
Neuerwerb Händel-Haus Halle ersteigert Abschrift von King Charles' Krönungshymne
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03. April 2024, 14:57 Uhr
Das Händel-Haus in Halle hat eine zeitgenössische Abschrift der vier Krönungshymnen von Georg Friedrich Händel erworben, die sogenannten "Coronation Anthems". Darunter befindet sich auch das bekannteste und heute noch beispielsweise vom britischen Königshaus verwendete Stück: die Hymne "Zadok the Priest". Sie erklang zuletzt im Mai 2023 bei der Krönung von King Charles III und ist auch Grundlage der UEFA-Champions-League-Hymne.
- Das Händel-Haus in Halle erwirbt eine besondere Notenabschrift aus der Zeit Händels, die bis zum Sommer im Museum zu sehen sein wird.
- Die Abschrift beinhaltet auch die Hymne "Zadok the Priest", die den Komponisten einst berühmt machte und zuletzt bei der Krönung von King Charles III erklang.
- Händel ist einer der brühmtesten Komponisten der Welt und hatte zeitlebens eine besondere Verbindung zum britischen Königshaus.
Es ist eines der bekanntesten Werke des in Halle geborenen Komponisten Georg Friedrich Händel: Die Hymne "Zadok the Priest". Er komponierte sie, nachdem er ins ferne England an den Hof gezogen war. Eine zeitgenössische Notenabschrift davon hat nun das Händel-Haus in Halle erworben. Die Hymne ist Teil einer der vier sogenannten "Coronation Anthems", die alle in dem Neuerwerb enthalten sind – also auch "Let thy hand be strengthened", "The king shall rejoice" und "My heart is inditing".
Laut der Stiftung Händel-Haus handelt es sich um ein äußerst wertvolles und bedeutendes Dokument der Rezeptionsgeschichte Händel'scher Musik. Unter Händels Chorwerken ist "Zadok the Priest" besonders bekannt. Der Beginn des Werkes ist beispielsweise die Grundlage der UEFA-Champions-League-Hymne des Komponistes Tony Britten, die als Intro bei den Fernsehübertragungen erklingt.
Abschrift im Händel-Haus ausgestellt
In Deutschland gibt es nur eine weitere zeitgenössische Abschrift der "Coronation Anthems". Diese befindet sich in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. Am Mittwoch wurde die frühe Abschrift aus dem 18. Jahrhundert in Halle der Öffentlichkeit präsentiert. Sie sei vollständig und in der Reihenfolge, in der die Stücke sehr wahrscheinlich während der Krönungszeremonie aufgeführt wurden, heißt es von der Stiftung Händel-Haus.
Den Angaben zufolge besitzt das Museum bislang zwei zeitgenössische Abschriften von Kompositionen Händels. Der Erwerb einer Partiturhandschrift von einem der berühmtesten Werke Händels in Form einer Abschrift aus der unmittelbaren Nähe des Autographs werte den Sammlungsbestand des Händel-Hauses wesentlich auf, so die Stiftung.
Die Handschrift soll zunächst bis zum Ende der Händel-Festspiele 2024 (9. Juni) in der Dauerausstellung des Händel-Hauses zu sehen sein. Anschließend müsse sie aus konservatorischen Gründen in einem Tresor aufbewahrt werden. Dann werde sie nur noch in Einzelausstellungen präsentiert, so die Stiftung. Darüber hinaus werde die Partitur im Rahmen einer Digitalisierung der Forschung und allen Interessierten im Internet zugänglich sein.
Werk machte Händel zum Star
Die Partitur konnte den Angaben zufolge durch die finanzielle Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, von Privatspendern und dem Freundes- und Förderkreis des Händel-Hauses zu Halle e. V. erworben werden. Die Kulturstiftung fördert den Ankauf nach eigenen Angaben mit gut 16.000 Euro. Insgesamt habe der Ankauf etwa 30.000 Euro gekostet, sagte die Leiterin der Bibliothek der Stiftung Händel-Haus, Juliane Riepe, MDR KULTUR.
Ich freue mich sehr, dass das Händel-Haus eine zeitgenössische Partitur dieses so bedeutenden Werkes erhält, das den Hallenser Georg Friedrich Händel zum Weltstar machte.
Wie die Kulturstiftung der Länder mitteilte, stammt die Abschrift aus dem unmittelbaren Umfeld des Komponisten. Generalsekretär Markus Hilgert freut sich über den Neuerwerb. Dieses Werk habe den Komponisten einst zu einem Weltstar gemacht, heißt es in der Mitteilung. Die "Coronation Anthems" seien nicht nur aus musikhistorischer Sicht von Bedeutung, sondern auch ein wichtiges Zeugnis der europäischen Geschichte.
Es ist eine große Seltenheit, dieses Manuskript. Denn die Original-Partitur von Händel ist verschollen.
Nach Angaben der Stiftung Händel-Haus gelangen zeitgenössische Handschriften von Kompositionen Händels nur noch sehr selten in den Handel. Bei einer Auktion des Londoner Auktionshauses Christies im vergangenen November habe sich aber die Gelegenheit geboten, die Partiturhandschrift zu ersteigern. "Dabei handelt es sich um eine Abschrift, die vermutlich nur kurze Zeit nach dem Abschluss der Komposition und in Händels unmittelbarem Umkreis entstand", heißt es seitens der Stiftung. "Das heißt, es ist eine gute Kopie des Originals, mit all den Vorzügen, die so ein Original hat. Denn bei späteren Kopien, bei Drucken usw. schleichen sich immer alle möglichen Fehler ein, das dürfte hier nicht der Fall sein", sagte der Direktor der Stiftung Händel-Haus, Bernd Feuchtner, MDR KULTUR. Das Manuskript habe einen großen wissenschaftlichen Wert.
Händel und das britische Königshaus
Kein Komponist war enger mit der britischen Monarchie verbunden als Georg Friedrich Händel. Der Hallenser stand den größten Teil seines Lebens im Dienst der Königinnen und Könige von Großbritannien und ihrer Familien. Anlass für "Zadok the Priest" war die Krönung von Georg II. und Königin Caroline am 11. Oktober 1727. Da erklang das Stück auch zum ersten Mal. Die Hymne ist bis heute ein zentrales Element bei der Krönungszeremonie des britischen Königshauses. Sie erklang zuletzt im Mai 2023 bei der Krönung Charles' III.
Die "Coronation Anthems" gehören seit ihrer Uraufführung neben "Messiah", "Giulio Cesare", "Alexander's Feast" oder der "Wassermusik" und der "Feuerwerksmusik" zu den berühmtesten Werken Händels.
Händel gilt als einer der bedeutendsten Musiker der Geschichte. Im vergangenen Jahr waren im deutschlandweiten "Händel-Experiment" Schülerinnen und Schüler aufgerufen gewesen, in Händels Fußstapfen zu treten und selbst zu komponieren.
Quellen: MDR KULTUR (Ole Steffen), Stiftung Händel-Haus, Kulturstiftung der Länder
Redaktionelle Bearbeitung: bh, sg
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur kompakt | 03. April 2024 | 16:30 Uhr