Gera Neue Aufträge abgelehnt: Nahrungsmittelwerk deckelt Margarine-Produktion

25. Juli 2023, 06:22 Uhr

Die hohen Strompreise setzen dem Ostthüringer Nahrungsmittelwerk zu. Zusätzliche Aufträge für Margarine-Würfel lehnt das Geraer Unternehmen mittlerweile ab. Strom kauft das Unternehmen auf eigene Faust zu Börsenpreisen.

Regionale Lebensmittelhersteller kämpfen mit unberechenbaren, hohen Strompreisen. So lehnt das Ostthüringer Nahrungsmittelwerk (Othüna) in Gera bereits zusätzliche Aufträge für seine klassischen Margarine-Würfel ab. Geschäftsführer Thomas Schulz sagte MDR THÜRINGEN am Montag, es gebe verstärkt Margarine-Nachfrage aus dem Ausland, jedoch wäre die Produktion angesichts der Strompreisbremse unrentabel. Das Unternehmen verbraucht etwa 650.000 Kilowattstunden im Jahr.

Grund sei, dass vergleichsweise erträgliche Strompreise nur für 80 Prozent des früheren Stromverbrauches gelten. Strom darüber hinaus müsse Othüna sehr teuer einkaufen, zumal das Unternehmen nicht wie größere Konkurrenten günstigere Industriestromtarife nutzen könne.

Anteil Energiekosten vervierfacht - Strom nun an Börse eingekauft

Die monatlichen Stromkosten hätten sich seit 2021 von rund 4.600 Euro auf 27.000 Euro fast versechsfacht. Vor drei Jahren habe die Energie fünf Prozent an den Margarine-Herstellkosten ausgemacht, jetzt seien es 20 Prozent, so Schulz. Der Othüna-Chef setzt deshalb seit Juli auf Stromeinkauf zu Börsenpreisen. Täglich verfolgt er die Strompreiskurven und kauft Strommengen ein, wenn der tagesaktuelle Preis sinkt.

Außerdem hat Schulz die Produktion um zwei Stunden vorverlegt, weil jeweils abends die Strompreise steigen. Der Zeitaufwand für den Stromeinkauf sei immens, aber er hoffe, dass er sich deutlich auszahlt. Das 40 Mitarbeiter-Unternehmen stellt reine Pflanzenmargarine zum Backen, Braten und Kochen her, überwiegend in traditioneller Würfelform. Die Marken Marina, Sonja und Sanna sind aus DDR-Zeiten vielen bekannt.

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MDR (kah/jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 24. Juli 2023 | 19:00 Uhr

64 Kommentare

martin am 26.07.2023

@faultier: Eigentor? Nur wenn Sie nicht beachten, dass die "Volkswagen Group China" dort ca. 33 Werke betreibt. Dass VW in China für den chinesischen Markt produziert (produzieren muss), ist seit der Debatte um mögliche Zwangsarbeit eigentlich recht bekannt.

ElBuffo am 25.07.2023

Tja, da liegt der Hase im Pfeffer. Die Industrie hatte nunmal dank hoher Subventionen gar keine großen Anreize effizienter zu werden oder wenigstens die Werkhallen mit PV vollzuknallen. Im Gegenteil, da wurden noch Maschinen sinnlos laufen gelassen, damit man als energieintensives Unternehmen gelten konnte, um so weitestgehend von der EEG-Umlage befreit zu werden.

faultier am 25.07.2023

Ja klar wenn die Autos in Deutschland so teuer produziert werden das sie sich in china nicht mehr verkaufen liegts auch an den Energiepreisen ,Eigentor .

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