Gesundheitswesen Kinderklinik in Sömmerda geschlossen - Operationen und Notaufnahme weiter möglich
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03. Juli 2023, 13:22 Uhr
Die Kinderklinik im KMG-Klinikum Sömmerda hat ihren Betrieb eingestellt. Die Mitarbeiter sollen woanders beschäftigt werden, bestimmte Operationen bleiben aber weiter möglich. Sömmerdas Bürgermeister übt scharfe Kritik.
Die Kinderklinik im KMG-Klinikum Sömmerda ist endgültig geschlossen. Der Betrieb sei eingestellt, teilte das Unternehmen auf seiner Internetseite mit.
Operationen weiterhin möglich
Gründe sind nach Klinikangaben rückläufige Geburtenzahlen und fehlendes Personal. So sei nicht genügend Pflegepersonal für den Bereich Kinderkrankenpflege gefunden werden. Die Klinik kündigte an, am Standort Sömmerda die Behandlung von gynäkologischen Krankheiten sowie von Brustkrebs auszubauen. Den Angaben nach können Kinder weiter in der Notaufnahme versorgt werden. Auch ambulante sowie stationäre Operationen seien in Sömmerda weiterhin möglich.
Das Klinikum ist derzeit in Gesprächen mit den verbleibenden Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Pädiatrie. Ihnen sollen Angebote zur Weiterbeschäftigung in anderen Klinikbereichen oder an einem anderen KMG-Standort in Thüringen unterbreitet werden. Auch für die Ärzte und Ärztinnen werde nach Lösungen gesucht. KMG betreibt auch Kliniken in Sondershausen und Bad Frankenhausen.
Scharfe Kritik von Sömmerdas Bürgermeister
Sömmerdas Bürgermeister Ralf Hauboldt (Linke) hat die Schließung der Kinderklinik als nicht hinnehmbar kritisiert. Es müsse weiter alles unternommen werden, um in der Kreisstadt eine Geburtshilfe vorzuhalten, so Hauboldt. Er kritisierte auch, diese wichtige Strukturentscheidung aus der Presse erfahren zu haben. Als Bürgermeister hätte er sich gewünscht, im Krankenhausbeirat informiert worden zu sein.
Hauboldt sagte weiter, er sehe mit dem Aus für die Sömmerdaer Kinderklinik einen Vertrauensverlust in die strategischen Entscheidungen und Standortplanungen des KMG-Klinikums gegeben. Er forderte die Klinikleitung auf, den Schritt noch einmal gründlich abzuwägen.
MDR (kir/co)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 03. Juli 2023 | 11:00 Uhr
Taus RanderS am 04.07.2023
@Matthi
Die gesellschaftliche Frage, die Du stellst, ist beantwortet. Dass wir uns das leisten wollen, siehst Du daran, dass wir so viel Geld wie nahezu niemand anderes auf der Welt in das System geben und niemanden von der Behandlung ausschließen.
Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet eher: wollen wir nett zu Fremden sein, die entsprechende Mangelberufe erlernt haben bzw. lernen wollen? Wollen wir sie einladen, ernsthaft nett zu ihnen sein und so bei uns halten? Oder wollen wir keine Fremden hier, sondern unseren Mangel an geeigneten Fachkräften so fortführen (siehe Artikel) und mit den Konsequenzen leben? Wir könnten dabei natürlich weiter auf irgendwelche bösen Politiker schimpfen, die ganz bestimmt Schuld daran sind...
Matthi am 04.07.2023
Kliniken sind zum größten Teil Privatwirtschaftliche Unternehmen die Natürlich Wirtschaftlich arbeiten müssen. Natürlich ist es schlecht wenn im Ländlichen Raum Abteilungen oder ganze Krankenhäuser geschlossen werden, so überzeugt man keine Jungen Familien aufs Land zu ziehen wenn Infrastruktur zurückgebaut wird. Es kann ja auch nicht die Lösung sein Abteilungen zu schließen die Patienten in Großstädte zu schicken wo Krankenhäuser mit entsprechenden Abteilungen sind, die aber wiederum keine Kapazitäten haben Patienten ablehnen oder monatelang auf einen Termin warten lassen. Die gesellschaftliche Frage ist doch wollen wir uns in Deutschland ein Flächendeckendes gutes Gesundheitssystem leisten oder nicht und ist es vertretbar mit Krankenhäusern und Alten und Pflegeheimen Gewinne zu machen.
Taus RanderS am 03.07.2023
Weniger Betten für die Kinderklinik sind keine Lösung. Es gibt nicht ohne Grund eine Mindestzahl pro Abteilung für den ärztlichen Dienst: 5,5 Stellen, davon mindestens 3 Fachärzte. Und wenn es nun mal keine Ärzte gibt, dann ist es - gelinde gesagt - sch**ßegal, ob das dem Bürger oder dem Bürgermeister gefällt. Weniger Betten bringen auch nichts, weil man trotzdem 5,5 Ärzte braucht. Und weniger Ärzte geht nicht: einer im Frühdienst, einer im 24h-Dienst, einer im frei nach 24h-Dienst, einer krank/ im Urlaub. Mit vier Ärzten hätte dann jeder 7-10 24h-Dienste pro Monat. Wollt Ihr so arbeiten?? Und bei der Pflege sieht es noch knapper aus: KINDERkrankenpflege kann auch nicht jeder Pfleger machen.
In Dänemark ist man uns 10-15 Jahre voraus: dort wurden viele kleine Kliniken geschlossen, sind die Wege deutlich weiter als bei uns. Das wollte anfangs auch niemand. Nun sind die Dänen glücklich mit weniger, aber gut funktionierenden Kliniken.