Illegale Migration über Balkan Polizeigewerkschaft fordert Kontrollen an deutschen Grenzen

Die Zahl der illegalen Einreisen nimmt zu. Im vergangenen Jahr kamen über 20.000 Menschen illegal nach Mitteldeutschland, mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Meist handelt es sich um Syrer und Afghanen, die über die Balkanroute kommen. Die Gewerkschaft der Bundespolizei wirft Deutschlands Nachbarstaaten vor, Flüchtlinge durchzuwinken und fordert neue Grenzkontrollen.

Ein Schild weist auf den Beginn der Tschechischen Republik hin.
Tschechisch-deutsche Grenze: Um die Migration über die Balkanroute zu reduzieren, werden Forderungen nach Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Tschechien sowie anderen Nachbarstaaten laut. Bildrechte: dpa

Die Gewerkschaft der Bundespolizei fordert die Wiedereinführung von Kontrollen an den deutschen Grenzen nach Tschechien, Polen und der Schweiz. Es gebe die höchste Zahl an illegalen Einreisen seit 2012 zu verzeichnen, sagte Heiko Teggatz von der Gewerkschaft der Bundespolizei MDR AKTUELL.

Grenzkontrollen in der EU: Forderung mit hohen Hürden

Einen Vorwurf macht Teggatz dabei vor allem Tschechien. Das Land habe seine Kontrollen zur Slowakei sehr ausgedünnt: "Und schon steigen die Zahlen an der deutschen Grenze wieder. Und meiner festen Überzeugung nach sind Grenzkontrollen das einzige, was helfen kann", sagte Teggatz. Kontrollen an einer Grenze innerhalb der Europäischen Union sind nach EU-Recht jedoch nur stark begrenzt möglich. Sie dürfen nur maximal sechs Monate andauern und das auch nur, wenn eine ernsthafte Bedrohung für ein Land besteht.

Heiko Teggatz will daher zugleich den Druck auf die Staaten erhöhen, durch die die Flüchtlinge reisen: also neben Tschechien zum Beispiel auch Ungarn, Österreich, die Schweiz oder Slowenien. Staaten, die zum sogenannten Schengen-Raum gehören.

Teggatz: Tschechien und Schweiz unternehmen nichts gegen Migration

Teggatz kritisiert Deutschlands Nachbarstaaten: "Wenn ich in die Schweiz und in die Tschechische Republik schaue und feststelle, dass dort Menschen unerlaubt nach Deutschland einreisen und in Deutschland ihren Erstantrag stellen, stellt sich für mich schon die Frage: Was haben denn die mindestens vier anderen Schengen-Vertragsstaaten, durch die die Menschen gereist sind, unternommen, um diesem Migrationsdruck entgegenzuwirken? Man kann da nur zu dem Schluss kommen: gar nichts."

Das sollte sich Deutschland nicht weiter bieten lassen, fordert Teggatz. Die Frage ist nur, was Deutschland tun kann. Denn das Schengenrecht sieht eigentlich keine systematischen Personenkontrollen innerhalb des Schengenraumes vor – allenfalls an den Außengrenzen des Schengenraumes.

CDU will Asylsystem reformieren

Vor allem dort will daher die Innenministerin von Sachsen-Anhalt, Tamara Zieschang (CDU), ansetzen. Zieschang sagt, es gebe nicht die eine Lösung, sondern es müssten mehrere Instrumente in den Blick genommen werden: "Es geht natürlich um einen besseren Schutz der Schengen-Außengrenze, um insbesondere auch illegale Migration über die Balkanroute zu begrenzen. Aber auch die Reform des europäischen Asylsystems ist zwingend erforderlich, und da gibt es viel zu wenig Initiative der Bundesregierung."

Die Reform des europäischen Asylsystems ist zwingend erforderlich.

Tamara Zieschang (CDU) Innenministerin Sachsen-Anhalt

Grenzkontrollen an der deutschen Grenze zum Beispiel nach Tschechien haben für Zieschang nicht oberste Priorität. Auch für Sachsens Innenminister Armin Schuster nicht. Der CDU-Politiker sagte MDR AKTUELL, Grenzkontrollen nach Tschechien seien eine Ultima Ratio und eigentlich kein Mittel, um die Zahl der Flüchtlinge wirklich zu begrenzen.

Doch sie seien immerhin geeignet als ein Signal, auch an die anderen Schengenstaaten, dass etwas passieren müsse.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 06. Februar 2023 | 06:00 Uhr

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