Menschen beim Einkaufen in einem 24-Stunden-Laden.
Großvargula im Unstrut-Hainich-Kreis hat nun wieder einen Lebensmittelladen. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Lebensmittelmarkt 24-Stunden-Laden gerettet: Großvargula verhindert Bauruine

19. Dezember 2023, 12:17 Uhr

In Großvargula im Unstrut-Hainich-Kreis ist eine lange Durststrecke zu Ende. Fünf Jahre gab es in dem 800-Einwohner-Ort keinen Lebensmittelladen. Der vom Land geförderte neue Dorfladen kam im Vorjahr nicht über den Rohbau hinaus, weil die Betreiberfirma "Emma's Tag und Nacht" pleite ging.

Aktuelle Nachrichten des Mitteldeutschen Rundfunks finden Sie jederzeit bei mdr.de und in der MDR Aktuell App.

In Großvargula im Unstrut-Hainich-Kreis hat seit Montag ein neuer 24-Stunden-Laden geöffnet. Wie am Eröffnungstag bekannt wurde, investierte die Gemeinde in den halb fertigen Rohbau noch einmal 86.000 Euro und stellte den Laden eigenständig fertig. Danach fand sie mit dem fränkischen Unternehmen "Igros" ein Lebensmittelgroßhändler, der Kühlschränke und Regale einbaute.

Um im neuen Markt einkaufen zu können, benötigt der Kunde eine EC- oder Kreditkarte, jedoch keine Kundenkarte. An einem Terminal scannt er die ausgesuchte Ware ein und bezahlt mit Karte. Die ursprünglichen Gesamtkosten lagen bei 450.000 Euro. Die Hälfte davon sind Fördermittel vom Land.

Der 24-Stunden-Laden in Großvargula.
Die Aufschrift erinnert noch an den ursprünglichen Besitzer. Jetzt heißt der Laden "Mein Markt 24". Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Großes Interesse am 24-Stunden-Laden

Schon eine halbe Stunde vor dem Eröffnungstermin hatten sich am Montag die ersten Kunden eingefunden. "Endlich wieder einen Laden im Dorf", hieß es, oder: "besonders für ältere Menschen, die nicht mobil sind, ein Traum." Die Einheimischen kamen ein wenig ins Schwärmen. Lange genug stand der Rohbau unfertig und ungenutzt am Rand des 800-Einwohner-Ortes.

Menschen beim Einkaufen in einem 24-Stunden-Laden in Großvargula.
Fast 2.000 Waren gehören zum Sortiment in Großvargula. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Seit fünf Jahren kein Laden im Dorf

In Großvargula gab es seit fünf Jahren keinen Laden mehr. Zum Einkaufen mussten die Bewohner bisher mehrere Kilometer weit nach Gräfentonna oder Herbsleben fahren. Deshalb beantragte die Gemeinde vor drei Jahren Fördermittel aus einem Landesprogramm, das derartige Projekte bezuschusst. Recht schnell stand der Rohbau, aber danach ging es nicht weiter.

Anfang dieses Jahres hatte die ursprüngliche Erfurter Betreibergesellschaft der automatisierten "Emma's Tag und Nacht Markt"-Läden Insolvenz angemeldet. Vom vorläufigen Insolvenzverfahren sind insgesamt sieben Märkte betroffen, sechs davon wurden mit Fördermitteln des Landes gebaut.

Drei Menschen an einer Kasse in einem 24-Stunden-Laden.
Lebensmittelgroßhändler Ronny Köllmer von "Igros" erklärt am Terminal, wie die Ware gescannt und bezahlt wird. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Pächter ist Ehepaar aus Großvargula

Der neu eröffnete Laden hat eine Verkaufsfläche von 75 Quadratmetern. Weil sich auf die erste Ausschreibung niemand gemeldet hatte, sprangen das Ehepaar Carina und Bodo Turbanisch ein und pachteten den Laden.

Die Turbanischs haben in Großvargula bereits einen Cateringservice. Sie kümmern sich ab sofort um das Artikelsortiment und die Reinigung des Ladens. 1.500 bis 2.000 Artikel gibt es bereits - von Nudeln über Toilettenpapier, frisches Obst und Gemüse sowie Tiefkühlwaren und Getränke.

Mehr zu 24-Stunden-Läden in Thüringen

MDR (cgo/sar)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 19. Dezember 2023 | 17:30 Uhr

15 Kommentare

Mediator vor 19 Wochen

Sie müssen ja nicht unbedingt in den Formulierungen von "Na Hoppla" das Haar in der Suppe suchen.

Eine oder redundant zwei Vollzeitstellen lohnen sich für solch einen Laden schlicht und ergreifend nicht. Für die Akzeptanz solch eines Ladens muss ich ja schließlich auch gewisse Öffnungszeiten vorhalten.

Es würde ja auch keiner auf die Idee kommen, dass sich die Beschäftigung einer Köchin in einem Privathaushalt lohnt, wenn diese 3 mal am Tag für 4 Personen eine Mahlzeit zu bereitet. Sehen sie das doch einfach analog bei diesem Laden.

Für vielleicht 30 Kunden am Tag mit einem Umsatz von 20 € lohnt es sich schlicht und ergreifend nicht, dass da jemand die meiste Zeit auf Kundschaft wartet.

Mediator vor 19 Wochen

Die Hauptpersonalkosten in einem normalen Geschäft fallen durch das Personal an, das ständig vor Ort sein muss.
Ab einer bestimmten Ladengröße kann dieses Personal während seiner Arbeitszeit sinnvoll und vor allem dauerhaft in rotierenden Tätigkeiten beschäftigt werden und es kommt ein entsprechender Umsatz dazu.

Bei einer Ladenfläche von 75m² und einem Einzugsbereich von 800 Einwohnern lohnt es sich schlicht und ergreifend nicht solch einen Laden auch nur dauerhaft mit einer Person zu besetzen und selbstverständlich auch noch Urlaubs- und Krankheitsvertretung zu beschäftigen.

Welche Sondertechnik ist denn angeblich in so einem Laden verbaut, die signifikant mehr Geld kosten soll als in anderen Läden?

Man braucht einen Zugangsmechanismus, sicher eine gute Überwachung zu Abschreckung und ein modernes Scannersystem.

Decathlon macht es vor. Da wirft man gefühlt wahllos Textilien in den Scannerbereich und am Ende stimmt was dabei raus kommt.

Mediator vor 19 Wochen

Es geht hier darum vor Ort eine rudimentäre Infrastruktur anzubieten und als Gemeinde attraktiv zu bleiben, damit man nicht noch weiter schrumpft.

Nur weil sie etwas nicht gehört haben bedeutet doch noch lange nicht, dass es so etwas nicht gibt. Wenn es nur ums RECHNEN geht, dann lohnen sich viele Dinge nicht. Die öffentliche Bücherei oder das Jugendzentrum erwirtschaften auch keinen Gewinn, sind aber Teil einer gewissen Grundversorgung wenn man attraktiv bleiben will.

Mehr aus der Region Nordhausen - Heiligenstadt - Mühlhausen - Sömmerda

Mehr aus Thüringen

Anwassern in Bad Tennstedt 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 03.05.2024 | 20:07 Uhr

Im Kurpark eröffneten der Bürgermeister, die aktuelle Quellprinzessin und der örtliche Kneippverein die Kneipp-Saison. Das Wasser im Becken speist sich aus dem Fließ-gewässer der Öde und hat ganzjährig 8 Grad Celsius.

Fr 03.05.2024 19:32Uhr 00:23 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/nord-thueringen/unstrut-hainich/kneipp-tennstedt-anwassern100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Schülerinnen sitzen an einem Tisch 2 min
Bildrechte: Mitteldeutscher Rundfunk
Mühlhäuser Röblinglauf  1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 03.05.2024 | 20:05 Uhr

Zum 20. Mal sammelte der Lauf für das Kinderhospiz Mitteldeutschland und den Thüringer Kinderhospiz-dienst im Unstrut-Hainich-Kreis. Seit Beginn kamen so insgesamt 283.000 Euro Spenden zusammen.

Fr 03.05.2024 19:38Uhr 00:28 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/nord-thueringen/unstrut-hainich/roebling-lauf-hospiz100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Skeletonpilot Christopher Grotheer an der Grundschule in Herpf 1 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 03.05.2024 | 20:03 Uhr

Skeletonpilot Christopher Grotheer hat an der Grundschule in Herpf eine Sportstunde gegeben. Diese hatten die Schüler bei einer Mitmach-aktion des Landkreises gewonnen.

Fr 03.05.2024 19:38Uhr 00:27 min

https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/sued-thueringen/schmalkalden-meiningen/schulsport-olympiasieger-grotheer100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video