Porträt von Florian Meesmann 23 min
Bildrechte: MDR MEDIEN360G / Foto: MDR/Kirsten Nijhof
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Der MDR will in seiner Berichterstattung zur Bundestagswahl ganz nah an die Lebenswirklichkeit der Menschen in Mitteldeutschland heran und ihnen eine Stimme geben, sagt Florian Meesmann von MDR aktuell.

Mo 02.08.2021 10:22Uhr 23:15 min

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Der MDR im Superwahljahr 2021 Den Menschen zugewandt

02. August 2021, 17:58 Uhr

Noch sind es knapp zwei Monate bis zu den Bundestagswahlen. Doch das mediale Sommerloch fällt für Florian Meesmann dieses Jahr aus. Meesmann ist Redaktionsleiter Fernsehen bei MDR aktuell. Und der Wahlkampf hat längst begonnen. Der MDR und viele andere Medien bereiten sich seit Wochen auf den Superwahlsonntag am 26. September vor, an dem neben dem Bundestag auch in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern auf Landesebene gewählt wird.

Dann wird Meesmann mit seinem Team gleich in mehreren Sondersendungen aus der mitteldeutschen Perspektive über die Ergebnisse berichten. "Das wird ein spannender Abend, und ich freue mich auch schon ein bisschen darauf", sagt Meesmann beim Gespräch mit MDR MEDIEN360G, das Ende Juli in der TV-Regie von MDR aktuell stattfindet. An den Schaltpulten und vor der Monitorwand werden dann seine Kolleginnen und Kollegen von der Technik sitzen und dafür sorgen, dass alles klappt: Schalten zu Korrespondenten und den Wahlpartys, zum ARD-Hauptstadtstudio in Berlin und immer wieder ins MDR-Land, zu den Bürgerinnen und Bürgern selbst.

Die Wählerinnen und Wähler stehen im Mittelpunkt

"Uns geht es darum, dass wir das Ritualhafte, das Statische, was gerne mit solchen Wahlabenden einhergeht, aufbrechen wollen. Für uns sollen die Wählerinnen und Wähler im Mittelpunkt der Berichterstattung stehen", sagt Meesmann. Und das gelte natürlich nicht nur am Wahlabend, sondern ab sofort. Denn bei den großen Themen wie Klima, Strukturwandel und Umgang mit der Corona-Pandemie geht es dem MDR neben der europäischen und nationalen Perspektive vor allem um die mitteldeutsche Sicht. "Es geht um das regionale Erleben", so Meesmann, "für uns ist wichtig, dass wir unserem Publikum das, was dort geschieht, so erklären, dass es in ihrer Lebenswirklichkeit verankert ist. Wir müssen die Vielfalt der Lebenswirklichkeiten, die wir in der Region haben, in unserem Programm abbilden." Journalistinnen und Journalisten liefen dabei oft Gefahr, den Menschen eine Berichterstattung aus ihrer journalistischen Sicht aufzuprägen. "Es geht nicht darum, Meinungen in die Welt zu senden", sagt Meesmann, "sondern dafür zu sorgen, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer, Hörer und Hörerinnen, User und Userinnen die Chance haben, das, was im politischen Raum diskutiert wird, nachzuvollziehen. Wir wollen ihnen erklären, was das mit ihrer Lebenswirklichkeit zu tun hat."

Bei Wahlen gelten für den MDR besondere Spielregeln

Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelten dabei ganz besondere Spielregeln, vor allem in den letzten sechs Wochen vor dem Wahltag. Er darf keine Parteien und deren Kandidatinnen und Kandidaten bevorzugen, sondern muss für möglichst gleiche Chancen sorgen. Um schon die Planung seiner Berichterstattung im Wahlkampf und am 26. September für alle transparent zu machen, veröffentlicht der MDR deshalb rechtzeitig vor der Wahl ein ausführliches Wahlberichterstattungskonzept. Darin wird beschrieben, was der MDR zentral und in seinem Landesfunkhäusern in Magdeburg, Erfurt und Dresden plant. Natürlich legt dieses Konzept die Redaktionen nicht ein für alle mal fest. Sie können darüber hinaus immer aktuell auf das Geschehen und unvorhergesehene Ereignisse reagieren.

Corona stellt die Redaktionen weiter vor große Herausforderungen

Corona bleibt dabei gleich in doppelter Hinsicht eine Herausforderung, sagt Florian Meesmann: "Die Pandemie selber und der Streit über den richtigen Weg im Umgang mit ihr bestimmt natürlich thematisch ganz stark den Wahlkampf. Außerdem stellt sie uns auch redaktionell vor große Herausforderungen. Wir dürfen zum Beispiel durch unsere Berichterstattung nicht unsere Interviewpartner in Gefahr bringen. Wir müssen natürlich auch den Gesundheitsschutz für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest im Blick behalten". Dazu kommt noch eine ganz große Unsicherheit: "Wir wissen eben nicht, in welcher Pandemie-Situation wir uns dann in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes im September befinden", so Meesmann. Deshalb bereiten sich die Redaktionen darauf vor, mit mehr Schalten und mehr digitaler Berichterstattung trotzdem die Zwischentöne und die Atmosphäre vor Ort erlebbar zu machen.

Konfliktpotential AfD und Hans-Georg Maaßen

Dass sich gerade im MDR-Gebiet mit der Bundestagskandidatur des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen für die Thüringer CDU und der in allen drei MDR-Ländern starken AfD politische Kräfte tummeln, die den öffentlich rechtlichen Rundfunk vehement kritisieren, sieht Meesmann gelassen. "Für uns ist eine starke AfD in den Landesparlamenten schon seit vielen Jahren journalistischer Alltag. Das Spannungsfeld ist ganz klar: Die Vertreter der AfD in den Parlamenten sind legitimiert durch viele hunderttausend Menschen, die ihnen ihre Stimme gegeben haben. Daraus resultiert aus unserer Sicht auch der Anspruch, dass ihre Positionen zu Sachthemen in der Berichterstattung vorkommen und auch transportiert werden." An Maaßens Auftreten lasse sich dabei gut erkennen, wie Populismus funktioniert: "Es gibt die Provokation. Es gibt den Tabubruch. Es gibt die Aufregung, die erwartbare Reaktion. Und dann gibt es das Zurückrudern, das sich falsch verstanden fühlen." So würden die Grenzen des Sagbaren immer weiter verschoben. "Das sind die Strategien der Populisten auf der ganzen Welt, auch bei uns im Mitteldeutschland", sagt Meesmann: "Für uns geht es darum, das aufzudecken. Aber es bleibt ein Spannungsfeld. Ausgrenzungen und Dämonisierung sind für uns keine journalistischen Kriterien, denn diese Empörungskultur spielt ja genau das Spiel der Populisten. Viel wichtiger ist, dass wir nicht über jedes Stöckchen springen, das uns hingehalten wird."

Rundfunk, Presse und Politik

Stilisierte Grafik zur ARD-Reform mit dem ARD-Logo am Haken eines Krans und einem grafisch dargestellten Baugerüst mit einem Bauarbeiter sowie Geldscheinen im Bildhintergrund.
Was soll der Öffentlich-Rechtliche leisten? Was soll er kosten? Darüber wird derzeit viel diskutiert. Dass es Reformbedarf gibt, das ist weitgehend Konsens. Nicht nur in der Politik, auch in den Rundfunkanstalten selbst. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G
Porträtfoto von Prof. Dr. Annika Sehl von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt
Im Interview mit MEDIEN360G spricht Prof. Dr. Annika Sehl von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt über ihre Aufgaben im Zukunftsrat. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Christine Blohmann/Die Hoffotografen, Berlin

Medien im Fokus

Ein Reporter steht in kniehohem Wasser und spricht in ein Mikrofon. Eine Person mit Kamera filmt ihn.
Der Klimawandel beeinflusst alle Lebensbereiche. Die Herausforderung für Journalisten ist es, das Thema als Teil ihrer Berichterstattung anzusehen und lösungsorientiert zu berichten. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | dpa
Eine junge Frau sitzt umgeben von Büchern auf dem Boden und filmt sich mit einem Smartphone.
Auf der Videoplattform TikTok diskutieren, empfehlen und rezensieren vor allem junge Frauen in kurzen Videos Bücher. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Panthermedia
Eine Frau blickt durch einen weißen Rahmen, auf dem "facebook" steht und wirft der Kamera einen Kuss zu.
Im Februar 2004 startete die weltweite Erfolgsgeschichte von Facebook. Auch wenn die Plattform vor allem bei Jüngeren an Bedeutung verloren hat, ist das Urgestein der Sozialen Netzwerke noch lange nicht tot. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Panthermedia
Stilisierte Grafik von mehreren Fernsehern, die aufeinandergestapelt sind. Auf einigen ist ein bunter Hintergrund und die Logos von deutschen Privatsendern zu sehen.
Der 1. Januar 1984 war der Startschuss für das deutsche Privatfernsehen. Im Gegensatz zum Programm der Öffentlich-Rechtlichen stand bei den Privaten die Unterhaltung im Vordergrund. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Panthermedia
Eine Frau sieht mit gespanntem Blick in die Kamera und isst Popcorn.
Binge-Watching beschreibt das "Durchschauen" einer Serie in kurzer Zeit. Was früher verpönt war, gehört heute zur Normalität. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Foto: Panthermedia
Eine Frau mit Köpfhörern auf dem Kopf und einem Smartphone in der Hand hält sich erschrocken die Hand vor den Mund.
Unter True-Crime-Fans sind Frauen mit Abstand in der Überzahl. Der Grund dafür könnte mit der Angst vor Verbrechen zusammenhängen. Bildrechte: Panthermedia / Benzoix (YAYMicro)

Sicher in der digitalen Welt

Ein Mann und eine Frau posieren mit ihrem Säugling für ein Selfie.
Bevor Kinder fünf Jahre alt sind, sind bereits durchschnittlich 1500 Bilder von ihnen im Netz, so eine Studie. Und einmal online, haben die Eltern keine Kontrolle mehr darüber, wie die Bilder verwendet werden. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Panthermedia
Zwei Kleinkinder sitzen nebeneinander und haben ein Smartphone und ein Tablet in der Hand.
Der Medienkonsum von Kindern kann mittels verschiedener Apps besser von den Eltern kontrolliert werden. Bildrechte: Panthermedia | MDR MEDIEN360G
Auf einem Gewässer schwimmt ein durchsichtiger Ball, in dem eine Person steht.
Durch den Einfluss von Algorithmen in (Sozialen) Medien können sogenannte Filterblasen entstehen, in denen nur bestimmte Themen und Meinungen stattfinden. Bildrechte: picture alliance/dpa
Bildausschnitt von einem Handy-Display mit Nachrichten-Apps.
Täglich strömen zahlreiche Nachrichten und Meldungen auf uns ein. Die Folge: Bei vielen zeigt sich Nachrichtenmüdigkeit. Warum uns Bad News frustrieren, wird wissenschaftlich untersucht. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G
Frau surft nachts mit Smartphone im Bett.
In Sozialen Netzwerken verbreiten sich Videos mit sensiblen Inhalten weitestgehend unkontrolliert. Garantierten Schutz davor gibt es nicht, einige Einstellungen können das Risiko vor ungewolltem Ansehen aber senken. Bildrechte: Panthermedia