Ein toter Hirsch liegt in einem Wagen.
Das traditionelle Hirschessen in Schmalkalden geht auf das Jahr 1379 zurück. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Sascha Bühner

Stadtfest Toter Hirsch in sozialen Medien: Stadt Schmalkalden in der Kritik

17. August 2023, 11:50 Uhr

Wegen eines Fotos eines toten Hirsches in sozialen Medien muss sich die Stadt Schmalkalden rechtfertigen. Das Tier ist für das traditionelle Hirschessen beim Stadtfest gedacht.

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Die Stadt Schmalkalden muss sich für das traditionelle Hirschessen zum Stadtfest rechtfertigen. In den sozialen Netzwerken hatte ein Beitrag der Stadt mit einem Foto des erlegten Rothirsches für negative Kommentare gesorgt. Mehrere Menschen kritisierten in den Kommentaren etwa die Art, in welcher der Tierkadaver auf Facebook präsentiert wurde. Zudem gab es auch generelle Kritik an der Jagdtradition für das Stadtfest. Eine Frau schrieb etwa: "Dieses zur Show Gestelle finde ich furchtbar. Klar muss für Fleisch ein Tier getötet werden, aber dann doch nicht unter so einem Aufzug".

Zum Stadtfest in der kommenden Woche wird der Hirsch traditionell dem Landgrafen übergeben, welcher in diesem Jahr von Gerhard Wolf dargestellt wird.

Jäger verteidigen Hirschjagd

Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Schmalkalden, Harry König, verteidigte die Jagd auf den Hirsch. Er schrieb in einem Kommentar auf den Beitrag in den sozialen Medien, gerade in der heutigen Zeit, welche von Wald- und Forstschäden durch Hitze und Schädlingsbefall geprägt ist, sei die Jagd besonders wichtig, um die Wildbestände auf einem verträglichen Bestand zu halten.

Ein toter Hrisch liegt hinter zwei Menschen in einem Wagen.
Auch in diesem Jahr wird der Landgraf von Hessen wieder von Gerhard Wolf dargestellt. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Sascha Bühner

Tradition des Hirschessens mehr als 600 Jahre alt

Das Hirschessen geht laut Stadt auf das Jahr 1379 zurück. Damals haben die Henneberger Grafen den Bewohnern der Stadt einen Hirsch aus ihren Wäldern spendiert. Diese Gabe wiederholte sich jährlich. Auch der zweite Landesherr, Landgraf von Hessen, gab seinen Hirsch dazu - er wollte keinesfalls gegenüber seinem Henneberger Rivalen zurückstehen. Daraus entstand schließlich ein Fest mit üppigen Gelagen und Theateraufführungen.

MDR (tig/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. August 2023 | 09:00 Uhr

95 Kommentare

astrodon vor 36 Wochen

@emlo: "Foto ... mittels sozialer Medien mitteile", ja wer das tut muss mit Reaktionen rechnen. Gleiches gilt natürlich für die Kommentare dazu.
Zur Begründung meiner Meinung: Wir habe verlernt, die Bedeutung unserer Aussagen zu bewerten. Wenn jemand schreibt: "Diese Zurschaustellung ist furchtbar!" verurteilt er/sie. Sonst müsste da stehen: "Ich FINDE, diese Zurschaustellung ist furchtbar!". Eine sachliche Kritik fand ja nicht statt, nur die Bewertung als "furchtbar".

Anita L. vor 36 Wochen

Es geht um einen toten Hirsch und eine Jagdtradition. Was das mit Demokratie, Konsensbereitschaft, feudalen Unterwürfigkeitsgesten und Akzeptanz von Pluralismus zu tun hat, weiß ich nicht so recht. Man hätte ja auch die Aussage, dass das jemand "ganz furchtbar" findet, einfach mal so stehen lassen können, ohne dem Gefühl nachzugeben, sich rechtfertigen zu wollen. "Liebe Besucherin, es tut uns leid, dass Sie sich von dem Anblick eines toten Tieres abgestoßen fühlen. Besuchen Sie uns doch im Festzelt "Zum grünen Daumen", dort präsentieren die Gärtner unserer Stadt ihre Produkte. Wir wünschen Ihnen noch schöne Stunden auf unserem Stadtfest."

Mina B. vor 36 Wochen

Mal ehrlich, ich verstehe die ganze Aufregung nicht! Wo ist bitte das Problem, wenn eine Stadt am Thüringer Wald eine Jagdtradition pflegt, die aus der Feudalzeit stammt?! Die Jagd ist dort schon immer natürlich gegeben. Es beschwert sich doch auch niemand über das Prozedere auf dem Hamburger Fischmarkt. Da geht's auch nur um Tradition und erbeutete und zum Verzehr gedachte Tiere.
Und regionale Traditionen sind sehr wichtig für die persönliche Entwicklung, für die Verbundenheit mit der Heimat. Gut wenn sie gepflegt werden!
Und was den Umgang mit den eigenen Kindern in diesem Zusammenhang betrifft, hat man immer die Wahl, ob man das dem Nachwuchs vernünftig erklärt oder ob man ihnen lieber Augen und Ohren zuhält, damit sie sowas nur ja nicht zu Gesicht bekommen. Dann muss man sich aber auch nicht wundern, wenn man gleichzeitig die Saat zur Intoleranz gesät hat ...

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