Vier Männer stehen mit einem Schriftstück in den Händen vor einem Windrad und schauen in die Kamera.
Bürgermeister Per Wiesner (2. v.r.) und ein Vertreter von Qualitas Energy (2.v.l.) halten den Vertrag, der Neißeaue eine Beteiligung an den Erlösen aus dem Windpark zusichert. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer

Erneuerbare Energien Vertrag mit Windenergie-Betreiber bringt Geld für Neißeaue

25. November 2023, 13:23 Uhr

Schon lange stehen in Neißeaue Windräder. Doch nun soll die Gemeinde an den Erträgen aus dem Windpark Zodel beteiligt werden. Das sieht ein Vertrag mit dem Betreiber vor. Zwar sind die erwarteten jährlichen Einnahmen noch relativ gering. Doch ab 2026 dürften sie sich vervielfachen - wenn alles läuft wie geplant.

Das Wetter ist ungemütlich an diesem Tag: Dunkle Wolken hängen über dem Windpark Zodel und ein starker, kalter Wind bläst über das Feld. Der Bürgermeister von Neißeaue, Per Wiesner, wirkt trotzdem zufrieden. Oder gerade deshalb. Denn die Rotoren der Windräder drehen sich kräftig. Und das bringt ab jetzt Geld in die Gemeindekasse: Mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde soll die Kommune an den Erlösen beteiligt werden.

Das steht in dem Vertrag, den die Gemeinde am Freitag mit Qualitas Energy, dem Betreiber dreier Windkraftanlagen im Ortsteil Zodel, unterzeichnet hat. Laut Bürgermeister Per Wiesner bringt der Vertrag der Kommune 20.000 bis 30.000 Euro pro Jahr.

Vertrag auch mit anderem Betreiber erwartet

Und bald dürfte noch deutlich mehr reinkommen. Denn bei Zodel stehen acht weitere Windkraftanlagen. Betrieben werden sie von der GLS. Auch mit diesem Unternehmen habe es bereits Absprachen über eine kommunale Beteiligung gegeben, erklärt Wiesner. Er erwarte den entsprechenden Vertrag noch dieses Jahr. Damit komme die Gemeinde auf insgesamt auf 60.000 bis 70.000 Euro Mehreinnahmen aus allen elf Anlagen.

Windpark
Insgesamt elf Windkraftanlagen stehen im Windpark Zodel. In den nächsten Jahren sollen sie alle gegen deutlich effizientere ersetzt werden. Bildrechte: MDR/Jörg Winterbauer

Doch die ganz große Euphorie kommt nicht auf, wenn Per Wiesner über diese Summe spricht. Denn "die Mittel, die jetzt fließen werden, werden größtenteils erst mal in die Haushaltskonsolidierung gehen müssen", sagt er.

Ab dem Sommer 2026, so die Hoffnung, dürfte der Windpark deutlich mehr Geld in die Gemeindekasse bringen. Denn Qualitas Energy will seine drei alten Zodeler Anlagen bis dahin gegen neue deutlich effizientere Windräder austauschen. Die sollen dann laut dem sächsischen Umweltministerium ihre Leistung mehr als verdreifachen: Von insgesamt 6,9 Megawatt auf bis zu 21,6 Megawatt.

Bürgermeister Per Wiesner würde die alten Windräder am liebsten jetzt schon ausgetauscht sehen. Doch noch könne das Netz keine so große Menge Strom aus Zodel abnehmen.

Bis zu 400.000 Euro jährlich mehr für die Gemeinde

Die anderen acht Windräder bei Zodel, die jeweils eine Leistung von 1,5 Megawatt haben, sollen laut Wiesner auch durch effizientere ersetzt werden. "Dann können wir mit 300.000 bis 400.000 Euro jährlichen Einnahmen durch den Windpark rechnen", sagt der Bürgermeister. "Und das wäre eine Summe, mit der man auch wirklich wieder hier Entwicklungen positiv voranbringen kann." Die Gemeinde Neißeaue hat rund 1.700 Einwohner.

Die rechtliche Grundlage für die kommunale Beteiligung an bestehenden Windkraftanlagen hat die Bundesregierung im Januar im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgeschrieben. "Die Gemeinde Neißeaue ist eine der ersten Gemeinden, die die neuen Möglichkeiten des neuen EEG nutzt, nämlich eine kommunale finanzielle Beteiligung auch für Bestandsanlagen zu erhalten", sagt Energie-Staatssekretär Dr. Gerd Lippold aus dem sächsischen Umweltministerium, der bei dem Termin ebenfalls vor Ort ist.

Das Geld für die Kommune schaffe "zusätzliche Akzeptanz, diese Altanlagen nach 20 Jahren durch wesentlich leistungsstärkere Anlagen zu ersetzen". Und das ist wohl auch der Grund der Betreiber, die Gemeinde zu beteiligen. Denn nur wenn die einverstanden ist, kann der Betreiber die alten Anlagen ersetzen.

Zurzeit steht es den Betreibern aber frei, ob sie die Gemeinden an ihren Erlösen beteiligen. "Uns reicht das nicht. Wir wollen diese Beteiligung in Sachsen verpflichtend machen", sagt Staatssekretär Lippold.

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Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Radioreport | 18. November 2023 | 18:00 Uhr

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