Langewiesen Drohendes Aus für Quarzglashersteller Raesch abgewendet

16. Dezember 2022, 15:48 Uhr

Der Quarzglashersteller Raesch Quarz in Langewiesen im Ilm-Kreis muss seine Produktion doch nicht einstellen. Firmengründer Fritjof Raesch übernimmt die Firma wieder komplett vom ehemaligen bayerischen Mutterkonzern.

Der Quarzglashersteller Raesch aus dem Ilmenauer Ortsteil Langewiesen hat einen neuen Eigentümer. Wie das Unternehmen MDR THÜRINGEN mitteilte, hat die ehemalige Muttergesellschaft Dr. Hönle AG alle Anteile an Raesch-Gründer Frithjof Raesch verkauft. Der Kaufpreis lag demnach im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Anfang November hatte die Hönle-Gruppe mit Sitz im bayerischen Gilching angekündigt, den Standort in Langewiesen stillzulegen. Als Grund nannte die Gruppe, die auf industrielle Anwendungen von UV-Licht spezialisiert ist, die hohen Kosten für Sand und Energie. Zudem wurde darauf verwiesen, dass die Entwicklung des Energiemarkts ungewiss sei. Der Konzern habe mit weiteren Verlusten durch das energieintensive Unternehmen in Thüringen gerechnet.

Wir sind jetzt wieder ein eigenständiges Unternehmen.

Frithjof Raesch

Gründer will Unternehmen am Markt halten

Ende November wurden die Kündigungen ausgesprochen. Zum 1. Dezember sollten die Schmelzhöfen in Langwiesen heruntergefahren werden. Gründer Raesch sagte, er habe eine Woche zuvor davon erfahren. Nachdem er den Standort in Langwiesen besuchte, habe er sich zum Kauf entschlossen. Raesch erklärte seine Motive damit, dass das Unternehmen technisch gut ausgestattet sei, die Konditionen stimmten und sein Gründungsunternehmen nicht vom Markt gehen sollte.

"Wir sind jetzt wieder ein eigenständiges Unternehmen", sagte Raesch. Als erstes müsse die Firma wieder profitabel werden. Im Kundenumfeld sei Raesch gut aufgestellt, die Vertriebspartner säßen unter anderem in Taiwan, Indien, China und Japan.

Zu den Zahlen sagte Geschäftsführer Sven Klabunde, in den vergangenen beiden Jahren sei der Umsatz von etwa acht auf 12,8 Millionen Euro gestiegen. Der Auftragseingang stieg auf 17 Millionen Euro. Auch diese Entwicklung habe für die Kaufentscheidung eine Rolle gespielt.

Energie als hoher Kostenfaktor

Klabunde fügte hinzu, der Umsatz für den Dezember sei wie in den drei Monaten zuvor positiv. Im August sei die Situation noch eine andere gewesen: Das Unternehmen habe 1,25 Millionen Umsatz gemacht und gut 640.000 Euro Verlust durch Energiekosten. Um die Energiekosten in den nächsten Monaten zu decken, setzt das Unternehmen auf die Strompreisebremse ab Januar.

Für mittlere und große Unternehmen mit einem bisherigen Stromverbrauch von mehr als 30.000 Kilowattstunden pro Jahr liegt die Grenze bei 13 Cent zuzüglich Steuern, Abgaben und Umlagen für 70 Prozent des bisherigen Verbrauchs. "So bräuchten wir noch 30 Prozent am Markt einkaufen", sagt der Geschäftsführer.

Zudem gehen Raesch und Klabund davon aus, dass sich die Energiepreise durch wieder ans Netz gehende Kernkraftwerke in Europa wieder stabilisieren werden. In Frankreich stehen viele Reaktoren still, weil die Anlagen gewartet werden. Das Land importiert daher Energie, was die Preise in die Höhe treibt.

Kündigungen werden zurückgenommen

Die schon wirksamen Kündigungen bei Raesch werden nun zurückgenommen. Alle Mitarbeiter sollen das gleiche Angebot mit den gleichen Konditionen erhalten. Geschäftsführer Klabunde sprach von einem "zehrenden Prozess für die Mitarbeiter". Die meisten nähmen das Angebot, etwa zehn Prozent hätten bereits angekündigt, trotzdem das Unternehmen verlassen zu wollen.

Frithjof Raesch gründete die Raesch Quarz GmbH 1992. Wenige Jahre später kam ein Firmenstandort auf Malta dazu. Ab 2012 wurden alle Anteile des Unternehmens schrittweise an die Hönle AG verkauft. Raesch Quarz stellt Quarzglasrohre und -stäbe für die die Lampen-, Lichtleiter- und Halbleiterindustrie her.

MDR (wdy/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 16. Dezember 2022 | 08:00 Uhr

2 Kommentare

Ralf G am 17.12.2022

Die Firma setzt auf die wieder an's Netz gehenden AKW's in Frankreich. Auch in Deutschland könnten sechs AKW's laufen und die Strompreise reduzieren, statt teures Gas zu verheizen.
In einer funktionierenden Wirtschaft sorgt die Industrie für Wohlstand und die Sicherheit der Sozialsysteme. Unter dem grünen Wirtschaftsminister sorgen zweistellige Milliardenschulden dafür, dass die Wirtschaft überhaupt weiterläuft. Das ist so, als würde man Windanlagen mit Strom antreiben, damit sie sich drehen.
Es geht um Schulden, die kommende Generationen zurückzahlen müssen. Es sei denn, die Politik hofft auf eine Währungsreform im Euroraum mit drastischer Abwertung. Dann zahlen es alle Bürger.

knarf am 16.12.2022

Hoffentlich geht für die Beschäftigten alles gut aus und die Entlassungen nur ein furchtbares Ereignis und Erinnerung!

Mehr aus der Region Gotha - Arnstadt - Ilmenau

Mehr aus Thüringen

Ein Affenbaby wird gefüttert. 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK