Eine demonstrierende Menschenmenge steht vor einem Altenheim.
Zur Demonstration vor dem Seniorenheim in Meißen riefen die "Freien Sachsen" auf. Bildrechte: xcitepress/Finn Becker

Meißen "Freie Sachsen": Demo gegen Geflüchteten-Unterkunft im Seniorenheim

16. November 2023, 17:44 Uhr

Mehr als 80 Menschen haben am Mittwochabend in Meißen gegen eine geplante Unterkunft für minderjährige, unbegleitete Geflüchtete demonstriert. Dazu aufgerufen hatten im Vorfeld die rechtsextremen "Freien Sachsen". Die Unterkunft befindet sich auf dem Gelände eines Altenpflegeheims der Diakonie, wo demnächst acht Jugendliche in einem aktuell leerstehenden Gebäude unterkommen sollen. Mit verschiedenen Info-Veranstaltungen will die Diakonie im Vorfeld für Transparenz sorgen.

In Meißen hat am Mittwochabend die rechtsextreme Partei "Freien Sachsen" vor einem Seniorenheim demonstriert. Hintergrund ist eine geplante Unterkunft, die in einem Nebengebäude des Heims ab dem 1. Dezember minderjährige, unbegleitete Geflüchtete beherbergen soll.    

Nach Informationen der "Sächsischen Zeitung" kamen etwa 85 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die dem Aufruf der vom sächsischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Gruppierung folgten. Auf der Demo sprach unter anderem der Landesvorsitzende der rechtsextremen Partei "Die Heimat" (früher NPD), Peter Schreiber.

Auch der Landtagsabgeordnete Frank Richter (SPD) versuchte ein paar Worte an die aufgebrachte Menge zu richten, stieß jedoch größtenteils auf taube Ohren.   

Gebäude im Altenheim steht derzeit leer

Die Betreiberin des Heims, die Diakonie Meißen, kümmert sich um das leerstehende Gebäude auf dem Gelände des Altenpflegeheimes "Hugo Tzschucke". Zunächst sollen dort in Absprache mit den Kreisjugendamt Meißen acht junge Geflüchtete unterkommen. Platz sei aber für 16 Personen, die dort in näherer Zukunft auch unterkommen sollen, erklärt die Diakonie.

Während der Hochphase der Corona-Pandemie wurde das Haus für die Kurzzeitpflege genutzt. Aufgrund akuten Personalmangels stünden die Räume aber seit 2020 leer. "Wir nehmen den älteren Menschen keine Plätze weg", sagt Diakonie-Pressesprecher Felix Kim. Jede der zwei Etagen verfügt über sechs Räume und einen Gemeinschaftsraum.

"Unser Angebot und der Platz, der hier zur Verfügung steht, hilft dabei die Gesamtsituation ein klein wenig zu entspannen. Und den Jugendlichen wird hier mehr Privatsphäre und mehr individueller Raum ermöglicht." Derzeit bestehe derzeit ein Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten für junge Geflüchtete.

Diakonie über Widerstand überrascht

Sachsen reagierte bereits mit der Absenkung von Fachstandards auf die Situation. Die Jugendlichen, die nun bei der Diakonie unterkommen sollen, wohnen bereits im Landkreis Meißen, befinden sich derzeit aber noch in Einrichtungen, die überbelegt sind.

Pressesprecher Kim sagt, dass die Diakonie über die Aufregung um die Einrichtung überrascht seien. Mit so einem Widerstand habe man nicht gerechnet.

"Wir versuchen transparent und mit viel Aufklärung das Thema zu begleiten. Wir haben in den letzten zwei Tagen mehrere Informationsveranstaltungen durchgeführt", sagt Kim. So habe man die Senioren und Heimmitarbeitenden über die Inbetriebnahme informiert. Am selben Abend wie die Demonstration fand zudem im Seniorenheim eine Anwohnerversammlung statt, bei die Meißnerinnen und Meißner der Diakonie Fragen stellen konnten.

Beobachter berichten, dass die Anwohner die späte Bekanntgabe des Vorhabens kritisierten und auch Sorgen um ihre Sicherheit äußerten.  

MDR (mad)/xcite

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 16. November 2023 | 08:30 Uhr

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