Vorstandsvorsitzende Romy Polster ( Chemnitzer FC)
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Fußball | Regionalliga Ex-Führungskräfte des Chemnitzer FC bekräftigen Vorwurf der Misswirtschaft

16. Juni 2023, 10:00 Uhr

Der ehemalige Leiter Ticketing und Spieltagsgestaltung des Chemnitzer FC wehrt sich gegen seine Kündigung und bekräftigt seine Kritik am Verein. Unterstützung erhält er vom früheren technischen Direktor Marcel Rozgonyi.

Die gemeinsame Recherche von Sport im Osten und der Freien Presse hat zahlreiche Missstände beim Chemnitzer FC aufgedeckt. Als Konsequenz war der gesamte Vorstand am 2. Juni zurückgetreten. Dem MDR liegen Dokumente und Aussagen vor, die die Vorwürfe belegen.

Aufsichtsratschef Müller: "Vorwürfe sind unberechtigt"

Ungeachtet dessen versucht CFC-Aufsichtsratschef Knut Müller eine andere Version zu verbreiten. In einem Interview mit dem Pressesprecher des Vereins am 8. Juni sagte Müller: "Die Vorwürfe waren, bevor sie in die Medien gelangt sind, schon beim Aufsichtsrat angekommen." Man hätte daraufhin geprüft und sei zu dem Ergebnis gekommen, "dass die Vorwürfe unberechtigt sind, dafür lassen sich überhaupt keine Belege finden".

Ex-Mitarbeiter: "Mir sind viele Missstände aufgefallen"

Ganz anders klingt dagegen, was der fristlos entlassene Leiter des Ticketings und der Spieltagsgestaltung am Donnerstag (15.06.2023) vor dem Arbeitsgericht in Chemnitz aussagte. Der Gütetermin war angesetzt worden, weil er gegen seine fristlose Kündigung vorgeht. "Vieles im Verein ist nicht so gelaufen, wie es hätte laufen müssen", hatte der Ex-Mitarbeiter nach seiner Einstellung im Herbst festgestellt. "Mir sind viele Missstände aufgefallen." Die habe er seinem Vorgesetzten Marcel Rozgonyi gemeldet. Der war ebenfalls neu im Verein, im August 2022 als technischer Direktor des CFC eingestellt worden.

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Rozgonyi: "Klima wurde immer toxischer"

Rozgonyi hat die Aussagen gegenüber Sport im Osten bestätigt: "Ich habe relativ schnell mitbekommen, was beim Chemnitzer FC rund um die Catering-Verträge ablief." Er habe Marc Arnold mehrfach auf seine Pflicht hingewiesen, die Catering-Verträge zu prüfen. Insbesondere hinsichtlich der Pokalspiele gegen Union und Aue, bei denen nach MDR Recherchen nur ein Ertrag 2500 Euro an den Verein ging. "Das Klima wurde stattdessen immer toxischer und ich wurde von meinen Verantwortlichkeiten mehr und mehr abgezogen", schildert Rozgonyi die Situation zum Ende des vergangenen Jahres.  Zu dem anberaumten Treffen mit Arnold und der damaligen Vereinspräsidentin und Catering-Dienstleisterin Romy Polster kam es nie. Stattdessen wurde sein Arbeitsverhältnis aufgelöst. Das war möglich, weil Rozgonyi sich noch in der sechsmonatigen Probezeit befand.

Technische Direktor und Sportliche Leiter Marcel Rozgonyi
Marcel Rozgonyi Bildrechte: imago images/Peter Kolb

Polster soll Catering-Abrechnung selbst unterschrieben haben

Nachdem Rozgonyi nicht mehr da war, wandte sich der damalige Spieltags-Leiter direkt an Marc Arnold. "Ich habe ihn darauf hingewiesen, dass das nicht rechtens ist, was da passiert", schilderte er vor dem Arbeitsgericht. Nach dem Spiel gegen Aue habe er die Catering-Abrechnung nicht freizeichnen wollen. Das hat nach MDR-Recherchen Romy Polster selbst getan. Möglich war das aufgrund ihrer Doppelfunktion. Die Vereinspräsidentin hatte nämlich sowohl bei "Polster Sport Catering" Prokura, als auch bei der "CFC Fußball GmbH".

Weil seine Beschwerden keine Konsequenzen hatten, wandte sich der Mitarbeiter an das Kontrollgremium des Vereins – konkret an Aufsichtsrats-Chef Knut Müller und seinen Stellvertreter Norman Löster. Die hätten ihm glauben geschenkt, und seien "geschockt gewesen von der Situation, die da kaschiert werden sollte", schilderte der Ex-Mitarbeiter vor dem Arbeitsgericht. Auch Gesellschafter der "CFC Fußball GmbH" habe er informiert. Später haben diese einen Katalog mit 21 kritischen Fragen an die Geschäftsführung der GmbH gerichtet. Nur ein Bruchteil davon wurde beantwortet. Stattdessen reagierte der Vereinsvorstand, wie schon bei Rozgony, mit einer fristlosen Kündigung gegen den Leiter der Spieltagsgestaltung.

Streit um Kündigungsgrund

Diese Kündigung habe laut Anwältin der "CFC Fußball GmbH" aber nichts mit den Vorwürfen zu tun. Sondern mit einer Krankmeldung am 29. April und der Tatsache, dass der Mitarbeiter am Folgetag für sein Kreisliga-Team gespielt hätte. "Sie wissen, dass das ein vorgeschobener Grund ist", entgegnete der Rechtsanwalt des ehemaligen Spieltags-Leiters. Geklärt wird dieser arbeitsrechtliche Sachverhalt voraussichtlich am 8. November. Dann ist die Verhandlung angesetzt. Nach dem Gerichtstermin sagte der Ex-Mitarbeiter: "Es geht mir nicht ums Geld, sondern darum, dass alles aufgedeckt wird."

Wie Knut Müller die Situation sieht, konnte der MDR nicht in Erfahrung bringen. Eine Interviewanfrage hat er abgelehnt.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 02. Juni 2023 | 17:45 Uhr

33 Kommentare

Fritz73 vor 47 Wochen

@chemmser,ich gebe dir im großen und ganzen absolut recht.
Am Ende Zählt nur das unser Verein
Wieder auf stabile Beine kommt und die neuen Handelnden Personen endlich draus lernen..
Klar ,mich nervt das ganze Theater genauso wie euch alle.
Es ist wie es ist ,leider..
Himmelblaue Grüße

Chemmser vor 47 Wochen

Fritz73 es geht weniger darum ob Herr Vorderwühlbecke uns mag oder nicht.
Was viele mittlerweile stört ist das dieser Reporter stets nur dann in Erscheinung tritt wenn es gegen Chemnitz im negativen Sinne geht.
In den letzten 2 Jahren war nicht alles schlecht.
Es gab oft genug die Möglichkeit auch positive Dinge anzusprechen aber da ist man plötzlich stumm oder stellt es verzerrt da.
Siehe den zusätzlichen Trainigsplatz im NLZ.
Nicht nur wir Chemnitzer erfinden das so sondern auch außenstehenden ist das bereits aufgefallen.
Außerdem soll der MDR sich jetzt auch nicht so aufspielen sowohl Bild, Freie Presse und auch die Mopo haben teilweise eher berichtet.
Mir ist auch egal wie die Personen am Ende heißen, mir ist nur wichtig das endlich fähige Leute zum Klub kommen und das solche Dinge wie unter Polster/Arnold nicht nochmal zu Tage auftreten.

Fritz73 vor 47 Wochen

Hallo zusammen,
Ich finde das schon richtig das,egal
Wie Der oder diejenige heißt, Die Umstände des ganzen Drama schonungslos auf den Tisch müssen.
Und ob der Herr Vorderwühlbecke den CFC jetzt mag oder nicht...
Ohne ihn würden die Damen und Herren wahrscheinlich immer noch machen was sie wollen..
Klar ,es ist für uns,die es mit dem CFC halten,alles nicht schön ,aber es ist jetzt auch eine Chance das alles aufzuarbeiten und uns fähige Leute zu holen..
Und wenn die Leo heißen, dann finde ich das nicht schlimm..Da würde der Laden wenigstens mal laufen.Klar hat der in A.. am Ende absolut die falschen Entscheidungen getroffen, aber schaut euch das Stadion und das drumherum an..Da hat der Erzrivale vieles besser gemacht, das muss man neidlos anerkennen.
Wir müssen jetzt anfangen endlich mal ordentlich aufzuräumen und das ganze auch seriös..
Himmelblaue Grüße

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