Ein Mann arbeitet an einem auf einer Baustelle entdeckten Grab 1 min
Grabungsleiter Uwe Moos bei der Arbeit: In Oppin haben Archäologen im Vorfeld des Netzausbaus der Stromtrasse Südostlink ein Wiedergänger-Grab entdeckt. Bildrechte: picture alliance/dpa/Heiko Rebsch
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In Oppin im Salzlandkreis haben Archäologen ein Grab eines "Wiedergängers" gefunden. Die Grabungen haben im Vorfeld des Südostlink-Ausbaus stattgefunden.

MDR FERNSEHEN Mi 27.03.2024 15:55Uhr 00:36 min

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Unter schwerem Stein Archäologen entdecken 4.200 Jahre altes "Zombie"-Grab bei Oppin

28. März 2024, 13:21 Uhr

Zombie, untot oder einfach unbeliebt: Archäologen haben in Sachsen-Anhalt offenbar ein etwa 4.200 Jahre altes "Wiedergänger-Grab" aus der Jungsteinzeit gefunden. Die Grabungen haben bei Oppin im Saalekreis finden im Vorfeld des Ausbaus der Stromtrasse Südostlink statt. Der Bereich wird bis 2025 archäologisch untersucht.

Archäologen haben bei Oppin im Saalekreis ein vermutlich 4.200 Jahre altes "Wiedergänger-Grab" entdeckt. "Es ist ein erwachsener Mann, etwa 40 bis 60 Jahre alt. Er liegt auf der linken Seite mit angewinkelten Beinen und schaut nach Osten", sagte Grabungsleiter Uwe Moos am Mittwoch auf der Grabungsfläche. "Über seinen Unterschenkeln liegt quer ein großer, etwa einen Meter langer, 50 Zentimeter breiter und zehn Zentimeter hoher Stein."

Der schwere Stein sollte das Wiederkommen verhindern.

Uwe Moos Grabungsleiter

Ausgrabung eines Wiedergängers in Oppin.
Im Grab des Wiedergänger wurde ein breiter Stein über den Unterschenkeln des Bestatteten gefunden. Bildrechte: © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Anja Lochner-Rechta

"Zombie"-Grab könnte erster derartiger Fund in Mitteldeutschland sein

Laut Moos war der Tote möglicherweise ungeliebt oder litt an einer schweren Krankheit. "Der schwere Stein sollte das Wiederkommen verhindern", sagte Moos. Der Mann stammt möglicherweise aus der Glockenbecherkultur – damit könnte es das erste derartige Wiedergänger-Grab aus dieser Epoche in Mitteldeutschland sein. Eine genaue Datierung muss noch erfolgen.

Grab eines Wiedergängers mit dem örtlichen Grabungsleiter Uwe Moos und Dr. Susanne Friederich, Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege.
Grabungsleiter Uwe Moos und Projektleiterin Susanne Friederich, Leiterin der Abteilung Bodendenkmalpflege. Bildrechte: © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Anja Lochner-Rechta

"Wir wissen, dass man schon in der Steinzeit Angst vor unliebsamen Wiedergängern hatte. Das wollten die Menschen mit Magie verhindern", sagte die Projektleiterin und Archäologin Susanne Friederich. "Es gibt Gräber, bei denen der Leichnam sogar auf dem Bauch liegt. Damals glaubten die Leute, dass Tote mitunter versuchten, sich aus ihrem Grab zu befreien. Liegt er auf dem Bauch, gräbt er sich immer tiefer ein, anstatt an die Oberfläche zu gelangen. Ebenso gibt es bäuchlings niedergelegte Tote, die zusätzlich mit einer Lanze durchstoßen, also praktisch im Boden fixiert waren", erklärte Friederich.

Damals glaubten die Leute, dass Tote mitunter versuchten, sich aus ihrem Grab zu befreien.

Susanne Friederich Projektleiterin

Damit reiht sich der Befund von Oppin in die Thematik der aktuellen Sonderausstellung "Magie – Das Schicksal zwingen" im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle ein. "Magie ist eben nicht nur im Museum, sondern auch auf den aktuellen Grabungen zu finden", sagte Friederich.

Grabungen vor Bau der Stromtrasse Südostlink in Sachsen-Anhalt

Die Grabungen laufen im Vorfeld des Netzausbaus der Gleichstromtrasse Südostlink. Der rund 150 Kilometer lange Teilabschnitt durch Sachsen-Anhalt wird noch bis 2025 archäologisch untersucht. Die sogenannte Stromautobahn soll rund 540 Kilometer lang werden und Windstrom aus dem Norden Deutschlands verlustarm nach Bayern transportieren. Die Kabel sollen größtenteils unter der Erde verlegt werden.

Ausgrabungsarbeiten auf einem Feld
Der Trassenkorridor von Südostlink bei Oppin mit der ungewöhnlichen Grabstätte aus dem Endneolithikum (ca. 2800–2200 v. Chr.). Bildrechte: picture alliance/dpa/Heiko Rebsch

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dpa, MDR (Hanna Kerwin) | Erstmals veröffentlicht am 27.03.2024

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 27. März 2024 | 16:00 Uhr

10 Kommentare

Shantuma vor 4 Wochen

Es geht um das Wort Anita L.

Ich weiß es ist eine Herausforderung, aber bitte informieren Sie sich mal!

Es geht somit um Kulturerhalt und dies findet nunmal auch über Sprache statt. Als Lehrer sollte man sowas eigentlich wissen.

MiSt vor 4 Wochen

Stramm weltanschaulich oder einfach nur begriffsstutzig? Selbstverständlich ist der "Wiedergänger" deutlich tiefer in der deutschen Sprache verankert als der Zombie. Um nichts anderes ging es Shantuma. Man kann das aber auch gerne mal wieder falsch verstehen wollen.

Anita L. vor 4 Wochen

Schon Demokrit beschrieb das Phänomen, dass den Toten angeblich noch eine Weile Haare und Fingernägel nachwüchsen; durch Fäulnis aufgeblähte Leichen sahen teilweise "gesünder", weil "voller" aus als alte oder durch Krankheit ausgezehrte Lebende; außerdem geht man davon aus, dass die durch Fäulnisgase entstehenden Geräusche dafür sorgten, dass die Toten als noch lebendig betrachtet wurden.

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