Einzelhandel Galeria schließt 52 Warenhäuser – Leipzig betroffen

13. März 2023, 22:30 Uhr

Sie ist die letzte große Warenhauskette in Deutschland. Nun will Galeria-Karstadt-Kaufhof 52 Filialen schließen. Betroffen ist auch ein Kaufhaus in Mitteldeutschland.

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Rund 4.000 der noch 17.400 Stellen würden wegfallen. Der Betriebsrat hatte zuvor mitgeteilt mehr als 5.000 Beschäftigten drohe die Kündigung.

Filiale Leipzig soll im Juni schließen

Zu den betroffenen Filialen gehört auch Leipzig. Das Haus soll bis Ende Juni ebenso schließen wie das in Cottbus und 19 weitere Kaufhäuser. Zum Jahreswechsel sollen 31 weitere Filialen folgen. Für den Standort in Leipzig und die anderen 51 betroffenen Häuser besteht nach Angaben des Konzerns "angesichts der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingen, der lokalen Bedingungen und auch nach intensiven Verhandlungen mit Vermietern und Städten keine positive Fortführungsperspektive".

Leipzigs Wirtschaftsdezernent Clemens Schülke nannte die Schließung enttäuschend. Man stehe vor der Aufgabe, die Innenstadt neu auszurichten. Vor rund vier Jahren hatte bereits das historische Karstadt-Warenhaus geschlossen. In Einkaufszentren gibt es derzeit einigen Leerstand. Der Leipziger Linken-Bundestagsabgeordnete und Stadtrat Sören Pellmann forderte Oberbürgermeister Burkhard Jung und die Landesregierung zum Handeln auf. Über die die Schließungspläne dürfe noch nicht das letzte Wort gesprochen sein.

Aufatmen in Dresden, Chemnitz, Erfurt und Magdeburg

Die Warenhäuser in Dresden, Chemnitz, Erfurt und Magdeburg sind demnach nicht betroffen. Diese Filialen sollen in den nächsten drei Jahren modernisiert werden. Galeria erklärte, für sie gebe es eine tragfähige wirtschaftliche Perspektive.

Der Chemnitzer Bürgermeister Ralph Burghart begrüßte den Erhalt der Filiale in seiner Stadt. Dieser könne "als Erfolg der Bemühungen um den Chemnitzer Standort gesehen werden".

Burghart erklärte, für eine erfolgreiche Zukunft werde sicherlich ein multifunktionaler Ansatz gebraucht, der über das reine Shopping-Erlebnis hinausgehe und eine Vielzahl unterschiedlicher Zielgruppen anspreche.

Galeria seit Jahren in der Krise

Die Warenhauskette hatte vor zwei Jahren bereits in einem Insolvenzverfahren 41 von damals 172 Filialen geschlossen. Damals verloren 5.000 Mitarbeiter ihre Stelle.

Anfang 2021 und Anfang 2022 noch einmal musste der geschrumpfte Handelsriese angesichts der Corona-Pandemie um staatliche Unterstützung bitten. Insgesamt griff der Wirtschaftsstabilisierungsfonds dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit 680 Millionen Euro unter die Arme – ohne Erfolg.

Ende Oktober suchte der Konzern zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren. Als Grund für die bedrohliche Lage des Unternehmens nannte Konzernchef Miguel Müllenbach damals in einem Mitarbeiterbrief die explodierenden Energiepreise und die Konsumflaute in Deutschland.

Sanierungsexperte glaubt an Chance

Der Galeria-Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz, der auch schon das erste Schutzschirmverfahren als Sanierungsexperte begleitet hatte, zeigte sich zuletzt zuversichtlich, dass es dank des zweiten Schutzschirmverfahrens noch eine Perspektive für den Warenhauskonzern gebe. Der Handelsriese müsse dafür allerdings kleiner und dezentraler werden, sagte Geiwitz. Galeria werde hoffentlich "in drei Kalenderjahren" wieder Gewinn machen. Vorher fielen wegen der Umstrukturierungskosten etwa für Umbauten sicher weitere Verluste an.

Der Konzern gehört der milliardenschweren Signa-Holding des österreichischen Investors Rene Benko, der Karstadt und Kaufhof zusammengeführt hatte.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. März 2023 | 15:00 Uhr

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