Integration durch Mobilität Warum der Führerschein in der Altmark bei der Integration hilft
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06. Februar 2024, 07:08 Uhr
Der Führerschein ist trotz gestiegener Kosten weiterhin attraktiv – denn gerade in der ländlichen Altmark ist er wichtig, um mobil zu sein. Mit der Fahrerlaubnis können sich auch Geflüchtete besser in den Arbeitsmarkt integrieren. In der Fahrschule stehen sie allerdings vor einigen Herausforderungen.
- Der Führerschein kann die Integration auf dem Arbeitsmarkt für Geflüchtete vereinfachen.
- Fahrlehrer Mike Andrys ermöglicht zugewanderten Fahrschülern trotz Sprachbarrieren die Fahrerlaubnis.
- In der Altmark lohnt sich der Führerschein vor allem für Menschen auf dem Land.
Ohne einen Führerschein bewegt man sich in der Altmark nur auf starren Linien und zu festgelegten Zeiten. Fehlende Flexibilität und Unzuverlässigkeit machen Bus- und Bahnfahrten unattraktiv, sagt Fahrschulleiter Mike Andrys. Für den Arbeitsalltag empfiehlt er deshalb einen Führerschein. Dieser könne gerade geflüchteten Menschen bei der Integration helfen. "Denn nicht alle Migranten, die in der Stadt wohnen, können auch in der Stadt arbeiten", ergänzt der Fahrlehrer.
Führerschein hilft bei der Jobsuche
Eine seiner Fahrschülerinnen ist Kubarin Mohammad. Vor fünf Jahren ist sie aus Syrien geflohen und lebt jetzt in Stendal. Die Sozialassistentin konnte bereits einige Arbeitsangebote nicht annehmen, da ihr der Führerschein fehlt. Nun zahlt sie ihn aus eigener Tasche, um sich in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. Auch ihren Alltag würde die Fahrerlaubnis erleichtern, sagt Kubarin Mohammad. So könne sie beim Einkauf oder bei Kinderarztbesuchen Zeit sparen. Sie habe schon oft und lange mit ihrem Kind zu Fuß gehen müssen, weil sie den Bus nicht bekommen habe. Deshalb lohne sich der Führerschein für sie, obwohl er teurer geworden ist.
Die Theorieprüfung fiel ihr leicht, sagt Kubarin. Die Fahrstunden seien jedoch anstrengender. Sie denkt, dass der Führerschein etwas günstiger wäre, wenn sie sich schlauer anstellen würde und so weniger Fahrstunden bräuchte. Das liege aber nicht an der Fahrschule. Mit der sei sie sehr zufrieden.
Herausforderungen in der Fahrschule
Mike Andrys ist seit 1990 Fahrlehrer und kennt auch die kulturellen Unterschiede beim Autofahren. Einigen Fahrschülern müsse er erst die Grundlagen beibringen. In manchen Ländern würden Ampel nur als "Empfehlung" verstanden, erzählt Andrys. Hier in Deutschland wäre das ein Problem: Wenn ein Fahrschüler an einer grünen Ampel halten würde, weil er nicht wisse, ob andere an einer roten Ampel stehen bleiben, gäbe es Chaos und ein Bußgeld, so der Fahrlehrer.
Für den Führerschein erwartet Mike Andrys Deutschkenntnisse auf B1-Niveau. Sollte ein Fahrschüler dieses Niveau nicht vorweisen können, gibt es für den Fahrlehrer Alternativen. "Im theoretischen Unterricht macht man halt ein bisschen langsamer, geht natürlich individuell auf den Fahrschüler ein", erzählt Andrys. Bei großen Sprachbarriere biete er im praktischen Unterricht eine reine Automatikausbildung an. Zudem gebe die DEKRA (Verein zur Deutschen Kraftfahrzeug-Überwachung) in der Fahrprüfung bestimmte Anweisungen, um das Verkehrs-Sprachverständnis des Fahrschülers zu testen.
Wenn die ÖPNV-Verbindung fehlt, braucht es ein Auto
Für die Fahrschulen von Mike Andrys seien Migranten wichtige Kunden, in Stendal machen sie knapp die Hälfte seiner Schüler aus. Den Wunsch nach Freiheit durch den Führerschein teilen aber alle. So auch Nicole Schmeißer aus Magdeburg: Ihren Freund auf dem Dorf in der Altmark zu besuchen, ist nicht immer einfach. Der Grund dafür ist eine fehlende ÖPNV-Anbindung der Ortschaft. Der Führerschein soll ihr Privatleben flexibler machen. Die Ingenieurin möchte aber auch endlich den Dienstwagen nutzen können, um an Außenterminen teilzunehmen. Auch für sie lohne sich deshalb die Investition in den Führerschein.
Aktuell müsse man mindestens 2.500 € für die Fahrerlaubnis kalkulieren, sagt Fahrlehrer Mike Andrys. Die Preissteigerungen der letzten Jahre seien das Resultat gestiegener Sprit-, Lohn-, und Energiekosten. Gerade Eltern würden die Preise von damals mit heute vergleichen, was man laut Mike Andrys nicht tun sollte. Es sei leider alles teurer geworden, so auch die Fahrschule, ergänzt er.
MDR (Benjamin Woop, Fabienne von der Eltz)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Februar 2024 | 13:10 Uhr
Volker S. vor 39 Wochen
"Einigen Fahrschülern müsse er erst die Grundlagen beibringen. In manchen Ländern würden Ampel nur als "Empfehlung" verstanden ..."
Es werden kulturelle Unterschiede benannt - ob das so -politisch- korrekt ist?
daseinius vor 39 Wochen
Währe auch mal interessant ob Arbeitgeber in solchen Regionen häufiger den Führerschein bezahlen für ihre Angestellten...