Nach Gewalt in Stadtoberliga Halle "Kine em" und Ligakonkurrenten wollen miteinander sprechen
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von Justin Andreae, MDR SACHSEN-ANHALT
06. Dezember 2023, 12:39 Uhr
Nach gewaltsamen Ausschreitungen Anfang Oktober hatten sich mehrere Fußballvereine geweigert, gegen "Kine em" aus Halle zu spielen. Nun könnte es eine Annäherung geben: Sieben Clubs aus der Stadtoberliga haben ein Gesprächsangebot von "Kine em" angenommen. Auch der Stadtfachverband Fußball will bei dem Treffen dabei sein.
- Bei Spielen von "Kine em", die in der Stadtoberliga Halle spielen, ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Gewalt gekommen.
- Mehrere Vereine weigern sich, gegen "Kine em" zu spielen – aber nicht alle.
- Eine erste Entschuldigung von "Kine em" für die gewalttätigen Vorfälle gab es Ende November.
Dialog statt Konfrontation: Sieben Vereine der Stadtoberliga Halle haben ein Gesprächsangebot des Ligakonkurrenten "Kine em" angenommen. Das bestätigte der Stadtfachverband Fußball MDR SACHSEN-ANHALT. Fünf Vereine haben die Einladung demnach ignoriert. Das Treffen soll am 14. Dezember auf dem Vereinsgelände von Einheit Halle stattfinden.
Gewalt zuletzt bei Spiel von "Kine em" gegen Reideburger SV
Mehrfach war es bei Spielen von "Kine em" zu Gewalt gekommen. Bisheriger Tiefpunkt: Die Partie am 1. Oktober gegen den Reideburger SV. Kurz vor Spielende gingen Spieler und Anhänger von "Kine em" auf Schiedsrichter, Gegenspieler und Zuschauer los; der Schiedsrichter wurde dabei verletzt. "Kine em" schloss daraufhin drei Spieler aus. Gemeinsam mit dem Stadtfachverband wurde ein neues Sicherheitskonzept ausgearbeitet.
Vielen Vereinen reichte das nicht. In den vergangenen Wochen weigerten sich mehrere Vereine, gegen "Kine em" zu spielen – obwohl solche Absagen in der Regel als 0:3-Niederlage gewertet werden. Beim HTB Halle etwa machen sich viele Spieler Sorgen um die Sicherheit, sagt Sven Saupe aus der Vereinsleitung: "Bei unserer Mannschaft bringen manche Spieler ihre Kinder mit – die stehen unmittelbar am Spielfeldrand." Eine endgültige Entscheidung, ob HTB im März gegen "Kine em" antritt, will man in den nächsten Tagen treffen.
Sprachbarriere sorgt bei Spielen für Probleme
Die Meinungen über den richtigen Umgang mit "Kine em" gehen in der Liga weit auseinander. Rotation Halle etwa will weder gegen den Verein spielen noch an Gesprächen teilnehmen. Genau andersrum handhabt es Einheit Halle: "Der Großteil der Spieler von 'Kine em' ist vernünftig", sagt Abteilungsleiter Sven Wunderlich. Ein Problem sei die Sprachbarriere mit dem mehrheitlich kurdischen Verein: "Auch deutsche Spieler sind emotional und aufbrausend – aber du verstehst sie wenigstens."
Der Großteil der Spieler von "Kine em" ist vernünftig.
Wieso eskalieren gerade die Spiele von "Kine em" immer wieder? Ein hochrangiges Mitglied eines weiteren Ligavereins, das anonym bleiben möchte, sagt: Auch manche der gegnerischen Mannschaften seien nicht unschuldig. Beleidigungen wie "Kanake" und Schlimmeres gehörten bei Spielen gegen "Kine em" zum Alltag, manche der eigenen Spieler würden besonders hart in die Zweikämpfe gehen.
Verbandspräsident: "Worte sind nur der erste Schritt"
Eine Vermittlerrolle bei dem Treffen am 14. Dezember könnte der Stadtfachverband Fußball einnehmen. Dessen Präsident Thomas Paris will bei der Aussprache dabei sein. "Kine em" will sich zu dem anstehenden Treffen nicht äußern. Man wolle die Aussprache abwarten, heißt es vom Verein.
Hoffnung macht, dass sich "Kine em" Ende November zum ersten Mal bei dem Schiedsrichter entschuldigt hat, der beim Spiel gegen den Reideburger SV verletzt wurde. Doch Entschuldigungen seien nur der erste Schritt, meint Thomas Paris vom Stadtfachverband: "Worte sind das eine – aber das Umdenken muss auf dem Fußballplatz stattfinden."
MDR (Justin Andreae)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Dezember 2023 | 16:30 Uhr
Gohlis vor 41 Wochen
Zwei Monate (!) haben sie gebraucht, um sich bei dem Schiedsrichter zu entschuldigen. Und die Relativierung der Vorfälle im drittletzten Absatz durch eine anonyme, unbewiesene Behauptung ist angesichts der Gewalt unerträglich.