Ostbiografien neu erzählt Große Erwartungen an das Zukunftszentrum in Halle
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24. Februar 2023, 18:42 Uhr
In Halle soll das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation dafür sorgen, dass DDR-Geschichte und -Biografien neu geschrieben werden. Dabei soll sich die Stadt nicht nur weltoffen und europafreundlich zeigen, sondern Anreize für die Besucherinnen und Besucher des Zukunftszentrums schaffen, auch die Vielfalt von Halle zu erkunden.
- In Halle gibt es große Erwartungen an das geplante Zukunftszentrum Deutsche Einheit. Es werde ein Ort, um Ostbiografien neu zu erzählen, meint die Vorsitzende der Kunststiftung Sachsen-Anhalt.
- Der Vorsitzende des Ausländerbeirats betont die Chance, Vielfalt und Integration in Halle zu fördern.
- Der Wissenschaftsstandort und das Zukunftszentrum können voneinander profitieren, hofft der Geschäftsführer des Technologieparks am Weinberg Campus.
Die Erwartungen an das geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und europäische Transformation in Halle sind hoch. Vor allem Menschen aus Kultur, Wissenschaft und Politik sehen in dem Zukunftszentrum eine Chance für die Saalestadt.
Hier hat auch die Kunststiftung Sachsen-Anhalt ihren Sitz. Die Leiterin Manon Bursian verspricht sich vom Zukunftszentrum nichts Geringeres als einen Gewinn für die Kunst. "Ich erwarte von diesem Zentrum eine Neubewertung und auch Neuentdeckung der DDR-Kunstgeschichte und ihre Wirkung bis in die Gegenwart", sagte Bursian.
Ich erwarte von diesem Zentrum eine Neubewertung und auch Neuentdeckung der DDR-Kunstgeschichte und ihre Wirkung bis in die Gegenwart.
Zukunftszentrum als Ort, um Ostbiografien neu zu erzählen
Damit meint die Kunstwissenschaftlerin, dass vor allem DDR-Biografien mit einem Zukunftszentrum neu geschrieben werden könnten. Ihr Eindruck sei immer gewesen, dass der "Westen" erzähle, wie der "Osten" zu bewerten sei. Nun gebe es die Möglichkeit, Ostbiografien neu zu erzählen und auch neu zu bewerten. Dass das gehe, zeige ja die jüngste Vergangenheit.
Schon heute zeigten Filme wie "Lieber Thomas" über Thomas Brasch oder "In einem anderen Land" über die DDR-Zeitschrift Sibylle ebenso wie junge Menschen, die schon nicht mehr in der DDR groß geworden sind, dass DDR-Geschichte neu und anders geschrieben werden könne. Doch was hat das mit dem Zukunftszentrum zu tun? Mit dieser Einrichtung kommen Leute in eine Stadt Halle, die exemplarisch für den Osten Deutschlands steht – Leute, für die DDR-Geschichte nicht bewertet wird. Das müsse man nutzen, sagte Bursian.
Zukunftszentrum schafft Chancen für Vielfalt und Integration in Halle
Dass Halle als weltoffene Stadt wahrgenommen wird, das wünscht sich der Vorsitzende des Ausländerbeirates der Stadt, Waseem Aleed. 2015 kam der Syrer in die Stadt, von der er sagt, sie sei die ideale Heimat für das Zukunftszentrum, weil Halle vielen Menschen zur neuen Heimat geworden sei und ihnen eine Zukunft biete. "Halle wird gerade als die Stadt mit dem günstigen ICE-Anschluss wahrgenommen. Das ist Quatsch", meint Aleed. Denn Halle sei so viel mehr.
Halle wird gerade als die Stadt mit dem günstigen ICE-Anschluss wahrgenommen. Das ist Quatsch.
Auch das Zukunftszentrum solle ein Gebäude sein, in das die Menschen nicht nur hineingehen, sondern von dem aus sie die Stadt kennenlernen. Um die Weltoffenheit der Saalestadt zu demonstrieren, setzt sich Waseem Aleed in seiner Funktion dafür ein, dass Neuankömmlingen die Möglichkeit geboten wird, in der Stadt zu leben und nicht zusammen ganze Stadtviertel bewohnen. Das nennt er Integration und hofft, dass das Zukunftszentrum mehr Farbe in die Stadt bringt. Immerhin sollen mit dem Zukunftszentrum jährlich rund eine Million Besucher mehr in die Stadt kommen. Schon alleine das verspreche Vielfalt.
Wissenschaft und Zukunftszentrum können in Halle voneinander profitieren
Für Ulf-Marten Schmieder, den Geschäftsführer des Technologieparks am Weinberg Campus, ist Internationalität schon lange kein Fremdwort mehr. Halle, so erzählt er, werde zumindest in der Wissenschaft als ein hochmoderner Standort wahrgenommen, an dem neben etablierter Forschung auch Start-Ups zu Hause sind.
Ich erwarte von der Stadtgesellschaft, das Zukunftszentrum wahrzunehmen.
Gleichzeitig würden die zukünftigen Besucher idealerweise ein oder zwei Tage nach Halle kommen, um die Stadt mit dem historischen Zentrum, dem Händelhaus, allen Museen, aber auch mit dem Wissenschaftscampus wahrzunehmen. Schmieder und seine Kolleginnen und Kollegen wollen dafür sorgen, sich möglichst vielen Besucherinnen und Besuchern zu öffnen, um Halle als Wissenschaftsstandort zu präsentieren. "Ich erwarte von der Stadtgesellschaft, das Zukunftszentrum wahrzunehmen", sagte Schmieder.
MDR (Anne Sailer)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Februar 2023 | 16:30 Uhr
dieja am 26.02.2023
Auch Einstein war Theoretiker, also nichts gegen Theoretiker. Nur ist die Frage ob ihre Theorien für die Entwicklung der Menschheit nützlich sind. Leider studieren in Deutschland zu viele irgendetwas. Selbst an Unis wie Magdeburg, die früher technisch ausgerichtet waren, dominieren heute Gesellschafts- und Sozialwissenschaftler den Campus. Es gibt z. B. Genderforscher u.a. die auch noch von Steuergeldern bezahlt werden, obwohl die Mehrheit diesen Unsinn ablehnt.
Matthi am 25.02.2023
Wieder eine Institution die Geld kostet und künstlich Arbeitsplätze schafft, brauchen wir das wirklich ? Wir haben einen sogenannten Fachkräftemangel immer weniger Leute die mit Hände Arbeit etwas reales erschaffen aber im gegenzug werden die Theoretischen Berufsgruppen Arbeitsplätze immer mehr. Wenn das so weitergeht werden wir noch ein Land der Theoretiker die auf ausländische Arbeitnehmer angewiesen sind weil wir nur noch Redenschwingen können.
steka am 25.02.2023
Na bei den bisher vorgestellten Bilder sieht die Bebauung aber wie ein Abklatsch 70ger-Jahre-Bauten aber nicht wie "modern", manche davon sind bereits wieder verschwunden. Wo ist da die "herausgehobene moderne Architektur für bis zu 200 Millionen Euro" ? Die Ex verschwundene "DDR"- Archtiktur war da am Riebeckpltz schon weiter. Da wird erst was beschlossen und dann muß man erstmal nach Polen fahren um sich zu informieren, wie was man damit machen könnte ?