Ticker Waldbrand in Tschechien und Sachsen: Brandstifter legen zusätzliche Feuer

02. August 2022, 19:36 Uhr

Seit mehr als einer Woche brennt der Wald an der deutsch-tschechischen Grenze. Auch am Dienstag kämpfen mehr als 1.000 Einsatzkräfte gegen die Waldbrände in Sachsen und Böhmen. Wir halten Sie mit unserem News-Ticker über alle Entwicklungen auf dem Laufenden!

19:30 Uhr | "Kriechende Feuer" trotz Löscharbeiten im Akkord

Beim Waldbrand in der Sächsischen Schweiz machen kriechende Feuer am Boden den Einsatzkräften zu schaffen, sagte der Sprecher des Landratsamtes Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz, am Dienstag. "Das Glutfeuer kriecht regelrecht unter den Füßen der Feuerwehrleute weiter." Zwischen Winterberg und Zschand werden daher Barrieren im Boden errichtet und weiter Schaumteppiche vom Hubschrauber aus ausgebreitet.

19:15 Uhr | Siebenstellige Schadenssumme in Nordsachsen erwarten

Durch den Großbrand sind auf sächsischer Seite rund 65 Hektar Wald vernichtet. Die genaue Schadenhöhe lasse sich aktuell noch nicht beziffern. Der Vize-Kreisbrandmeister vom Landkreis Nordsachsen, Klaus Bechstedt, sagte MDR SACHSEN zu einer ersten Schadensbilanz: "Ich bin mir fast sicher, dass es am Ende ein siebenstelliger Betrag wird." Neben den Kosten für Einsatzkräfte und das ganze Material würden Lohnersatzkosten als Entschädigung für die Arbeitgeber anfallen, deren Angestellte bei Freiwilligen Feuerwehren im Einsatz waren.

18:15 Uhr | Nationalparkzentrum ist weiter für Besucher geöffnet

Das Nationalparkzentrum in Bad Schandau bleibt trotz der Waldbrände weiter zu den normalen Öffnungszeiten für Besucher und Besucherinnen geöffnet. Wie eine Sprecherin der Sächsischen Landesstiftung für Natur und Umwelt MDR SACHSEN sagte, ist die Ausstellung mit Informationen zum Nationalpark, einer Live-Ameisenwelt und Exponaten zur heimischen Natur und Tierwelt eine gute Alternative zum Waldbesuch.

18:00 Uhr | Nationalparkchef sieht keine Entspannung der Lage

Laut dem Chef der Nationalparkverwaltung Ulf Zimmermann gestalten sich die Löscharbeiten weiter kompliziert. Auf die Frage nach einem Ende der Löscharbeiten sagte er MDR SACHSEN: "Die Lage ist angespannt. Wir hoffen, dass wir es beenden können. Aber die Wetterlage ist heiß und trocken. Mit Wind. Wir hoffen, dass sich die betroffenen Flächen nicht weiter ausdehnen. Momentan sind zwei Prozent des Parks verbrannt." Man arbeite daran, dass sich der Waldbrand nicht weiter ausdehne.

16:45 Uhr | Krisengespräch der Hoteliers mit Ministerin

Die sächsische Tourismusministerin Barbara Klepsch (CDU) reiste am Nachmittag in den Erholungsort Hohnstein. Dort traf sie sich mit Vertretern der von den Waldbränden betroffenen kriselnden Tourismusbranche und sprach mit ihnen zur aktuellen Situation des Tourismus in der Sächsischen Schweiz. Viele Hoteliers klagten über jetzt eintreffende zahlreiche Stornierungen sogar bis Ostern 2023, obwohl rund 90 Prozent des Nationalparkes nicht vom Waldbrand betroffen sind.

16:00 Uhr | Verein startet Spendensammlung für Nationalpark

Der Förderverein „Verein der Freunde des Nationalparks Sächsische Schweiz“ sammelt über eine Crowdfundingplattform Spenden für den Wiederaufbau nach den Waldbränden. Dazu wurde eine Spendenseite eingerichtet. Die Idee hatte eine Privatperson. Wie der Förderverein auf Anfrage von MDR SACHSEN sagte, wird das Geld in Abstimmung mit dem Land Sachsen für Gehölzpflanzungen und Naturschutz verwendet werden.

15:00 Uhr | TU-Experte fordert autonome Löschsysteme

Die extreme Ausweitung der aktuellen Waldbrände ist laut dem Experte für Waldschutz an der TU Dresden, Michael Müller, "fast ausschließlich" auf munitionsbelastete Flächen in Wildnissgebieten und Gebirgslagen zurückzuführen, sagte Müller im Gespräch mit MDR SACHSEN. Müller empfiehlt zur Bekämpfung "autonome Feuer-Bekämpfungssysteme". Darunter zählen unbemannte Löschroboter. Zudem könne man Waldgebiete zugänglich gestalten mit Wegen, die von den Feuerwehren auch genutzt werden können.

14:00 Uhr | Mehrere Brandstiftungen in Sachsen beschädigen Waldflächen

Im zeitlichen Umfeld der Waldbrände in der Sächsischen Schweiz brannten nach Polizeiangaben seit vergangenen Freitag mehrere Brandstiftungen auf Waldflächen in Ostsachsen. Bei Waldbrandwarnstufe 4 brannten rund 5.000 Quadratmeter an einem Picknickplatz unterhalb der Greifensteine im Erzgebirge. Die Feuerwehr konnte das Feuer löschen. In Zeithain zündeten Unbekannte zwei Feuer in einem Wald und eines in einer leerstehenden Ruine an. Das Feuer erfasste eine Fläche von 42.500 Quadratmeter. Im Landkreis Bautzen gerieten 400 Quadratmer Waldboden in Laußnitz in Brand. Weil es an der gleichen Stelle früher schon einmal brannte, geht die Feuerwehr auch dort von einer Brandstiftung aus.

Bereits am Sonnabend hatte ein von Unbekannten gelegtes Feuer in Bernsdorf im Landkreis Bautzen 1.000 Quadratmeter Waldboden verbrannt. "Ob es Nachahmungstäter im zeitlichen Umfeld der Brände in der Sächsischen Schweiz gibt, können wir derzeit nicht einschätzen, da wir noch keine Täter ermittelt haben", sagte ein Sprecher der Polizeidirektion Dresden auf Anfrage von MDR SACHSEN.

13:36 Uhr | Zeitung: Tschechische Feuerwehr bietet Hilfe an

Feuerwehrleute aus Tschechien stehen mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf deutscher Seite in engem Kontakt. Die Zeitung "Dnes" berichtet unter Berufung auf den Einsatzleiter, die tschechische Feuerwehr stünde bereit, auch in Deutschland beim Löschen zu unterstützen.

13:23 Uhr | Fast 80 Kilometer Löschschläuche verlegt

Auch wenn die Waldbrände in der Böhmischen Schweiz unter Kontrolle sind, ist die Feuerwehr nach eigenen Angaben erneut mit mehr als 1.000 Einsatzkräften vor Ort. Am gestrigen Tag waren den Angaben zufolge knapp 80 Kilometer Schläuche gelegt worden. Das aktuelle Einsatzgebiet auf tschechischer Seite, in dem gelöscht wird, umfasst eine Fläche von etwa 600 Hektar.

12:05 Uhr | Nationalpark Böhmische Schweiz erwartet Verjüngung des Waldes binnen zehn Jahren

In der Böhmischen Schweiz sind nach jüngstem Stand rund 1.060 Hektar Wald niedergebrannt. Die dortige Nationalparkverwaltung habe noch nicht das gesamte Areal begutachten können, sagte ein Sprecher des Nationalparks MDR SACHSEN. Man erwarte nach dem Brand eine "massive Verjüngung" des Waldes. In den kommenden fünf Jahren werde man noch deutliche Brandspuren erkennen, so der Sprecher. In zehn Jahren, so schätzt er, würden "Laien" nicht mehr bemerken, dass Wald im Sommer 2022 gebrannt hat. Die tschechische Feuerwehr ist optimistisch, dass der Wald binnen Tagen vollständig gelöscht werden könne.

11:47 Uhr | 550 Feuerwehrleute in Sächsischer Schweiz im Einsatz

Etwa 550 Feuerwehrkräfte setzen heute ihren Einsatz gegen den Waldbrand in der Sächsischen Schweiz fort. Schwerpunkt der Löscharbeiten seien die Grenze zu Tschechien und das Gebiet um die Bärenfangwände, teilte der Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit. Dem Sprecher zufolge lodern weiterhin immer wieder offene Feuer auf. Diese würden direkt bekämpft. Vor allem gehe es aber in der derzeitigen Phase um eine detaillierte Brandbekämpfung: Es würden von Glutfeuern betroffene Stellen im Boden gesucht, dort die Böden freigemacht und die Stellen dann mit Barrieren eingegrenzt.

10:40 Uhr | Weiterhin hohe Waldbrandgefahr in Nord- und Ostsachsen

In weiteren Teilen Sachsens herrschen weiterhin hohe Waldbrandwarnstufen. Im Bereich der Waldbrände in der Sächsischen Schweiz gilt aktuell die Stufe 3. In den kommenden Tagen wird mit anhaltender Trockenheit und zunehmender Hitze eine Verschärfung der Lage erwartet.

Hinweis: Diese Karte aktualisiert sich ständig entsprechend der Lage. Abweichung zum Stand in der Textmeldung sind möglich.

09:50 Uhr | Feuerwehren aus Erzgebirge tauschen Personal aus

Feuerwehren aus dem Erzgebirge sind seit Tagen im Waldbrandgebiet in der Sächsischen Schweiz im Einsatz. Am Morgen haben die beiden Wehren aus Satzung und Schönbrunn Personal ausgetauscht. Neue Feuerwehrleute helfen nun bei den Löscharbeiten, während sich die bislang im Einsatz befindlichen erholen dürfen.

09:28 Uhr | Kretschmer will in Sachsen schnell auf Waldbrände reagieren

Zur Bekämpfung von Waldbränden sind laut Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer weitere Investitionen in den Brandschutz notwendig. "Wir werden - und haben das schon ausgeschrieben - drei Hubschrauber kaufen, die auch Wasser transportieren können", bekräftigte der CDU-Politiker dem Bayerischen Rundfunk. Diese Pläne sind seit einiger Zeit bekannt. Beim Auftreten eines Waldbrandes müsse man "innerhalb von Minuten reagieren" können. Diese Diskussion solle gemeinsam mit der Bundesregierung erfolgen, aber auch über Bundesländergrenzen hinweg.

Kretschmer sieht auch Handlungsbedarf bei der Waldbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels. Es gehe etwa um die Frage, ob Totholz "nicht doch in größerem Maße aus dem Wald geholt" werden müsse. Auch müssten "trockenresistentere Arten schneller und zügiger" gepflanzt werden. 

09:08 Uhr | Waldbrand-Lage in Sächsischer Schweiz bleibt angespannt

Die Lage beim Waldbrand in der Sächsischen Schweiz bleibt angespannt. Das Feuer bricht immer wieder aus, teilte der Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz, am Morgen mit. Bei steigenden Temperaturen und Trockenheit werde auch die Flammenbildung stärker. "Für eine Entspannung der Lage brauchen wir Regen", sagte er.

Am Dienstagmorgen waren den Angaben nach 300 Feuerwehrleute im Einsatz, im Laufe des Tages werden etwa 550 erwartet. Schwerpunkte der Arbeiten liegen am Grenzweg bis zur Schwarzen Schlüchte, an der Richterschlüchte und den Bärenfangwänden. Im nördlichen Bereich des Kirnitzschtals werden zudem Wasserwerfer der Polizei Sachsen und aus Bayern eingesetzt. Sie verteilen Wasser auf den Randstreifen der Wege, um ein Ausbreiten des Feuers und der Glut im Boden zu verhindern.

08:38 Uhr | Sebnitzer sollen Fenster und Türen geschlossen halten

Die Einwohnerinnen und Einwohner von Sebnitz sind aktuell aufgefordert, wegen des Waldbrandes Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das meldet das MDR-Verkehrszentrum. Die B172 bleibt auch am Dienstag zwischen Bad Schandau und Schmilka Grenze gesperrt, ebenso die Kirnitzschtalstraße zwischen Bad Schandau und dem Abzweig Ottendorf.

08:16 Uhr | Drohnen erkunden Brandlage an der Kamenice

Mit Drohnen wollen die Einsatzkräfte in Tschechien aktuell vor allem entlang des Flüsschens Kamenice die Situation erkunden. Durch teilweise steile Felswände ist das Gelände unzugänglich. Die dortigen Klammen sind für ihren touristischen Schiffsverkehr bekannt. Einsatzschwerpunkte werden heute den Angaben zufolge unter anderem die Flügelmauer (Křídelní stěna) und die sogenannte Vordermauer bei Hřensko sein. 1.028 Feuerwehrleute kommen heute auf tschechischer Seite zum Einsatz.

07:27 Uhr | Areal am Prebischtor von Waldbrand nicht beschädigt

Das berühmte Ausflugsziel Prebischtor in der Böhmischen Schweiz und die dortige Gastronomie sind vom Waldbrand bislang verschont geblieben. Das zeigt ein Foto der tschechischen Feuerwehr auf Twitter. Zu erreichen ist die Touristenattraktion für Ausflügler derzeit allerdings nicht.

06:58 Uhr | Branchengespräch zu möglichen Hilfen für Kneiper und Hoteliers

In Bad Schandau wird es heute Abend eine Beratung über mögliche Hilfen für Gastronomen und Hoteliers geben. Wegen der anhaltenden Löscharbeiten und dem Waldbetretungsverbot leidet die Tourismusbranche in der Sächsischen Schweiz unter Umsatzeinbußen - mitten in der Hauptsaison. Am Branchentreffen nehmen Vertreter der Landesregierung, des Landes-Tourismusverbandes, der Industrie- und Handelskammer Dresden sowie des regionalen Hotel- und Gaststättenverbandes teil.

06:42 Uhr | Dresden verbietet ab heute Grillen und Feuerwerk

Die Landeshauptstadt Dresden hat Feuerwerk und öffentliches Grillen verboten. Grund sei die anhaltende Trockenheit, teilte die Stadtverwaltung mit. Es soll verhindert werden, dass sich brandfähiges Material durch Funkenflug entzündet. Das Verbot gelte von heute bis Ende Spetember, hieß es. Verstöße würden mit einer Geldbuße von bis zu 1.000 Euro geahndet, so die Stadtverwaltung in Dresden.

05:52 Uhr | Drohnen erkunden Lage in böhmischem Brandgebiet

Im Waldbrandgebiet auf tschechischer Seite sollen seit 5:30 Uhr wieder Drohnen einen Überblick über das Ausmaß des Feuers geben. Laut Sender "ČT24" sollen ab etwa 8 Uhr dann erneut Löschhubschrauber zum Einsatz kommen. Den Angaben zufolge konnte das Feuer eingegrenzt werden, mehr als 1.000 Einsatzkräfte sind weiter vor Ort. Erste vom Brand betroffene Einwohner auf tschechischer Seite erhielten staatliche Nothilfen. Der Sender berichtet weiter, dass immer mehr Freiwillige die Helfer unterstützen.

Der Generaldirektor der tschechischen Feuerwehr, Vladimír Vlček, hatte am Montagabend in Hřensko gesagt, das Feuer sei nach seiner Einschätzung unter Kontrolle. Die Einsatzfläche habe von rund 1.000 auf 600 Hektar verringert werden können. 100 Bewohner der Gemeinde Vysoká Lípa durften in ihre Häuser zurückkehren.

05:20 Uhr | Vorerst keine Entspannung durch Regen in Sicht

Im Waldbrandgebiet in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz ist in den kommenden Tagen kein Regen in Sicht. Die Einsatzkräfte müssen sich stattdessen auf eine neue Hitzewelle einstellen. Mitte der Woche klettert das Quecksilber erneut auf mehr als 30 Grad Celsius. Ein Wetterumschwung am Freitag könnte Gewitter bringen.

05:11 Uhr | Kein Schadensersatz bei Reisen in die Sächsische Schweiz

Wer eine Reise in die Sächsische Schweiz gebucht hat, kann diese wegen der Waldbrände nicht automatisch kostenfrei stornieren. Nach Angaben der Verbraucherzentrale Sachsen haben Individualreisende nur dann einen Anspruch auf Kostenerstattung, wenn bereits gebuchte Leistungen aufgrund der Waldbrände nicht erbracht werden können - etwa wenn die Unterkunft nicht erreichbar ist. Pauschalreisende haben einen Anspruch auf kostenfreie Stornierung aufgrund des Waldbrandes, so eine Sprecherin. Einen Anspruch auf Schadensersatz für Einschränkungen im Urlaub gebe es nicht.

05:00 Uhr | Barrikaden sollen Glutnester verhindern

Auch am Dienstag geht im Nationalpark Sächsische Schweiz der Kampf gegen die Waldbrände weiter. Das Problem sei, dass Glutnester im Boden wanderten und sich ausbreiteten. Diese würden "mit Barrikaden bekämpft", sagte ein Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Allein am Montag waren laut Landkreis rund 500 Feuerwehrleute im Einsatz. Leichter Regen konnte am Montag keine Erleichterung bringen - der Niederschlag führte sogar dazu, dass die Einsatzkräfte am Montag durch rutschige Böden teilweise an der Arbeit behindert worden. MDR SACHSEN-Reporter Christof Stumptner hat die Einsatzkräfte begleitet.

Rückblick auf die Brandlage in dieser Woche:

MDR (lam)/dpa/AFP

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 02. August 2022 | 05:00 Uhr

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