"Unerhörtes Mitteldeutschland" Musikfest setzt Fokus auf Familienkonzerte und Werke von Komponistinnen
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09. März 2022, 16:15 Uhr
Das Programm des Musikfests "Unerhörtes Mitteldeutschland" ist frisch verkündet. Nach einem Jahr Ausfall und nach einer digitalen Alternative soll die 11. Ausgabe in gewohnter Form ausgerichtet werden: Vom 24. Juni bis 3. Juli 2022 werden wieder 14 Konzerte im mitteldeutschen Raum gegeben mit Musik aus fünf Jahrhunderten. Die Konzerte finden von Hettstedt bis Ostrau, über Wernigerode, Löbejün und von Ermlitz bis Leipzig und Halle statt. Neu an der Spitze des Festivals ist Kim Grote, der die Höhepunkte des Programms vorstellt.
MDR KLASSIK: Nach einem Jahr Ausfall und nach einer digitalen Alternative soll das Musikfest nun wieder in gewohnter Form ausgerichtet werden – doch bleibt es beim Gewohnten oder hat sich nach zwei Jahren der Pandemie auch für ihr Festival Grundlegendes verändert?
Kim Grote: In unserem Programmschwerpunkt und in unserem Kernprogramm soll sich nichts ändern. Das heißt: Wir werden weiterhin 14 Konzerte an 14 Orten im mitteldeutschen Raum geben. Außerdem halten wir an unserem inhaltlichen Schwerpunkt fest, dass wir uns möglichst unbekannter Musik von Komponistinnen und Komponisten widmen, die im mitteldeutschen Raum gewirkt haben – Musik aus fünf Jahrhunderten.
Wir hatten 2020 einen Komplettausfall des Festivals und 2021 eine digitale Version mit vier Streaming-Konzerten. Aufgrund dieser Unwägbarkeiten in der Pandemiezeit hat sich doch manches geändert. Wir haben dazu gelernt: Wir wollen zukünftig digitaler arbeiten, auch in Bezug auf die Vorab-Information für die Konzerte. Das schont zudem Ressourcen, sowohl in finanzieller Hinsicht, als auch etwa Ressourcen wie Papier. Wir haben auch gemerkt, dass sich unser Publikum deutlich mehr im digitalen Bereich bewegt, als wir das bisher gedacht haben. Deshalb werden wir weniger gedruckte Publikationen herstellen.
Blicken wir nun ins Programm: Welche Schwerpunkte planen Sie für die diesjährige Ausgabe?
Wir möchten möglichst vielen Ensembles und Solistinnen und Solisten eine Bühne bieten, die in den letzten zwei Jahren geplant waren, aber nicht zum Zuge kamen. Zum Beispiel das Mitteldeutsche Hornquartett und die junge Leipziger Pianistin Charlotte Steppes, auf die ich mich besonders freue. Sie war für 2020 und 2021 schon mit einem Programm geplant. Diesmal können wir es hoffentlich realisieren. Auch anderen Ensembles wollen wir eine Auftrittsmöglichkeit bieten: Mit dabei ist das "Duo Euterpe" und das "Trio ancora li". Beide Ensmbles haben sich erst durch oder unter den Eindrücken von Corona gegründet. Das finde ich spannend.
Der Fokus dieses Jahr soll auf Familienkonzerte und auf Werke von Komponistinnen gelegt werden. Wie setzen Sie das um?
Das sind zwei Themenschwerpunkte, die ich in den kommenden Jahren gern weiterentwickeln möchte. Familienkonzerte und Kinderkonzerte, um ein jüngeres Publikum für unser Musikfest zu gewinnen. Wir haben – wie viele Musikfeste und Einrichtungen der klassischen Musikkultur – das Problem eines älter werdenden Publikums. Ich versuche die Chance zu ergreifen, dass wir ein jüngeres Publikum zu uns bringen. Gerade in Bezug auf den Themenschwerpunkt des reichen kulturellen Erbes in Mitteldeutschland. Genau das wollen wir vermitteln. In diesem Jahr versuche ich das mit dem musikalischen Märchen "Sechse kommen durch die ganze Welt" mit dem Ensemble "Percussion Posaune Leipzig". Das wird in Leipzig aufgeführt werden.
Der Fokus Komponistinnen ist mir persönlich auch wichtig. Ich finde, dass Komponistinnen insgesamt – nicht nur für mitteldeutschen Raum – in der Repertoiregestaltung der Konzerthäuser und der Festivals völlig unterrepräsentiert sind. Da tut sich jetzt schon in einigen Bereichen etwas. Ich möchte das mit der Gestaltungsmöglichkeit unseres Musikfests auch aufnehmen.
Dieses Jahr fangen wir mit einem Konzert an, das sich Streichquartetten von Komponistinnen widmet. Das wird im Grassi-Museum in Leipzig stattfinden. Für die nächsten Jahre haben wir bereits Konzerte geplant, die auch diesen Schwerpunkt haben werden. Ich würde mich freuen, wenn alle Ensembles, alle Künstlerinnen und Künstler, die wir für unser Musikfest gewinnen können oder die uns Angebote machen, auch in ihren Programmen immer wieder Komponistinnen vorkommen lassen. Aber dezidiert möchte ich immer mit einem Konzert den Fokus auf die Arbeit von Komponistinnen setzen.
Sie sind in diesem Jahr zum ersten Mal mit der Leitungsverantwortung des Festivals beauftragt. Mit welchen Gefühlen gehen Sie in ihr erstes Festivaljahr?
Ich gehe mit Freude hinein und auch mit Stolz, dass mir diese Verantwortung übertragen wurde. Ich bin dem Verein "Straße der Musik" sehr dankbar für das Vertrauen. Befürchtungen haben wir im kulturellen Leben alle immer noch. Auch wenn wir uns mit unserem Musikfest im Sommer bewegen, kann es vielleicht doch aus pandemischen Gründen nicht so stattfinden, wie es stattfinden sollte. Aber das sind Ängste, die im Hinterkopf sind. Dem möchte ich nicht zu viel Beachtung schenken. Hauptsächlich wollen wir mit Freude und Zuversicht reingehen, dass wir nicht nur dem Publikum und uns selbst, sondern auch den Künstlerinnen und Künstlern die Möglichkeit geben, wieder auftreten und ihre Kunst wieder live vor einem Publikum aufführen zu dürfen.
Dieses Thema im Programm: MDR KLASSIK | 09. März 2022 | 07:53 Uhr