Die Thüringer Jugendarrestanstalt  in Arnstadt.
Auch hinter Gittern wird Weihnachten gefeiert, so etwa in der Jugendstrafanstalt in Arnstadt. Bildrechte: dpa | Martin Schutt

Sportturniere und Festessen Heiligabend hinter Gittern: Wie Weihnachten in Thüringer Gefängnissen gefeiert wird

25. Dezember 2022, 21:30 Uhr

Weihnachten ist in Gefängnissen eine schwierige Zeit - für Inhaftierte wie für Bedienstete gleichermaßen. Damit ein bisschen weihnachtliche Stimmung aufkommt, gibt es Festessen, Gottesdienste und Weihnachtsschmuck.

Weihnachten ist das Fest der Freude, der Familie und der Gemeinschaft. Für Gefangene ist die Realität aber oftmals eine andere. "Es wird innerhalb der Sicherheitsvorschriften versucht, den Gefangenen feierliche Tage zu bereiten", sagte Oliver Will, Sprecher des Justizministeriums. Dazu gehört natürlich ein klassisch weihnachtliches Festessen. In diesem Jahr steht in den Einrichtungen oftmals Entenbraten und Klöße auf dem Speiseplan. In der Jugendstrafanstalt in Arnstadt gab es an Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat, an den anderen Feiertagen Hirschgulasch und am Neujahrstag Linsensuppe.

Herausfordernde und emotionale Zeit

"Die Weihnachtsfeiertage und der Jahreswechsel sind gerade im Justizvollzug eine besonders emotionale und herausfordernde Zeit. Erfahrungsgemäß verbringen die Gefangenen die Weihnachtstage eher zurückgezogen, sicherlich auch in dem Versuch, die besondere Situation ein bisschen zu verdrängen", erzählt Mareen Stietz-Engler, Anstaltsleiterin der Jugendstrafanstalt Arnstadt. Der psychologische Dienst, der Sozialdienst und kirchliche Seelsorger begleiten die Menschen in dieser Zeit. Bei Sorgen und Nöten können sich die Gefangenen an sie wenden.

Sie stellen sich dieser Aufgabe jedes Jahr wieder äußerst verantwortungsbewusst und mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl.

Mareen Stietz-Engler Leiterin Jugendstrafanstalt

Auch für die Bediensteten sei es keine leichte Zeit. Sie müssten den besonderen Umständen Rechnung tragen, gleichzeitig haben aber auch sie das Bedürfnis nach einer besinnlichen Zeit mit Freunden und Familie. "Sie stellen sich dieser Aufgabe jedes Jahr wieder äußerst verantwortungsbewusst und mit dem notwendigen Fingerspitzengefühl", sagt Stietz-Engler.

Kleine Weihnachtsfeiern auf den Wohngruppen

In der Jugendstrafanstalt in Arnstadt werden die Gefangenen in vier Hafthäusern mit jeweils sechs Wohngruppen untergebracht. Dort standen am Heiligabend und an den Feiertagen kleine Sportturniere auf dem Programm. Sie können sich im Darts, Tischtennis und bei einem Kickerturnier beweisen oder zusammen Karten- und Brettspiele spielen.

In den Wohngruppen - die mit neun bis zu zwölf Gefangenen belegt sind - wurden kleine Weihnachtsfeiern veranstaltet. Im Kirchenraum der Anstalt gab es einen ökumenischen Gottesdienst. Den haben die Gefangenen zusammen mit der Seelsorgerin und kirchlichen Mitarbeitern im Voraus vorbereitet. Sowohl im geschmückten Kirchenraum als auch im Freigelände sollen die aufgestellten Weihnachtsbäume etwas festliche Atmosphäre verströmen.

Familienbesuche und Gnadenerweise

In der Weihnachtszeit sind Besuche durch Angehörige möglich. Vom Haftraum aus kann auch telefoniert werden. Geschenke können die Inhaftierten im Gefangenenshop kaufen oder selbst basteln, Grußkarten zum Beispiel. Durch den sogenannten Gnadenerweis wurden in diesem Jahr in Thüringen sieben Strafgefangene kurz vor Weihnachten vorzeitig aus der Haft entlassen. Unter bestimmten Voraussetzungen können Gefangene auch über Weihnachten für eine kurze Zeit nach Hause.

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MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Der Vormittag | 24. Dezember 2022 | 12:21 Uhr

10 Kommentare

Tschingis1 am 26.12.2022

@PeterPan
Ich habe keine Zahlen oder sonstige Informationen, bei wie vielen jugendlichen Straftätern die Re,- bzw. Sozialisierung von Dauer ist. Jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass das Leben hinter Gittern erstrebenswert sein könnte, nur um drei Mahlzeiten und ein warmes Bett zu haben, zumal es Regeln gibt, die auch bestimmte Vergünstigungen wieder einschränken. Und jeden Abend auf engen Raum eingeschlossen zu werden dürfte auch nicht als Erstrebenswert gelten.

Und weder sie noch ich wissen, wie viele Wiederholungstäter es tatsächlich gibt. Denn wir hören doch immer nur die Informationen von jugendlichen Straftätern, die es nicht geschafft haben. Von den anderen hören wir ja nichts.
Von daher denke ich, dass Verallgemeinern, hier ein ganz schlechter Begleiter ist.
Zuletzt noch ein Einwand. Woher wollen sie wissen, dass der Verlust der Freiheit nicht weh tut?

Peter Pan am 26.12.2022

@Tschingis
und glauben Sie jetzt, das die meisten dann resozialisiert herauskommen?
Was soll einen potentiellen Straftäter abschrecken, eine Straftat zu begehen? Das gefängsnis auf jeden Fall nicht, denn dort lässt es sich mittlerweile besser leben als in Freiheit, es ist sogar möglich,,regelmäßig Sex mit seinen partner/in zu haben, viele Leben dort besser, als Menschen in freiheit und das kann nicht Sinn und Zweck einer Strafvollzugsanstalt sein, nach meiner Ansicht, mit der ich gar nicht so allein dastehe, muss Strafe weh tun, unsere Strafen sind eher Ansporn für ein weiter so.

Maria A. am 26.12.2022

Es gibt viele Menschen, die an Wochenenden und auch an Feiertagen tätig sein müssen. Ist natürlich belastend, auch für Familienangehörige. Aber leider nicht zu ändern. In den letzten Monaten war eine enorme mediale Aufmerksamkeit für Gepflogenheiten in Haftanstalten spürbar. Beim ZDF, beim Bayerischen Fernsehen, gab es mehrere Reportagen. Man hofft, dass es der allgemeinen Weihnachtsrührseligkeit geschuldet ist, dass sich der MDR auch der Befindlichkeit von Haftinsassen zuwendet. Es gibt wirklich viele Problemstellen; so viel, was heutzutage Menschen Sorgen macht, worum sich zu kümmern wäre. Die erscheinen mir persönlich dringlicher, als mir darüber Gedanken zu machen, ob ein rechtmäßig verurteilter, also nachweislicher Dieb, Mörder oder sonstiger Krimineller, an Weihnachten unglücklich ist. Jetzt hängen massenhaft Otto Normalos auch depressiven Gedanken nach, sind häufig einsam. Manche leben sogar in Existenzangst. All denen gilt meine Aufmerksamkeit und Mitgefühl.

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