Wirtschaft Nach Aus für 900 Mitarbeiter in Brotterode: Einigung bei Abfindungen für Marelli-Mitarbeiter

30. Juni 2023, 10:06 Uhr

Nach dem Aus des Marelli-Werks in Brotterode liegt ein konkretes Ergebnis für den Sozialtarifvertrag auf dem Tisch. Die rund 900 Angestellten des Automobilzulieferers können der IG Metall zufolge mit Abfindungen rechnen. Wirtschaftsminister Tiefensee (SPD) geht davon aus, dass die Beschäftigten als Fachkräfte auch anderweitig gefragt sein werden.

In den Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag beim Automobilzulieferer Marelli in Brotterode (Kreis Schmalkalden-Meiningen) liegt ein Ergebnis auf dem Tisch. Wie die IG Metall mitteilte, konnten Abfindungen vereinbart werden, um die geplante Werkschließung abzumildern.

Maximal 220.000 Euro möglich

Unbefristet Beschäftigte sollen demnach eine Abfindung in Höhe von anderthalb Bruttomonatsgehältern pro Beschäftigungsjahr bekommen, hinzu kommen Urlaubsgeld- und Sonderzahlungen, bei denen zum Beispiel die Arbeitsjahre und die Zahl der Kinder berücksichtigt werden. Maximal sind 220.000 Euro möglich.

Ein Jahr lang gibt es eine sogenannte Transfergesellschaft, währenddessen gilt eine 85-prozentige Netto-Vergütung, Gewerkschaftsmitglieder erhalten zudem einen Bonus. Laut IG Metall wurde der Vertrag am Mittwoch den Beschäftigten vorgelegt. 95 Prozent stimmten demnach dafür.

Erklärung zum Sozialtarifvertrag Mit einem Sozialtarifvertrag werden in Deutschland unter anderem die Auswirkungen einer Betriebsänderung, sowie deren möglichen Ausgleichsmaßnahmen für die Arbeitnehmer geregelt.

Zusage vom Unternehmen erwartet

Es sei ein solidarisch erstrittener Kompromiss, hieß es von der Gewerkschaft. Der Sozialtarifvertrag soll jetzt dem Vorstand der IG Metall vorgelegt werden. In den nächsten Tagen wird eine Zusage vom Unternehmen erwartet. Danach könnte der Vertrag unterzeichnet werden.

Wirtschaftsminister optimistisch für Zukunft der Arbeitnehmer

Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sieht für die Marelli-Beschäftigten in Brotterode weiterhin gute Job-Chancen. Angesichts der anhaltend großen Nachfrage nach Facharbeitern sei er zuversichtlich, dass die Betroffenen eine neue berufliche Perspektive in der Region finden werden, sagte der Minister am Donnerstag.

Seiner Ansicht nach federten die in dem Sozialtarifvertrag ausgehandelten Abfindungen die schlimmsten Härten ab. Dank der vereinbarten einjährigen Transfergesellschaft hätten die Beschäftigten außerdem genug Zeit, sich neu zu orientieren.

Marelli: Standort nicht mehr wettbewerbsfähig

Marelli will das Werk in Brotterode mit rund 900 Mitarbeitern Ende März 2024 schließen. Das Unternehmen argumentiert, der Standort sei nicht mehr wettbewerbsfähig. Marelli Automotive Lighting Brotterode ist auf Fahrzeugaußenbeleuchtungen spezialisiert.

Der Autozulieferer gehörte IG Metall-Sprecher Uwe Laubach zufolge ursprünglich zum italienischen Fiat-Konzern, ist aber inzwischen an einen US-amerikanischen Finanzinvestor verkauft worden.

Mehr zum Thema

MDR (mde/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 29. Juni 2023 | 07:30 Uhr

31 Kommentare

Der Erfurter Bub vor 45 Wochen

Was hat Sachsen Anhalt jetzt genau mit Thüringen zu schaffen oder der Weltkonzern Intel, der ein weltweit nachgefragten Produkt herstellt, mit einem Lampenladen? Das Personal war ja anscheinend zufrieden mit der Aushandlung der Abfindungen Dank der Gewerkschaft. Und selbst wenn sie das Werk mit Geld überhäufen, nicht Wettbewerbsfähig bedeutet in diesem Fall wohl das das Produkt hiesigen und internationalen Automobilherstellern einfach nicht qualitativ genügte.Bei Automotive Lighting in Brotterode arbeiten nach Angaben des Betriebsrats neben Fachleuten, überwiegend angelernte Mitarbeiter. Aufgrund der Unsicherheit in den vergangenen Wochen hätten sich auch schon einige umorientiert, so Betriebsratsvorsitzende Yvonne Krug. Dass massiv Stellen abgebaut werden sollen, hat der Konzern erstmalig im Januar bekannt gegeben.
Aber natürlich könnte man das Werk Verstaatlichung als VEB und könnte dann Scheinwerfer für die Galerie herstellen.

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf vor 45 Wochen

900 Jobs? Das Werk nicht mehr "wettbewerbsfähig"? - die Lösung ist doch eigentlich klar!
Einfach ein paar (- na, sagen wir mal: 500-; ist ja nicht mein Geld) Millionen der ZEHN SubventionsMILLIARDEN für "Intel" nach Brotterode umverlagern! Müsste für ein paar Jahre reichen, um "wettbewerbsfähig" zu bleiben. - Und im Gegensatz zu "prognostizierten" 10.000 Arbeitsplätzen bei Intel für ZEHN Milliarden (und erst in 4 Jahren frühestens) wärens hier 900 REALE Arbeitsplätze, sofort und sicher. Zum Schnäppchenpreis!

Oder aber: man verteilt die 500 Millionen einfach so unter die "freigestellten" Beschäftigten. Ein knappes halbes Milliönchen so, pro Person - ...
(bei Intel ist ja pro Posten eine GANZE Million geplant; also - wie gesagt: ein Schnäppchen!)

martin vor 45 Wochen

Sie scheinen sich in den Metallberufsbildern für die Industrie nicht so gut auszukennen. Beim Wechsel vom Dreher (mit noch viel "Handwerk") zum Zerspanungstechniker wurde die Programmierung der CNC-Maschinen mit ins Berufsbild aufgenommen. Wenn Sie mal eine Fünf- oder Sechsachssteuerung programmiert hätten, wüssten Sie, dass das keine Aufgabe für einen Roboter ist. Wenn überhaupt, fällt die Maschinensteuerung aus den Anwendungen der Konstruktionsabteilungen heraus - kritisch überprüft werden muss sie allerdings noch vom Zerspanungstechniker an der Maschine....

Und ja, es gibt die Maschinenbediener - das sind angelernte Hilfskräfte. Aber selbst die sind nur bei Großserienproduktionen durch Roboter wirtschaftlich ersetzbar....

Mehr aus der Region Suhl - Schmalkalden - Meiningen

Kultur

Porträt eines älteren Mannes mit weißem Bart, Hut und Brille
Maler und Bildhauer Markus Lüpertz hat die Kostüme und Bühnenbilder für die Oper "Una cosa cara" am Staatstheater Meiningen entworfen und gefertigt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Mehr aus Thüringen