Pflichtfach in der DDR Was Schüler im Schulgarten über Natur und Klimawandel lernen können
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11. Juni 2023, 16:19 Uhr
In der DDR war Schulgarten an Grundschulen ein Pflichtfach. 2005 wurde er dann als ein kleiner Teil in den Heimat- und Sachkundeunterricht integriert. In Zeiten des Klimawandels wünscht sich die Leiterin des Schulgartens der Franckeschen Stiftungen in Halle einen für jede Schule, um Kindern Umweltbewusstsein zu vermitteln. Doch Lehrkräfte erhalten für den Zeitaufwand keine Ausgleichsstunden. Damit sich ein Garten rechnet, muss er auch in andere Fächer integriert werden.
- Ein Schulgarten bietet eine Möglichkeit, Grundschülern den aktuellen Stand in der Umwelt und Lösungen aufzuzeigen.
- Es gibt keine aktuellen Zahlen, wie viele Schulgärten es in Sachsen-Anhalt gibt.
- Eine Expertin findet: Ein Schulgarten sollte fächerübergreifend Thema im Unterricht sein. Mehrere Lehrkräfte sollten sich den Garten teilen.
Lagebesprechung in einer Oase mitten in Halle: "Wenn ihr euch das Beet anguckt, was meint ihr, was man da machen müsste?", fragt Cornelia Jäger die Schulklasse vor sich. Ein Schüler meldet sich sofort und antwortet: "Unkraut jäten." Die Leiterin des Schulgartens der Franckeschen Stiftungen, in dem sie sich befinden, nickt: "Genau, Unkraut sowie Wildkräuter rausmachen und den Boden ein bisschen mit der Hacke lockern."
Dann schwärmen die Kinder der vierten Klasse in den ältesten Schulgarten Deutschlands aus und holen sich aus dem Gewächshaus Gartengeräte, die teils größer und schwerer sind als sie selbst. Einmal wöchentlich lernen die Schülerinnen und Schüler der August-Hermann-Francke-Grundschule hier im Schulgarten alles, was zur Natur dazugehört – auch die unangenehmen Seiten.
Schulgarten als Plattform für Umweltschutz und Co.
Umweltschutz, Klimawandel und Trockenheit sind durch Social Media oder Aktionen von Gruppen wie Fridays for Future oder der Letzten Generation auch bei den Jüngsten längst keine Randthemen mehr. Dass der Schulgarten da ein riesiges Potential bietet, Kinder für genau diese Themen zu sensibilisieren, weiß Cornelia Jäger.
Für die Diplom-Biologin ist der Schulgarten ein idealer Ort dafür. Sie wünscht sich, dass jedes Kind die Möglichkeit haben sollte, einen Schulgarten an seiner Schule zu haben, um Natur zu erleben. Für Jäger ist ein solcher Garten ein "ganzheitlicher Lernort, wo man mit allen Sinnen ist. Man kann die Pflanzen nicht nur sehen, sondern riechen und schmecken. Das ist durch kein Buch zu ersetzen."
Das ist ein ganzheitlicher Lernort, wo man mit allen Sinnen ist. Man kann die Pflanzen nicht nur sehen, sondern riechen und schmecken. Das ist durch kein Buch zu ersetzen.
Seit 2005 ist Schulgarten kein eigenständiges Unterrichtsfach an Grundschulen mehr, sondern, laut Sachsen-Anhalts Lehrplan, ein kleiner Teil des Heimat- und Sachkundeunterrichts. Darin steht zwar, dass dieser durch die "Vielzahl seiner Gestaltungsmöglichkeiten" besonders geeignet ist und einen "wesentlichen Beitrag zur Herausbildung der Wertschätzung der Natur" leistet. Doch nicht jede Schule hat die Kapazitäten für einen Garten als Lernort.
Denn: Die Schulgärten sind mit zusätzlicher Arbeit verbunden und für diese erhalten die Lehrkräfte laut Cornelia Jäger keine Entlastungsstunden. Das sei ein großes Problem, da man einen Schulgarten nicht allein durch die Arbeit der Kinder in Stand halten könne. "Ich glaube, das Hauptproblem ist vielleicht auch das Geld, aber vor allen Dingen die fehlende Zeit und Arbeitskraft", so die Leiterin des halleschen Schulgartens.
Keine aktuellen Zahlen zu Schulgärten in Sachsen-Anhalt
Laut Bildungsministerium Sachsen-Anhalt verfügen die "meisten Grundschulen" über Schulgärten, auch wenn die "Größen dieser Schulanlage und die Wege zur Schulanlage unterschiedlich sind", heißt es. Wie viele Schulgärten es aktuell in Sachsen-Anhalt aber tatsächlich gibt, kann keiner so genau sagen – auch nicht das Bildungsministerium.
Zwar gibt es Daten, die vom Ministerium erhoben wurden, diese sind allerdings von 2015. Der Anlass dafür war eine sogenannte "Kleine Anfrage" im Landtag. In der Antwort heißt es, dass von den damals 469 Grundschulen in Sachsen-Anhalt 323 (69 Prozent) einen Schulgarten nutzten und 146 Grundschulen (31 Prozent) über keinen Schulgarten verfügten.
So ist laut Lehrplan ein Schulgarten als Lernort wünschenswert, ein flächendeckendes Engagement des Landes gibt es aber offenbar nicht. Denn auf Nachfrage, inwieweit das Land Schulgärten unterstützt, hieß es vom Ministerium, dass für die Ausstattung eines Schulgartens die Schulträger zuständig seien. "Sie entscheiden, wie die Freiflächen der Schule genutzt werden oder ob ein separater Schulgarten angemietet wird", heißt es.
Schulgarten ist ein Privileg
Zurück im ältesten Schulgarten Deutschlands in die Franckeschen Stiftungen. Der Junitag zeigt sich schon in den Morgenstunden von seiner sonnigsten Seite. Die Grundschüler harken, buddeln und verteilen Mulch, um die Erde feucht zu halten. Schließlich sollen ihre Pflanzen vor dem Austrocknen geschützt sein.
Das Thema Klimawandel und der Umgang damit fließt so von ganz allein in die Stunde ein. Laut Cornelia Jäger, der Leiterin des Schulgartens der Franckeschen Stiftungen, wird "Bildung für nachhaltige Entwicklung" immer wichtiger, weswegen Schulgärten auch mehr Geld und Aufmerksamkeit bekommen sollten.
Auch wenn die Zahl der Schulgärten recht hoch zu sein scheint, ist ein solcher Ort laut Klassenlehrerin Sophie Quaas immer ein Privileg. Ihre Schule hat Glück, was diesen prächtigen Garten angeht, denn diese befindet sich gleich hinter dem Zaun, an dem die Kinder gärtnern. Sie findet, dass Grundschulen den Grundstein dafür legen sollten, damit Kinder bewusster mit der Natur umgehen.
Sophie Quaas sagt, es lerne sich leichter, "wenn man Dinge praktisch macht, als nur ins Lehrbuch zuschauen. Das macht schon viel aus, gerade, weil die Kinder selber Dinge erschaffen." Das sieht auch Cornelia Jäger so: Für die Schüler wird klar, dass es nicht selbstverständlich ist, dass es immer alles Obst und Gemüse im Supermarkt gibt, sagt sie. "Und sie entwickeln ein Verständnis dafür, dass Boden keine tote Erde, sondern eine lebendige ist, für die man etwas tun muss."
Schulgarten wieder als Pflichtfach einführen?
Bei so viel Lob stellt sich jetzt die Frage, ob in Sachsen-Anhalt Schulgarten wieder als eigenständiges Unterrichtsfach eingeführt werden sollte? In Thüringen ist dies beispielsweise immer noch der Fall. Eine Wiedereinführung als Pflichtfach hält Cornelia Jäger aber nicht unbedingt für notwendig.
Wenn sich viele engagieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass es dann auch funktioniert.
Ihrer Meinung nach sollte man eher darauf achten, dass ein solcher Garten fächerübergreifend genutzt wird. So können sich viele Lehrkräfte daran beteiligen. Im Kunstunterricht könne man etwa die Pflanzen zeichnen, in Mathe Beete berechnen und in Deutsch Gedichte über die Natur schreiben. "Wenn sich viele engagieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass es dann auch funktioniert", sagt Jäger.
Nach nur 45 Minuten ist die Unterrichtsstunde im Schulgarten auch schon wieder vorbei. Zufrieden vom Tagwerk und mit schmutzigen Händen geht es für die vierte Klasse zurück in den Klassenraum.
MDR (Maximilian Fürstenberg)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 12. Juni 2023 | 19:00 Uhr
Eulenspiegel1 am 13.06.2023
"Denkschnecke, nein- das trifft nur auf die Wissenschaftler zu, die sich pro Weltklimarat positionieren "
Dann nennen sie doch einfach mal andere Wissenschaftler.
" die Abweichnungen der meisten Modelle sind riesig"
Die Modellrechnungen sind auf die Zukunft gerichtet. Und keiner weiß wieviel CO2 der Menschheit gelingt einzusparen. Darum die verschiedenen Modellrechnungen.
Vielleicht sollten sie sich weniger mit beschäftigen was die AfD über das Klima so von sich gibt.
Also ich kann COUNTDOWN von
Mojib Latif nur empfehlen.
Und Seven Plöger Zieht EUCH WARM AN, ES WIRD HEISS!
Britta.Weber am 13.06.2023
Denkschnecke, nein- das trifft nur auf die Wissenschaftler zu, die sich pro Weltklimarat positionieren (kann man durch googeln sehen) Vergleichen Sie mal die Modellrechnungen und Voraussagen mit realer Temperaturentwicklungen- die Abweichnungen der meisten Modelle sind riesig. Ein Beispiel ist die Vorausgabe von Latif von 2000, dass es in 20 Jahren in unseren Breiten weder Eis noch Schnee geben wird. Ich habe dieses Jahr beides gesehen!
Wissenschaft, die sich politisch vereinnahmen lässt, hat keinen Wert- das haben wir ja gerade bei Corona und der Impfung gesehen.
Eulenspiegel1 am 12.06.2023
Ja Klimawandel. Mehr als 50 Jahre wissen die Wissenschaftler das wir auf einer Katastrophe zurasen. 50 Jahre Forschung auf der ganzen Welt. Die Ursachen und Wirkungszusammenhänge sin unter den Fachwissenschaften nicht mehr strittig. Das ist die Realität.