Scheibe am Auto wird freigekratzt
Der Winter kommt bestimmt: Wer sein Auto vorbereitet, muss mit weniger Problemen rechnen. Bildrechte: IMAGO / Paul Marriott

Frostschutz, Motoröl & Co. Wie Sie Ihr Auto winterfest machen

19. Oktober 2022, 11:42 Uhr

Im Winter kann das Scheibenwischwasser einfrieren, der Motor durch das falsche Öl ausgebremst werden oder das Auto gar nicht erst anspringen. Auto-Experte Andreas Keßler erklärt, was Sie für Ihr Auto tun sollten, bevor es Winter wird. So kommen Sie gut durch die kalte Jahreszeit.

Andreas Keßler
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Eins ist sicher: Der nächste Winter kommt bestimmt, weshalb der Gesetzgeber schon vor einiger Zeit das "Winterreifengesetz" erlassen hat, das eigentlich gar keins ist. Gemeint ist mit dieser Vorschrift lediglich, dass Autos im Winter "witterungsentsprechend" ausgerüstet sein müssen.

Winter-Check: Gut zu wissen

  • Sind vor dem Start Schnee und Eis auf der Straße und das Auto noch mit Sommerreifen ausgerüstet, muss es leider stehen bleiben. Scheint hingegen die Sonne auf die trockene Straße, darf man auch bei -12°C mit Sommerreifen fahren.
  • Wer nach Österreich in den Urlaub fährt, braucht sehr (!) gute Winterreifen. Unter 4mm Restprofiltiefe fährt man dort auch mit Winterreifen illegal Auto.
  • Neben der richtigen Bereifung will der Gesetzgeber im Winter auch eine funktionsfähige Scheibenreinigungsanlage sehen. Dazu gehört die richtige Frostschutzmischung und "scharfe" Wischerblätter! Und: Scheibenenteiser weicht Eisschichten auf, damit sie leichter abgekratzt werden können.
  • Wer bei extrem niedrigen Temperaturen mit seinem Diesel fahren will, sollte "Premium"-Diesel (die teuerste Sorte an der Tankstelle) tanken. Diese Qualität entspricht dem Polardiesel aus Skandinavien und ist frostfest bis – 33°C.
  • Neuere Diesel brauchen Ad-Blue für die Abgasreinigungsanlage. Wer einen Kanister davon im Kofferraum hat, sollte wissen, dass das Zeug unter -11°C gefriert. Eiswürfel akzeptiert das System aber nicht.
  • Vor dem Winter müssen die Scheiben mal wieder richtig sauber gemacht werden: innen (!) und außen! Und: Eine Scheibenversiegelung lässt Eis erst gar nicht entstehen (und die Eisplatte, wenn doch vorhanden, leichter abrutschen).
  • Hirschtalg bekommt man nur schwer wieder von den Fingern ab. Deshalb ist er auch besonders gut für die Pflege von Gummidichtungen geeignet. Aber nur vor dem ersten Frost!

Winterreifen-Regelung in einigen Nachbarländern

Polen: Winterreifenpflicht nicht gesetzlich vorgeschrieben – Schneeketten erlaubt, wenn die Fahrbahn mit Schnee oder Eis bedeckt ist

Tschechien: Gesetzlich wie in Deutschland vorgeschrieben, kann auch durch Verkehrsschilder vorgeschrieben sein – Schneeketten erlaubt, wenn die Fahrbahn mit Schnee oder Eis bedeckt ist 

Italien: Auf bestimmten Abschnitten kann eine Winterbereifung vom 15. November bis 31. März situative Pflicht sein (durch Verkehrsschilder angezeigt), einige Abschnitte verpflichten vom 15. Oktober bis 15. April auch wetterunabhängig dazu – Schneeketten sind erlaubt, teilweise auch durch Verkehrsschilder angeordnet, Höchstge­schwindigkeit liegt bei 50 km/h

Dänemark: Winterreifenpflicht gesetzlich nicht vorgeschrieben – Schneeketten erlaubt

Belgien: Winterreifenpflicht gesetzlich nicht vorgeschrieben – Schneeketten erlaubt, wenn die Fahrbahn mit Schnee oder Eis bedeckt ist

Quelle: Bußgeldkatalog 2019

Frostschutz für die Scheibenwaschanlage

Der Frostschutz für die Scheibenwaschanlage kommt aus dem Kanister – und der steht meistens im Supermarkt-Regal. Man könnte sich bei der Auswahl nur nach dem Preis richten, es gibt aber noch andere Qualitätskriterien.

Frostschutzmittel fürs Auto
Lesen Sie unbedingt, was im Kanister ist: Bereits einsatzbereite Flüssigkeit oder ein Konzentrat? Bildrechte: IMAGO / YAY Images

Wichtig ist beispielsweise die Konzentration: Wenn der Kanister mit einer "vorgemischten" Flüssigkeit gefüllt ist, kann diese direkt in den Vorratsbehälter gegossen werden. Wenn im Kanister "Reiniger-Konzentrat" schwappt, kann und sollte verdünnt werden. In unseren Breiten reicht in der Regel eine Frostfestigkeit bis zu -25°C.

Wichtig ist noch die Verträglichkeit des Waschwasserzusatzes mit Kunststoff-Streuscheiben. Viele Autos besitzen eine Scheinwerferreinigungsanlage. Kunststoffstreuscheiben können bei Behandlung mit dem falschen Reinigungsmittel "verspröden" und reißen. Wer unsicher ist, sollte bei den Reinigungs- und Frostschutzzusätzen für die Scheibenwaschanlage nur zu den bekannten Marken greifen.

Frostschutz im Kühlmittel

Frostschutz gehört auch in das Kühlmittel. Normalerweise ist im Kühlmittel genügend Frost- und Korrosionsschutz vorhanden. Wenn im Sommer aber mit Wasser nachgefüllt wurde, kann sich die Konzentration des Kühlerfrostschutzes gefährlich verringert haben. Um sicher zu gehen, muss "gespindelt" werden. So nennt man den Vorgang der Messung mit einem Frostschutzprüfer. Erhältlich im Autozubehör für 3 bis 5 Euro.

Wenn der Kühlwasserstand im Kühler zu niedrig ist, reicht es, wenn mit reinem Frostschutz aufgefüllt wird. Ideal ist eine Mischung aus Wasser und Frostschutz, die das Kühlmittel bis etwa -25°C flüssig hält.

Motoröl winterfest machen

Eine weitere "winterrelevante" Flüssigkeit ist das Motoröl. Zu altes Öl mit der falschen Viskosität kann einen kältesteifen Motor im Winter nachhaltig ausbremsen.

Ein dünnflüssiges Winter-Öl, z.B. 0-W30, kommt in die Ölwanne. Das schmiert den Motor auch bei -25°C ab den ersten Umdrehungen.

Startproblemen vorbeugen

Startprobleme resultieren meistens aus ungepflegten Zündanlagen. Als Winterinspektion empfiehlt sich daher vor der großen Kälte ein Test der Lichtmaschine, die mindestens 14 Volt Ladespannung abgeben muss. Flankierend müssen dann neue Zündkerzen, Zündkabel und Verteilerkappe ins Auto. 

Durch überfrierenden Regen hat sich auf einer Straße Blitzeis gebildet.
Bei Blitzeis hilft lediglich vorausschauendes und vorsichtiges Fahren. Bildrechte: MDR/Mayte Müller

Gefahr Blitzeis Blitzeis ist eine der größten Wintergefahren: Es tritt plötzlich auf und ist schwer zu erkennen. Blitzeis ist wesentlich glatter und rutschiger als "normales" Glatteis. Technische Hilfsmittel wie ABS oder ESP helfen dem Autofahrer hier leider nicht weiter.

Anzeichen für eine glatte Fahrbahn sind leise Abrollgeräusche der Reifen, eine unnatürlich weich werdende Lenkung und ein Durchdrehen der Antriebsräder. Hier gilt: Den übrigen Verkehr aufmerksam beobachten, einen bis zu dreimal größeren Abstand halten als sonst und sofort (aber nicht ruckartig!) vom Gas gehen, wenn andere Fahrzeuge zu rutschen beginnen. Vorsicht gilt auch beim Lenken, um ein Ausbrechen oder Rutschen des Wagens zu verhindern.

Quelle: MDR um 4

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 19. Oktober 2022 | 17:00 Uhr

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