜR ALLE NOTWENDIG!!
Auf deren Leistung baut die ganze Gesellschaft auf!


Lobedaer vor 9 Wochen

Es wäre auch schön, wenn sich Schwester65 besser informierte. Streiken ist kein Grundrecht der Bürger! Streiks sind in Deutschland verboten, es sei denn: eine Gewerkschaft ruft dazu auf. Es ist also ein Recht der Gewerkschaft, und das auch nur unter bestimmten Bedingungen. Es leitet sich aus Art. 9 Abs. 3 GG ab. Weitere gesetzliche Regelungen gibt es meines Wissens nicht, aber jede Menge Richterrecht, Verträge und natürlich die Satzungen der Gewerkschaften für ihren eigenen Bereich. Wenn hier jemand unhaltbare Argumente bringt, dann Schwester65. Das Männlein hatte nur die Frage nach der Friedenspflicht aufgeworfen, die ich nicht beantworten kann. Ein Warnstreik wird von der Rechtsprechung toleriert, wenn dem Arbeitgeber lediglich klar gemacht werden soll, dass nicht eine abgehobene Funktionärskaste irgendwelche Forderungen erhebt, sondern dass die Belegschaft dahinter steht. Wirtschaftlicher Druck soll damit nicht ausgeübt werden.

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