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Cornelia Müller Pagel 19 min
Audio: Projektleiterin Cornelia Müller-Pagel im Energiepark Bad Lauchstädt Bildrechte: Ralf Geissler
19 min

Wie kann die Energiewende funktionieren? In Bad Lauchstädt war im vergangenen Sommer Baustart für ein Reallabor. Dort soll erprobt werden, wie grüner Wasserstoff ins Land transportiert werden kann. Wie geht es voran?

MDR AKTUELL Mo 18.03.2024 08:00Uhr 18:58 min

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Tschüss Kohle, hallo Zukunft – 2024 Ein Labor für die Energiewende – Lässt sich damit Geld verdienen?

18. März 2024, 06:59 Uhr

Wie die Energiewende funktionieren kann, soll ein Projekt in Bad Lauchstädt zeigen. Dort entsteht ein sogenanntes "Reallabor Energiewende" aus Windrädern, einem Elektrolyseur, Gasspeichern und Leitungen, die grünen Wasserstoff ins Land transportieren sollen. Baustart war im Sommer 2023. Nun steht bereits das erste Gebäude.

Ralf Geißler, Wirtschaftsredakteur
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Überall liegt Matsch. Nach einem verregneten Winter kämpfen sich Bagger durch den nassen Boden bei Bad Lauchstädt. Kräne rotieren, Erdbohrer setzen Fundamentlöcher, Zement wird gemischt. Mitten im Baugewühl steht Projektleiterin Cornelia Müller-Pagel und zeigt auf einen Rohbau.

Das erste Gebäude des Energieparks Bad Lauchstädt steht, ein nicht ganz unwichtiges Gebäude Müller-Pagel zufolge: "Das ist die Wasseraufbereitung für den Elektrolyseur. Wir nehmen ja das Wasser aus der Leitung, also Trinkwasser. Müssen das aber trotzdem noch entsalzen, das findet dann noch in dem Gebäude statt. Das ist dann sozusagen das Eingangstor zum Elektrolyseur, wenn man so will."

Grüner Wasserstoff wird auf lange Sicht günstiger

Der Elektrolyseur ist das zentrale Element im Konzept für den Energiepark. Er soll grünen Wasserstoff erzeugen, der vor Ort in unterirdischen Kavernen gespeichert oder per Leitung zu Kunden transportiert werden kann. Es gibt allerdings einen Haken: Grüner Wasserstoff ist viel teurer als herkömmlicher aus Erdgas. Müller-Pagel erklärt: "Wenn man mal von den Durchschnittspreisen in der Vergangenheit ausgeht, dann kann man schon sagen, mindestens Faktor drei bis vier, fünf. Es variiert so ein bisschen. Aber es ist schon deutlich teurer."

Trotzdem, sagt Cornelia Müller-Pagel, habe man in Leuna einen Abnehmer gefunden. Auf lange Sicht werde grüner Wasserstoff billiger – wenn Elektrolyseure zur Serienware werden, wenn auch Abwärme und Sauerstoff aus der Elektrolyse vermarktet werden können. "Also wir machen das Projekt nicht aus purem Altruismus. Wir wollen mit diesem Projekt in Zukunft Geld verdienen. Und zwar alle Projektpartner, wie wir hier versammelt sind."

Mehrere Bauleute an einem Rohr
In Bad Lauchstädt entstehen Leitungen, die grünen Wasserstoff transportieren sollen. Bildrechte: MDR/Ralf Geissler

Müller-Pagel selbst ist Juristin. Sie kümmert sich beim Gasgroßhändler VNG schon seit fünf Jahren um grüne Gase. Der Aufbau des "Reallabors Energiewende" ist ihr ein Herzensanliegen: "Wenn Sie mich ganz persönlich als Mensch fragen, habe ich tatsächlich drei Kinder und will mir mal nicht den Vorwurf machen lassen, warum hast Du nichts gemacht? Und da bin ich ziemlich happy und sehr stolz, dass ich sagen kann: Ich habe an der Energiewende mitgebaut."

Müller-Pagel steigt ins Auto. Sie fährt einen Kilometer über die Landstraße zum anderen Teil des Reallabors. Hier, auf einem Rübenacker, ragen Windräder 200 Meter hoch in den Himmel. Der Windpark sei primär dafür da, die Elektrolyse mit Strom zu versorgen, erklärt die Projektleiterin. "Nichtsdestotrotz arbeiten wir hier im sogenannten Netz-Parallelbetrieb. Das heißt, wenn der Elektrolyseur genug Wind hat, wird der Überschussstrom ins Netz eingespeist."

Wir haben da mehr Unterstützung erlebt als Widerspruch.

Cornelia Müller-Pagel | Projektleiterin Energiepark Bad Lauchstädt

Baugerät auf der Baustelle des Energieparks Bad Lauchstädt
Spätestens 2030 soll sich der Energiepark aus eigener Kraft finanzieren. Bildrechte: MDR/Ralf Geissler

Umgekehrt kann das Netz liefern, wenn der Windstrom nicht reicht. Gegen das Großprojekt gab es in Bad Lauchstädt anfangs Widerstand. Vor allem an den Windrädern störten sich Anwohner. Doch inzwischen, sagt Müller-Pagel, seien die meisten entspannt: "Und ich glaube, das ist auch ein Standortvorteil, der für Bad Lauchstädt spricht. Wir sind hier einfach in einer chemiegeprägten Region." Daher hätten die Menschen nicht so Berührungsängste mit dem Thema. Das hätten sie gemerkt, sagt Müller-Pagel. "Wir haben da mehr Unterstützung erlebt als Widerspruch."

Bis nächstes Jahr soll der Elektrolyseur in Betrieb gehen. Spätestens 2030 soll sich der Energiepark aus eigener Kraft finanzieren. Bis dahin profitiert er von Fördergeldern. Von den 210 Millionen Euro Projektkosten kommen 34 Millionen Euro vom Staat.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 18. März 2024 | 06:54 Uhr

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