Beschluss Waldbrände im Harz: Kreistag gibt grünes Licht für eigenes Löschflugzeug
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Der Landkreis Harz will der erhöhten Brandgefahr in seinen Wäldern mit einem eigenen Löschflugzeug begegnen. Zuletzt mussten Flieger aus Italien bei Löscharbeiten aushelfen. Nun hat der Kreistag den Weg für eine eigene Maschine freigemacht.

- Soll ein Löschflugzeug gegen Waldbrände im Harz ständig in Bereitschaft stehen? Dafür hat sich der Landkreis Harz am Mittwoch entschieden.
- Grund sind die vielen Feuer im Nationalpark Harz in diesem Jahr. Zuletzt hatte ein großer Brand am Brocken nur mit Hilfe von Flugzeugen und Hubschraubern gelöscht werden können.
- Forstminister Schulze hatte sich für einen Stützpunkt der EU-weiten Löschflugzeugflotte in Deutschland ausgesprochen.
Der Harz soll bald über ein eigenes Löschflugzeug verfügen. Das hat der Kreistag des Landkreises Harz nach den Erfahrungen mit den zahlreichen Waldbränden im Sommer am Mittwoch entschieden. Mit dem Beschluss soll nun umgehend eine Ausschreibung auf den Weg gebracht werden, um noch in diesem Jahr einen geeigneten Anbieter für das Flugzeug zu finden.
Die Anforderungen sind eine ständige Bereitschaft des Fliegers im Frühling und Sommer und eine Traglast von mindestens 2.000 Litern Löschwasser. Außerdem müsse der Flieger innerhalb von 90 Minuten im Einsatz sein – auch jenseits des Harzkreises, so Landrat Thomas Balcerowski (CDU). Wie er bereits im Vorfeld der Kreistagssitzung erklärt hatte, gibt es schon einige Interessenten. Angaben zu den laufenden Kosten machte der Landrat mit Verweis auf das Ausschreibungsverfahren zunächst nicht.
Löschflugzeug im Harz: Kreis und Land zuletzt uneinig
Wegen der zahlreichen Brände im Harz hatte sich der Landkreis schon seit Längerem für ein eigenes Löschflugzeug eingesetzt. Denn für Feuerwehrleute am Boden gestalten sich die Löscharbeiten in dem unwegsamen Gelände oft schwierig.
Bereits im Juli hatte Balcerowski angekündigt, dass der Landkreis Harz wegen der Häufung von Waldbränden eine Ausschreibung ein eigenes Löschflugzeug vorbereite. Der Landesfeuerwehrverband unterstützte die Pläne von Anfang an. Doch sowohl beim Bund als auch beim Landesinnenministerium stieß der Vorschlag auf Ablehnung, Flugzeuge ausschließlich zur Brandbekämpfung anzuschaffen.
Land plötzlich für ehemaligen Agrarflieger
Anfang August ruderte das Land dann zurück. So habe das Ministerium für Inneres keine grundsätzlich ablehnende Haltung zu Löschflugzeugen, schrieb damals eine Sprecherin MDR SACHSEN-ANHALT. Überlegungen, auf kommunaler Ebene mit privaten Anbietern zu kooperieren, die ein propellergetriebenes ehemaliges Agrarflugzeug einsetzen wollten, das über eine Löschwasserkapazität von etwa 2.000 Litern verfüge und ortsnah stationiert sei, begrüßt das Ministerium nach eigenen Angaben sogar.
Auch hatte sich Sachsen-Anhalts Wirtschafts- und Forstminister Sven Schulze (CDU) jüngst für einen Stützpunkt der EU-weiten Löschflugzeugflotte in Deutschland ausgesprochen. In einem offenen Brief an EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen erklärte der CDU-Politiker: "Damit würden die Bekämpfung von Bränden aus der Luft (...) im gesamten mittel- und nordeuropäischen Raum vereinfacht, Wälder besser geschützt und Einsätze ressourcenschonender erfolgen können."
Scharfe Kritik von der Feuerwehr
Anfang September hatte es im Harz auf einer Fläche von etwa 160 Hektar gebrannt – wobei über die genaue Fläche zuletzt ein Streit ausgebrochen war. Unter anderem kamen zwei Löschflugzeuge aus Italien zum Einsatz. Es war der zweite Waldbrand innerhalb weniger Wochen. Die Feuerwehr kritisierte anschließend nicht ausreichende Brandschneisen und die Löschwasserversorgung scharf.
MDR (Swen Wudtke, Daniel Salpius) | Erstmals veröffentlicht am 21.09.2022
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. September 2022 | 05:00 Uhr
Horst Hessel am 23.09.2022
Na hat doch geklappt, man kann es ja im Bedarfsfall auch ausleihen wenn nicht grad der eigene Wald brennt. Nervt auch das über solche Dinge ewig diskutiert wird anstatt zu Handeln. Wenn man heute durch den Harz fährt ist der Anblick wirklich beängstigend über die vielen kahlen und Totholzflächen.
Harka2 am 22.09.2022
@ElBuffo
Ja, das wären sie. Während die Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978/79 kamen massenhaft Mi-8-Hubschrauber der NVA zur Versorgung der Bevölkerung sowie für Krankentransporte zum Einsatz, für welche die Besatzungen nicht mal ausgebildet waren. In Stunden der Not hatten auch einige der Hilfskräfte den roten Stern als Hoheitsabzeichen. Die Sowjets halfen nicht nur bei der Kartoffelernte regelmäßig mit.
Harka2 am 22.09.2022
@Basstian
Das ist in der Tat die sinnvollere Lösung. Ähnlich dem THW sollten republikweit einsetzbare Löschflugzeuge vorgehalten werden. Dass kann nicht die Sache eines Landkreises sein.