Abwahl nach 30 Jahren Nach Ära Zanker: So plant der neue Landrat seinen Start im Unstrut-Hainich-Kreis
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11. Juni 2024, 15:32 Uhr
Der politische Wandel im Unstrut-Hainich-Kreis ist da. SPD-Landrat Harald Zanker wurde am Sonntag nach 30 Jahren im Amt abgewählt. Sein Nachfolger Thomas Ahke (Freie Wähler) hat bereits Pläne für die ersten Amtstage.
Ende Januar kündigte Thomas Ahke seine Stelle bei einer Bank. Mitte März gab der 53-Jährige seine Kandidatur im Kreistag bekannt und startete einen intensiven Wahlkampf. Keine drei Monate später gewann er die Stichwahl gegen Amtsinhaber Harald Zanker - mit fast 7.000 Stimmen Vorsprung.
Wie schon nach dem ersten Wahlgang Ende Mai fand die Wahlparty in Ahkes Heimatort Bollstedt statt, wo er auch als Ortsteilbürgermeister tätig ist. Dieses Mal gab es noch eine Überraschung. Fraktionskollege Karl-Josef Montag und Kreistagsvorsitzender Jeremi Schmalz von der CDU spielten vierhändig "Großer Gott, wir loben dich" und anschließend die Nationalhymne. Zuvor hatte Gemeindepfarrer Matthias Reißland den neuen Landrat gesegnet. Nach einem Gruppenbild vor dem Altar ging die Party gegenüber der Kirche im Gemeindesaal bis eine Stunde nach Mitternacht weiter.
Katerstimmung bei der SPD
Bei der SPD herrschte am Abend der Stichwahl von Beginn an Katerstimmung. Im Wahlkreisbüro hatten sich bis zu 30 Genossen versammelt, doch Freude kam nicht auf. Schon früh zeigte die Leinwand einen Rückstand Zankers, der sich nach Auszählung von 27 der 124 Stimmbezirke auf 15 Prozentpunkte belaufen hatte. Diesen Vorsprung konnte Thomas Ahke bis zum Ende behaupten und erzielte letztendlich 57 Prozent der Stimmen.
Nach den knapp 40 Prozent aus dem ersten Wahlgang sei so ein Ergebnis nicht erwartet worden, sagte Kreisverbandschef Kai-Uwe Jagemann. Erst recht, weil um jede Wählerstimme gekämpft worden sei. Auch der wiedergewählte Mühlhäuser SPD-Oberbürgermeister Johannes Bruns zeigte sich enttäuscht. "So deutlich habe ich das nicht erwartet", so Bruns. Zanker habe "über Jahrzehnte viel geleistet".
Zankers Gründe für die Niederlage
Zanker selbst erlebte seine Niederlage von zu Hause aus. "Es ist ein klares Wahlergebnis", sagte er. Nun wolle er sich auf seine Genesung konzentrieren und sich um seine Frau kümmern. Er war im Wahlkampf zwei Mal gestürzt und setzte einen Tag nach der Stichwahl seine Reha-Kur fort.
Er selbst nannte drei Gründe für seine Niederlage: Erstens hätten die beiden Stürze seine Präsenz im Wahlkampf stark eingeschränkt und Bürgergespräche verhindert. Zweitens habe die Allianz CDU, Freie Wähler, FDP und AfD gegriffen. Drittens hätten 30 Jahre Engagement anscheinend keinen Wert - im Wahlkampf hätten anscheinend Überschriften ausgereicht.
Es ist ein klares Wahlergebnis.
Ahke mit Plan für die ersten Amtstage
Ahke äußerte sich überrascht über das klare Ergebnis der Stichwahl und deutete es als Entscheidung für einen politischen Wechsel. Am Ende habe das bessere demokratische Angebot gesiegt, sagte der 53-Jährige. "Der Wähler will ordentliche Angebote haben und nicht nur Protest wählen", sagte Ahke. Wenn es diese Angebote gibt, wisse der Wähler das zu schätzen und das habe sich bei der Stichwahl gezeigt.
Ahke will den Wahlausschuss am Mittwoch abwarten und dann so schnell wie möglich in sein Amt starten. Offiziell geht es am 1. Juli los. In den ersten Wochen gehe es vor allem um das Team im Landratsamt, sagte Ahke. Er wolle schauen, ob die jeweils zugewiesene Aufgabe zu jedem Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin passt.
Sein Vorgänger habe die ganze Verwaltung auf seine Person zugeschnitten. Dieses "System Zanker" sei im Kreistag immer wieder kritisiert worden. Ahkes Ziel deshalb: "Wir müssen den Innovationsgeist der Mitarbeiter in der Verwaltung wieder wecken. Weil ich brauch jeden einzelnen."
MDR (dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 10. Juni 2024 | 18:27 Uhr
salzbrot vor 26 Wochen
bei den CDU-Landräten, die noch länger im Amt waren bzw. sind und jetzt sogar teilweise als Senioren im Landtag weitermachen wollen, hat das bislang niemanden gestört.
salzbrot vor 26 Wochen
"In den ersten Wochen gehe es vor allem um das Team im Landratsamt, sagte Ahke. Er wolle schauen, ob die jeweils zugewiesene Aufgabe zu jedem Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin passt. "
Als erstes werden also politisch missliebige Mitarbeiter durch passende von CDU, FW, AFD und FDP ersetzt. Thüringen schwarz-blau.
Maria A. vor 26 Wochen
Egal, wie man dazu steht, es wird immer schwieriger, so ein Amt auszuüben. Denn es ist nicht nur das Geld weniger geworden, sondern auch der Zukunftsoptimismus.