Grafik des DLR: Drohnen über einem Flughafen.
Werden Drohnen künftig die Lüfte über den Städten beherrschen? Bildrechte: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt

Drohnentechnologie Liegt die Zukunft in der Luft von Cochstedt?

14. September 2023, 16:57 Uhr

Am Flughafen Cochstedt haben sich Wissenschaftler und Startup-Unternehmer getroffen, um über die Entwicklung von Drohnentechnologien zu sprechen und neue Netzwerke zu knüpfen. Cochstedt ist in der Drohnenforschung ein wichtiger Hotspot für Entwickler aus ganz Deutschland.

Porträtbild eines Mannes
Bildrechte: MDR/Sebastian Mantei

Im Hangar des Flughafens Cochstedt, wo einst Kunstflieger gebaut wurden, wird heute an den Fluggeräten der Zukunft geforscht. Die Drohnen sollen sowohl als Transportmittel als auch zur Ortung von Menschen und Gefahrenstellen eingesetzt werden.

Außerdem will sich Europa von asiatischen Abhängigkeiten lösen und eigene Standards für Drohnen in der EU entwickeln.

Von der Drohnenforschung profitiert die ganze Region

Zu diesem Arbeitstreffen am Standort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatte der Thinktank DYNA der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg geladen. Für Karsten Steinmetz, Leiter des Thinkthanks und Organisator des Treffens, ist dieser Standort mehr als ein Drohnentestfeld. Es ist der ideale Platz, um mit Unternehmen und Wissenschaftlern zu diskutieren, die alle das Thema Drohnenentwicklung verbindet.

Wir wollen mehr im Sinne der regionalen Innovationsstrategie von Sachsen-Anhalt zeigen, dass wir bereit sind, unsere gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Karsten Steinmetz

Und so brachte er Anwender, Nutzer und Produzenten von Drohnen mit der heimischen Wirtschaft an einen Tisch mit dem Ziel, gemeinsame Lösungen anzustoßen und vielleicht sogar gemeinsam einen neuen Markt zu schaffen. Von solchen Kooperationen profitiere am Ende die ganze Region, so der Wissenschaftler.

Menschen sitzen in einem Flugzeug-Hangar
Der Thinktank DYNA der Otto-von-Guericke-Universität hat zu einem Arbeitstreffen geladen. Bildrechte: MDR/Dr. Sebastian Mantei

Testflüge für Medikamentenversorgung aus der Luft

Auch wenn Cochstedt vermeintlich im Nirgendwo liegt, ist es genau deshalb der ideale Ort für Flugversuche. Das Berliner Startup-Unternehmen Labfly hat hier erste Erfahrungen gesammelt, wie Firmenchef Tim Fischer erzählt, der bereits Medikamente per Drohne in Dessau zugestellt hat.

Insgesamt 30 Mal konnte die bepackte labfly-Drohne aus der Apotheke am Bauhaus abheben. Der Testbetrieb lief störungsfrei, auch wenn Anwohner kritisch guckten, wenn der fliegende Koffer durch die Luft rauschte.

Drohnenlogistik soll Innenstädte entlasten

Fabian Binz
Fabian Binz will neue Transportmöglichkeiten schaffen. Bildrechte: MDR/Dr. Sebastian Mantei

Mit solchen fliegenden Transportern soll der untere Luftraum den Verkehr auf der Straße entlasten. Das ist auch die Vision von Fabian Binz von der Kölner Firma Urban Ray.

Er führt eine Verdichtung der Innenstädte und den Anstieg von Paketauslieferungen als Grund an, die Innenstadtlogistik auf neue Füße zu stellen. Für Binz ist mit Drohnen eine Automatisierung und Effizienzsteigerung möglich, die neue Transportmöglichkeiten schafft.

Sein Startup-Unternehmen schätzt an Cochstedt, die in Deutschland einmalige Testinfrastruktur für Flüge außer Sichtweite. Außerdem ist die Nähe zu den Universitäten Magdeburg und Braunschweig ein wichtiger Standortfaktor.

Schwarmintelligenz soll Menschen orten

Sanaz Mostaghim
Sanaz Mostaghim ist Professorin an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Bildrechte: MDR/Tom Gräbe

Welche Möglichkeiten Drohnen noch bieten, beweist die Arbeit von Professorin Sanaz Mostaghim von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Sie forscht mit ihren Mitarbeitenden zum Thema Schwarmintelligenz und Künstliche Intelligenz.

So sollen Drohnenverbände helfen, Menschen oder Tiere in bewaldeten Gebieten besser zu orten, um sie zu zählen oder zu retten. Viele Drohnen sind mit Kameras ausgestattet, deren Bilder am Ende wie ein großes Puzzle zusammengesetzt werden und ein großes Bild ergeben.

Das könnte die Ortung von Menschen in unwegsamen Gebieten erleichtern. Damit die fliegenden Roboter miteinander kommunizieren können, braucht es Algorithmen, die Prof. Mostaghim mit ihrem Team derzeit programmiert und in Cochstedt testen wird. Die Professorin betont, dass ihre Arbeiten ausschließlich zivilen Zwecken dienen und keine militärischen Einsätze unterstützen sollen.

Regionale Partner mit Raumfahrterfahrung

Ein potentieller regionaler Partner für den Bau von Drohnenantrieben könnte der Elektromotorenbauer Krebs & Aulich aus Wernigerode sein. Die Firma hatte bereits in der Vergangenheit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt zusammengearbeitet und einen Teleskopantrieb geliefert, der bei der Feststellung von Wasservorkommen auf dem Mond half. Daneben sind die Harzer im Tiefseebergbau und im E-Automobilbau für Partner in China und den USA tätig.

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Das Material für den Drohnenbau aus dem 3-D-Drucker könnte wiederum von der Barleber Firma M4P material solutions GmbH geliefert werden. Geschäftsführer Andreas Pelz kann auch mit Erfolgsgeschichten aus der Raumfahrt aufwarten.

Die Barleber haben erst kürzlich für das Raumfahrzeug der indischen Mondmission "Chandrayaan-3" das Material für die Fahrzeugreifen geliefert. Für Pelz muss die Reise seiner Materialien nicht immer auf den Mond gehen. Er würde es begrüßen, wenn vor Ort im Umfeld der Cochstedter Forschungsaktivitäten seine Firma entsprechendes Know How liefern könnte.

EU will einheitliche Regeln für Drohnenluftraum schaffen

Künftig wird es mehr Drohnen im Luftraum geben. Dafür sind aber auch rechtliche Rahmenbedingungen nötig. An diesen arbeiten derzeit Industrie und Forschung in Europa, um ein einheitliches EU-Konzept für den sicheren Verkehr im Drohnenluftraum zu schaffen. Dabei helfen auch die Erfahrungen aus Cochstedt eingebracht werden, denn Drohnensystem müssen verschiedene Risikostufen durchlaufen, bevor sie genehmigt werden können.

Erste Partnerschaften in Aussicht

Das Treffen von Wirtschaft und Wissenschaftlern wird von Organisator Karsten Steinmetz (DYNA) als sehr konstruktiv bezeichnet. So konnten Unternehmer aus der Region Drohnenentwicklern ihre Dienstleistung anbieten, die sonst auf chinesische Partner zurückgegriffen haben.

Es könnten sich Partnerschaften entwickeln, die auch für den einstigen Pleiteflughafen Cochstedt Aufwind bedeuten würden.

MDR (Sebastian Mantei, Max Schörm)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 14. September 2023 | 16:30 Uhr

2 Kommentare

chrismd84 vor 32 Wochen

Diesen Landeplatz als "Magdeburg" zu bezeichnen ist das erste was m.E. absolut daneben ist!

Magdeburg ist ca. 40 km entfernt und dieser Platz liegt in einem anderen Landkreis und hat mit MD nichts zu tun.

Zweitens haben die paar Flüge die dort hin-u. abgehen auch mit Magdeburg-Stadt nichts zu tun; denn kein Geschäftsreisender der nach Magdeburg oder direkter Umgebung will, fliegt mit den gleichen Flugzeugtypen (leichte bis mittlere Businessjets oder Props) die auch in EDBM (Magdeburg City) problemlos starten und landen können, dorthin und fährt anschließend die 40 km nach MD zurück; wenn er auch gleich in EDBM hätte landen können...

Das wird sich dort auch nie dauerhaft etablieren; ausser vielleicht die DLR Flüge aus Oberpfaffenhofen, oder diejenigen die in den Salzlandkreis wollen o.ä. / EDBM (Magdeburg-City ist weitaus idealer für die Geschäftsfliegerei und es wird ein Wunschdenken bleiben, dass sich dort reger Flugverkehr niederlassen wird.

Steffen 1978 vor 32 Wochen

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