Chipfabrik Magdeburg: Intel rechnet mit Baustart 2024

19. Januar 2023, 09:02 Uhr

Zuletzt hatte es immer wieder Spekulationen um den Baustart von Intel in Magdeburg gegeben. In einem Interview sprach Unternehmensvorstand Keyvan Esfarjani nun davon, dass die Bauarbeiten im kommenden Jahr beginnen sollen – und damit später, als Stadt und Land bislang angenommen hatten. Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sieht in der Aussage zum Bautermin eine Bestätigung des Projekts.

Der US-Chipkonzern Intel rechnet damit, dass der Bau der Fabrik in Magdeburg im kommenden Jahr beginnt. Intel-Vorstand Keyvan Esfarjani sagte am Mittwoch "Zeit Online", man habe bislang das Jahr 2023 für Genehmigungen eingeplant und vielleicht etwa 2024 für den Start der Bauarbeiten. Ein Intel-Sprecher hat die Aussage des Vorstands MDR SACHSEN-ANHALT bestätigt.

Esfarjani erklärte in dem Interview, man habe jetzt erst einmal das Grundstück gekauft und dafür einen großen Scheck ausgestellt – trotz des wirtschaftlich unsicheren Umfelds. Die Planungen in Sachsen-Anhalt und vor allem in Magdeburg liefen sehr gut. Wörtlich sagte Esfarjani: "Wir sind immer wieder von dem schnellen Tempo in der Stadt überrascht."

Wir hinterfragen das Projekt nicht. Aber man kann Computerchips eben nur zu einem bestimmten Preis produzieren, wenn man international mithalten will.

Keyvan Esfarjani Intel-Vorstand im Gespräch mit "Zeit Online"

Es gehe nicht allein um das Bekenntnis zu Magdeburg, sondern wie Europa im Vergleich zu anderen Regionen wettbewerbsfähig bleibe. "Wir hinterfragen das Projekt nicht. Aber man kann Computerchips eben nur zu einem bestimmten Preis produzieren, wenn man international mithalten will. Und natürlich spielt die Regierung da eine Rolle, die Stadt Magdeburg, aber auch wir als Unternehmen, damit die Produktion kosteneffizient ist", sagte Esfarjani weiter.

Stadt und Land rechneten mit früherem Baustart

Um den Baustart für die Intel-Chipfabrik hatte es zuletzt mehrfach Verwirrung gegeben. Intel hat bisher kein konkretes Datum genannt, aber mehrfach betont, die Zusage der finanziellen Förderungen abzuwarten. Das hatte zu Spekulationen geführt, ob der geplante Baustart in der ersten Jahreshälfte 2023 eingehalten werden kann. Von diesem Zeitraum waren das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Magdeburg ausgegangen – und hatten diesen Wunsch zuletzt mehrfach bekräftigt.

Diskussionen hatte es in den vergangenen Wochen auch um Unterstützung der EU gegeben. An dem European Chips Act genannten Paket – einem milliardenschweren Investitionsprogramm für Europas Chipindustrie – hängen auch die Milliarden-Subventionen für die Intel-Ansiedlung in Magdeburg. Insgesamt sollen nach den Plänen von Intel auf dem Eulenberg bei Magdeburg zwei Chipfabriken für etwa 17 Milliarden Euro entstehen.

Minister Schulze: Zeitplan bleibt ambitioniert

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) begrüßte auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT zunächst die Bestätigung des Projektes in der Börde durch den Tech-Konzern.

In dieser Woche hat Intel auch nochmal öffentlich von allerhöchster Stelle durch CEO Pat Gelsinger das Projekt in Magdeburg bestätigt.

Sven Schulze (CDU) Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt

Schulze sagte: "In dieser Woche hat Intel auch nochmal öffentlich von allerhöchster Stelle durch CEO Pat Gelsinger das Projekt in Magdeburg bestätigt". Intel habe damit den teils sehr unsachlich geführten Diskussionen, ob das Projekt gefährdet sei, ein Ende gesetzt. Zum Baustart 2024 erklärte Schulze: "Die Ankündigung von Intel, den offiziellen Baustart nun 2024 durchzuführen, wird auf den Ablauf der von Stadt und Land abzuarbeiten Aufgaben keinen Einfluss haben. Der Zeitplan bleibt weiter ambitioniert, auch wenn sich der Baustart nun etwas verschieben sollte."

dpa, MDR (Norma Düsekow, Sebastian Mantei, Oliver Leiste) | Erstmals veröffentlicht am 18.01.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Januar 2023 | 18:00 Uhr

93 Kommentare

steka am 20.01.2023

Möchte nicht falsch verstanden werden, habe im prizip nichts gegen Industrieansiedlung, aber wenn ich mir das Bild ansehen mit den riesigen mit Gebäuden und Parkplätzen zubetonierten Ackerflächen, geht es nicht anders ? Wieviel Tageslicht brauchen die Werkhallen ? Es gibt riesige Hallen unter Tage aus früherem Salzabbau, oder auch andere ungenutzte Stollen. Parkplätze lassen sich auch unter die Erde verlegen und Halledächer begrünen. dachte auch, der LKW-Verkehr sollte zu Gunsten der Bahn reduziert werden, aber die Autobahn wird immer wieder als Standortvorteil hervorgehoben.

Germinator aus dem schoenen Erzgebirge am 20.01.2023

"Da viele zukünftige Intelmitarbeiter Spezialisten aus anderen Ländern sind, fragen Sie sich natürlich auch, wie sie denn hier leben sollen, wie sollen ihre Kinder vernünftig ausgebildet werden und so weiter. "

Die Kinder werden auf Privatschulen gehen, das ist sicher kein Problem, bei allen anderen gebe ich ihnen recht.

☝️🍀

Wessi am 20.01.2023

also @ Hansi...sie malen da ein Bild an die Wand!Ist das Negativismus, ist das Schlechtmacherei?Unser Land ist nicht "dysfunktional".Ja, es gibt Probleme.Vor allem dadurch, daß eine Zuwanderung nicht ordentlich gesteuert wird, daß es immer noch Menschen gibt die nicht einsehen wollen, daß unser Land ein Einwanderungsland ist und sein muß.Alles, was Sie da aufzählen, gab es schon, als Intel Interesse bekundete, also nichts Neues.Am Merkwürdigsten ist Ihre Anmutung, daß die "Grundpfeiler unseres Landes" sogar "immer mehr" ins Wanken kämen.Das ist Quatsch.Genauso wie "Strommangel".Warum machen Sie das Land schlecht?

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