Politisch motivierte Gewalt Spreehotel Bautzen: Polizei vermutet rechten Hintergrund bei Brandanschlag

14. April 2023, 08:17 Uhr

Oktober 2022: Auf das frühere Spreehotel in Bautzen wird ein Anschlag verübt. Kurz, bevor das Gebäude als Flüchtlingsunterkunft reaktiviert werden soll. Polizei und LKA vermuten, dass es ein rechter Brandanschlag war. Umstände der Tat, das Ziel des Angriffs, Zeitpunkt, Art und Weise, alles spräche für politisch rechts motivierte Kriminalität. Von dem oder den Tätern gibt es noch keine Spur.

Bei dem Anschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft im einstigen "Spreehotel" in Bautzen im Oktober 2022 gehen die Behörden von einem rassistischen oder ausländerfeindlichen Hintergrund aus. Die Ermittlungen wegen des Verdachts der schweren Brandstiftung dauern an "und werden weiterhin mit hoher Intensität betrieben", antwortete des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der AfD im Sächsischen Landtag vom 17. März. Die Umstände der Tat, also Ziel des Angriffs, Zeitpunkt, Art und Weise, sprächen für politisch rechts motivierte Kriminalität. Der oder die Täter sind bisher nicht gefasst. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Görlitz wird das Verfahren "noch gegen 'Unbekannt'" geführt.

Anschlag verzögerte Flüchtlingsunterbringung kurzzeitig

Am Morgen des 28. Oktober war im alten Hotel ein Feuer ausgebrochen, nachdem Fensterscheiben eingeworfen worden waren. Vier Mitarbeiter, die im Gebäude übernachteten, blieben unverletzt. Das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) übernahm die Ermittlungen wegen schwerer Brandstiftung.

Anfang November 2022 sollten erste Flüchtlinge einziehen, was sich nach der Attacke verzögerte. Nach dem Brandanschlag auf die geplante Asylunterkunft in Bautzen hatte das Landratsamt an einer Teilbelegung des Hauses festgehalten und erste Geflüchtete im Advent 2022 untergebracht. Zuvor hatten sich Gutachter die Schäden und Sicherheit am Gebäude angesehen.

Unterkunft derzeit fast ausgelastet

Derzeit wohnen 191 Menschen in der Unterkunft. Sie ist aktuell fast ausgelastet, insgesamt können 195 Menschen dort untergebracht werden, teilte das Landratsamt Bautzen mit. Das Areal wird laut Innenministerium inzwischen stärker von der Polizei kontrolliert, "um das Risiko weiterer möglicher Brandstiftungen zu minimieren". Es würden weitere Sicherungsvorkehrungen umgesetzt, hieß es. Das frühere Hotel, außerhalb der Stadt an einem Stausee, stellt ein privater Eigentümer zur Verfügung und die Arbeiterwohlfahrt (Awo) betreibt die Unterkunft.

Schon 2016 Brandanschlag auf altes Hotel

Zwischen 2014 und 2017 waren schon einmal Asylbewerberinnen und -bewerber im ehemaligen "Spreehotel" untergebracht worden. Das Gebäude war bereits Ende 2016 als Flüchtlingsunterkunft Ziel eines Brandanschlags mit Molotow-Cocktails. Drei junge Männer hatten die Tat später zugegeben und wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt.

MDR (kk)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 14. April 2023 | 10:00 Uhr

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