Blick in eine Recycling-Anlage für Lithium-Ionen-Batterien des Unternehmens Sungeel in Südkorea. Eine vergleichbare Produktion soll in Gera entstehen.
Blick in eine bestehende Recycling-Anlage für Lithium-Ionen-Batterien des Unternehmens Sungeel. Eine vergleichbares Werk soll in Gera-Cretzschwitz entstehen. Bildrechte: Sungeel Hitech

Wirtschaft Stadtrat Gera unterstützt Plan für Batterie-Recyclinganlage mit 100 Jobs - Proteste

07. September 2023, 15:55 Uhr

Der Stadtrat Gera unterstützt mit knapper Mehrheit die Ansiedlung einer Batterie-Recyclinganlage mit bis zu 100 Jobs. Gegen die Ansiedlung gab es Proteste. Was das Unternehmen plant.




Die Stadt Gera unterstützt den Bau einer Recyclinganlage für Batterien mit bis zu 100 neuen Arbeitsplätzen: Der Stadtrat stimmte den Plänen des Unternehmens Sungeel am Mittwochabend mit knapper Mehrheit zu.

Diese Entscheidung hat keine bindende Wirkung für die Ansiedlung. Dafür benötigt das Unternehmen noch umfangreiche umweltrechtliche Genehmigungen. Bürger können dabei ihre Sorgen noch äußern.

Knappe Entscheidung im Geraer Stadtrat nach langer Diskussion

Zunächst hatte die AfD-Fraktion im Stadtrat verkündet, dass sie gegen die Ansiedlung sei. Allerdings stimmte ein AfD-Mitglied im Stadtrat für den Bau - so kam die knappe Mehrheit zustande. Zuvor war lange über die Anlage diskutiert worden. Rund 50 Gegner und Gegnerinnen hatten ihrem Unmut im Rathaussaal Luft gemacht. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hatte im Vorfeld die Ansiedlungspläne begrüßt.

Welche Sorgen haben die Anwohner bei der Neuansiedlung?

Einen Tag zuvor hatte sich der Ortsteilrat Cretzschwitz bei einer Beteiligung von vielen Anwohner gegen die Ansiedlung ausgesprochen. Die Sorgen der Bürger betreffen mögliche Schadstoffausstöße durch Schornstein, die zusätzliche Belastung der Straßen oder den Brand- und Katastrophenschutz.

In Rudolstadt gescheitert: Investor nimmt in Gera zweiten Anlauf

Der südkoreanische Konzern Sungeel will die Batterie-Recyclinganlage bis 2025 eröffnen. Der geplante Standort ist das Gewerbegebiet in Gera-Cretzschwitz. Zuvor war auch Rudolstadt für die Ansiedlung der Batterie-Recyclinganlage im Gespräch gewesen. Doch dort zog der Investor auch nach massiven Einwänden zurück.

Anlage soll 100 Jobs in Gera schaffen - Bürger können Einwände später vorbringen

Sungeel und Samsung Deutschland wollen als Joint Venture ab dem Jahr 2025 dann rund 100 neue Arbeitsplätze in Gera schaffen. Jährlich soll es möglich sein, in der Recyclinganlage 20.000 Tonnen Lithium-Ionen-Batterien zu verwerten. Laut Sungeel entspricht das der Produktion von Batterien für rund 60.000 E-Autos. In den Bau der Anlage will Sungeel nach eigenen Angaben bis zu 45 Millionen Euro investieren. Baustart soll im März 2024 sein.

Das Unternehmen wirbt zudem damit, Gewerbesteuern in Gera zu zahlen und dass es Dienstleister und Lieferanten aus der Region benötigt.

Was plant das Unternehmen in Cretzschwitz?

Sungeel rechnet mit etwa 20 Lkw pro Tag für das Werk. Das entstehende Abwasser soll vollständig selbst entsorgt und die vorgeschriebene Grenzwerte für Lautstärke "voraussichtlich deutlich unterschritten" werden. Es solle keine Verbrennung stattfinden. Jedoch sollen mehrere, jeweils rund 25 Meter hohe "Kamine" entstehen, die die "von Partikeln gereinigte Abluft" ableiten. Eine eigene Solaranlage soll den Strom teilweise selbst bereitstellen. Mehrere Infoveranstaltungen für Bürger plant das Unternehmen in den nächsten Wochen.

Wie geht es bei dem Ansiedlungsplan weiter?

Noch diesen Herbst soll der rund tausendseitige Antrag beim Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz eingereicht werden. Bevor die Entscheidung dort fällt, wird es für Bürgerinnen und Bürger sowie Umweltverbände möglich sein, Vorschläge und Einwände einzubringen.

Ein Mitarbeiter entnimmt Batteriemodule aus einer ausgedienten Batterie eines Elektroautos.
Ein Mitarbeiter entnimmt Batteriemodule aus einer ausgedienten Batterie eines Elektroautos (Archivfoto). Bildrechte: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Batterie-Recyclingfabrik auch in Nordthüringen geplant

Auch in Nordthüringen ist eine Batterie-Recyclingfabrik geplant. Auf dem Industriegelände "Kyffhäuserhütte" in Artern will das finnische Unternehmen Fortum Battery Recycling ein neues Werk bauen. 70 Arbeitsplätze sollen entstehen.

MDR (KB/rom/aru)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 07. September 2023 | 08:30 Uhr

11 Kommentare

peter83 vor 34 Wochen

Ich hoffe sehr, dass die Firma die Recyclingfabrik ansiedeln kann! Ich verstehe jeden, der keinen Industriebetrieb im Garten haben möchte. Aber es ist nun mal ein ausgewiesenes Industriegebiet und genau da gehören solche Firmen hin. Für Gera wäre es sicherlich ein Gewinn, Arbeitsplätze und Gewerbesteuern sind ja nicht gerade im Überfluss vorhanden. Schade, dass wieder eine laute Minderheit mit Flugblättern und unqualifizierten Berichterstattungen Stimmung gegen solche Ansiedlungen macht. Hoffentlich siegt die Stimme der Vernunft und ein solch zukunftsträchtiges Werk kommt bald nach Gera.

Ralf G vor 34 Wochen

Grundsätzlich ist eine Gewerbeansiedlung eine gute Sache. Vorausgesetzt, Anwohner werden nicht in irgendeiner Weise geschädigt.
Eine gesunde Vorsicht ist allerdings angebracht, da für diese Technologie in der großtechnischen Anwendung vermutlich wenig Erfahrungen vorliegen.
Zudem, nach Jahrzehnten in der Industrie weiß ich, verbindliche Emissionsvorgaben und Versprechungen sind das eine, die Realität ist das andere.
Die Bürgerinitiative sollte sich wenn möglich Experten an die Seite holen.

mattotaupa vor 34 Wochen

die anlage soll ja nicht im wohnzimmer der anwohner aufgebaut werden und die anwohner müssen nicht künftig in der anlage wohnen. gera ist aber nicht gerade üppig mit industrieanbsiedlungen versorgt. es gibt nur eine partei, die festgestellt hat, daß es ihr gut geht, wenn es deutschland schlecht geht und die genau deshalb jede veränderung bekämpft.

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