Im Naturhistorischen Museum: Kinder stehen in einer Reihe und halten bunt bemalte Taschen hoch. 4 min
Finanziell schwierige Zeiten: Im Landkreis Thüringen teilt sich ein Museumsnetzwerk das Personal. Mehr im Audio von Mareike Wiemann Bildrechte: Mareike Wiemann/MDR
4 min

Museen in Thüringen stehen vor finanziell schwierigen Zeiten, gerade für kleine Häuser wird es eng. Hilft es, wenn sie sich das Personal teilen? Das wird im Landkreis Hildburghausen nun ausprobiert. Von Mareike Wiemann

MDR KULTUR - Das Radio Do 28.11.2024 07:10Uhr 03:54 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/hildburghausen/museumsnetzwerk-sued-110.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Gegen Personalmangel Thüringen: Wie sich kleine Museen in Krisenzeiten helfen

28. November 2024, 04:00 Uhr

Ein Netzwerk von Museen im Süden Thüringens erprobt aktuell, wie sie sich unterstützen und Ressourcen teilen können. Denn Personalmangel und enge Finanzierung machen wichtige Projekte oft unmöglich. Deswegen haben sich Häuser im Kreis Hildburghausen wie das Kloster Veßra oder das naturhistorische Museum in Schleusingen nach einem langen Prozess zusammengeschlossen. Für den Anfang teilen sie pädagogische Mitarbeiter, die an manchen Orten zum ersten Mal Angebote für junges Publikum ermöglichen.

Karin Labrens ist immer auf Achse. Mit einem großen Koffer voller Scheren, Pinsel und Farbtuben fährt die Museumspädagogin durch den Landkreis Hildburghausen und sammelt Kilometer: vom Museum Eisfeld zum Schloss Glücksburg in Römhild, vom naturhistorischen Museum in Schleusingen zum Kloster Veßra. Trotz ihrer verschiedenen Ausrichtungen und Sammlungen sind sie alle Mitgliedshäuser des Museumsnetzwerks Süd. "Der Start vor zweieinhalb Jahren war alles andere als einfach", erinnert sich Labrens schmunzelnd. "Ich war erstmal von der Vielfalt der verschiedenen Orte erschlagen. Und habe mich gefragt, wie ich mich da jemals einarbeiten kann."

Angebote für Museen bündeln

Heute weiß sie – es geht, auch weil ein unverstellter Blick in der museumspädagogischen Arbeit durchaus wertvoll sein kann: "Da die Menschen, die ein Museum besuchen, in der Regel ja ch ohne Vorwissen kommen!" Gleichzeitig hat sie es durchaus geschafft, einen tieferen Einblick in die Sammlungen zu erhalten. Und festgestellt, dass es auch Ähnlichkeiten gibt.

Kinder halten bunt bemalte Schachteln in die Kamera
Ein Workshop kann gleich in mehreren Museen im Kreis Hildburghausen angeboten werden. Bildrechte: Museumsnetzwerk Süd

So hat Labrens etwa ein Ferienprogramm zum Thema "Historische Möbel" entwickelt, da diese in verschiedenen Museen zu finden sind. Mit den Kindern und Jugendlichen spricht sie nun an den verschiedenen Orten über diese oft bunt bemalten, maßangefertigten Möbelstücke. Es geht um den privaten Geschmack zuhause, um mehr oder wenige nachhaltige Möbel und auch ums Selbermachen. Am Ende bemahlen alle Teilnehmenden kleine Holzschatullen.

Bedarfsgerechte Unterstützung für mehrere Museen

Häuser wie das Museum Schloss Glücksburg oder das Museum Eisfeld sind durch das Museumsnetzwerk Süd nun erstmals in der Lage, solche Angebote zu machen. Sie konnten sich früher nicht leisten, eigenes museumspädagogisches Personal zu beschäftigen, und greifen deswegen auf diese "Pool-Lösung" zurück, wie Netzwerk-Geschäftsführer Janis Witowski erklärt: "Der Grundgedanke bei der Gründung war: Die Museen in Südthüringen, die personell und finanziell durchaus Mehrbedarf haben, ganz konkret zu unterstützen. Und zwar nicht, indem man einzelne Häuser mit einzelnem Personal ausstattet. Sondern indem man eine zentrale Einrichtung schafft, die dann bedarfsgerecht mehrere Häuser unterstützt."

Drei Personen halten gerahmte Fotografien von Museen in die Kamera.
Karin Labrens, Janis Witowski und Julia Böhler (v.l.n.r.) mit Bildern der Mitgliedsmuseen Bildrechte: Mareike Wiemann/MDR

Probleme vor der Gründung in Thüringen

Wenn sich kleine Häuser kein eigenes Personal leisten können, dann teilen sie sich eben welches. Die Idee klingt simpel, aber es war ein langer Weg bis zur Gründung des Netzwerks. Bereits 2017 kamen erste Ideen auf, doch es gab Streit um Finanzierung und Mitsprachemöglichkeiten, so dass der Kreis Sonneberg, der zunächst mit an Bord war, wieder ausstieg.

Dann sollte ein Zweckverband für das Netzwerk gegründet werden, was sich aus juristischen Gründen als schwierig herausstellte. Am Ende wurde es ein Verein, der nun die sechs Museen im Kreis Hildburghausen unterstützt. Hauptsächlich im Bereich Museumspädagogik, aber auch beim Social-Media-Marketing, in der Öffentlichkeitsarbeit auf Messen, bei Weiterbildungen oder bei der Fördermittelakquise.

Im Museum in Römhild sitzten Kinder am Tisch und töpfern
Beim Töpferprojekt "Scherben bringen Glück" in Römhild. Bildrechte: Museumsnetzwerk Süd

Mittlerweile könne man von einem erfolgreichen Start sprechen, so Koordinatorin Julia Böhler. So habe sich etwa die Zahl der Schulklassen, die das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg besuchten, in zwei Jahren verdoppelt: "Da merkt man einfach, dass die Schulklassen das Museum jetzt mehr im Bewusstsein haben. Sie waren schon mal da, sind vielleicht auch Wiederholungstäter."

Politische Unterstützung in Hildburghausen

Die Zahlen sehen gut aus – aber natürlich, sagt das Team, sei der Start auch anstrengend gewesen. Es habe sich alles einspielen müssen, zudem müsse man nach wie vor im Blick behalten, dass ein Umgang auf Augenhöhe mit den Museen stattfinde. Zum Glück habe es viel Unterstützung aus dem Landratsamt gegeben, betont Geschäftsführer Witowski. Das sei essentiell für eine erfolgreiche Arbeit.

Das Netzwerk wird noch bis 2027 fast ausschließlich vom Freistaat Thüringen finanziert, und die große Frage ist, wie es danach weitergeht. "Wir haben jetzt eben die Herausforderung, das Niveau beizubehalten. Dass wir eben eine feste Einrichtung werden, ohne die der Landkreis nicht mehr auskommt", so lautet der Plan von Janis Witowski. Die Zeichen dafür stehen zumindest derzeit gut. So wird das Netzwerk wachsen, und im Januar das Flechtwerk Almerswind als neues Fördermitglied aufnehmen. Das Flechtwerk befindet sich im Nachbarlandkreis Sonneberg, der sich vor ein paar Jahren ja noch aus dem Projekt verabschiedet hatte.

Redaktionelle Bearbeitung: jb

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 28. November 2024 | 07:10 Uhr

Mehr aus der Region Suhl - Hildburghausen - Sonneberg - Ilmenau

Kultur

Blick auf eine aktuellen Zeitung und in die neu eröffnete Ausstellung "Perspektivwechsel Erstaufnahme" im Community Art Center in Suhl.
In der aktuellen Zeitung und der neu eröffneten Ausstellung "Perspektivwechsel Erstaufnahme" kommen Anwohnerinnen und Anwohner sowie Flüchtlinge zur Erstaufnahme auf dem Friedberg zu Wort. Bildrechte: MDR / Lisa Wudy

Mehr aus Thüringen