Tiere
Zutrauliche Nutrias wollen gefüttert werden, aber das schadet ihnen. Bildrechte: Anne Sailer

Wildtiere in Innenstädten Waschbären und Nutrias: Wie Halle mit Wildtieren umgeht

21. Oktober 2023, 08:40 Uhr

Die Felder sind abgeerntet, neue Mähmethoden lassen Wildtieren nichts zu fressen übrig. Daher kommen viele von ihnen in der kalten Jahrezeit in die Städte, etwa nach Halle, und gehen dort auf Nahrungssuche. Während Wildtiere wie Füchse zur heimischen Natur gehören, gefährden fremdländische Arten wie Waschbären oder Nutrias die heimische Artenvielfalt. Was dagegen getan wird.

Es wird kalt in Sachsen-Anhalt. Mit den sinkenden Temperaturen kommen immer mehr wilde Tiere in die Städte, auch in Großstädte wie Halle dringen sie vor. Invasive Tierarten wie Waschbären kommen in Deutschland von Natur aus eigentlich nicht vor, wurden aber schon in der Innenstadt von Halle gesehen.

Rund eine Million Waschbären gibt es deutschlandweit. Das Problem: Waschbären fressen nicht nur Lebensmittelreste, sondern auch Vogeleier und Jungvögel. Die Tiere mögen zudem Echsen, Frösche und Schildkröten. Damit stellt der Waschbär ein Problem für die Artenvielfalt dar.

Füttern verboten

Was tun? Waschbären dürfen auf keinen Fall gefüttert werden. Wer sie fernhalten möchte, sollte keine Lebensmittel liegen lassen und Mülltonnen mit Schlössern oder Steinen sichern, denn die geschickten Waschbären klettern auf der Suche nach Nahrung auch in Abfalltonnen.

Mann
Ronald Hirtz vom Fachbereich Umwelt der Stadt Halle Bildrechte: Anne Sailer

Neben dem Waschbär sind auch die in Halle verbreiteten Nutrias eine nicht-heimische Wildtierart. Diese leben an Flüssen, sind zutraulich und vermehren sich durch die Gabe von Futter prächtig. Nutrias zerstören in Halle massiv die Flussufer: Sie untergraben die Ufer, zerstören die dortige Vegetation und sind sogar eine Gefahr für den Hochwasserschutz der Stadt. Auch die possierlichen Nutrias sollten nicht gefüttert werden, sagt Ronald Hirtz vom Fachbereich Umwelt der Stadt Halle.

Immer wieder weisen Naturschützer wie Hirtz darauf hin, dass Tiere in der Stadt grundsätzlich nicht gefüttert werden dürfen. Denn die wild lebenden Arten vertragen kein Brot oder andere menschliche Lebensmittel: Diese machen sie krank. Bei Stadttauben etwa führen Brotkrumen, also eine nicht artgerechte Nahrung, zu einem ätzenden Kot. Dieser beschädigt dann Häuser und Wege und kann auch Menschen krank machen.

Tauben sollen aus Schädlingsregister gestrichen werden

In den meisten Bundesländern gelten wildlebende Stadttauben übrigens wieder als Haustiere. In Sachsen-Anhalt ist das noch nicht der Fall. Es ist aber geplant, Stadttauben auch hierzulande aus dem Schädlingsregister zu streichen. Die in Fußgängerzonen und Bahnhöfen lebenden Tiere gelten als domestizierte Vögel, weil sie Nachkommen entflogener oder ausgesetzter Haustauben sind.

Zwei Tauben
Stadttauben sollen auch in Sachsen-Anhalt bald nicht mehr als Schädlinge gelten. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO/Funke Foto Services

Wenn Stadttauben aus dem Schädlingsregister gestrichen werden, sind Menschen verpflichtet, sich um sie zu kümmern. Wie in anderen Bundesländern wäre es dann möglich, dass bestimmte Personen die Tauben in Taubenschlägen betreuen. In den Taubenschlägen können die Tiere fressen, brüten – und Taubeneier können durch Eier aus Ton ersetzt werden. So werden die Populationen kontrolliert. 

Fuchs keine Gefahr für heimische Vogelarten

Auch der Fuchs lässt sich immer wieder in Städten blicken. Im Gegensatz zu den invasiven Arten gehört er aber zur heimischen Natur. Vor Füchsen wissen sich heimische Vögel darum zu schützen. Der Fuchs ist eher scheu und birgt durch eine lange zurückliegende Schluckimpfungsaktion auch keine Tollwutgefahr mehr für den Menschen. Der Mensch sollte allerdings auf Haustiere wie Meerschweinchen, Kaninchen und Hamster aufpassen, die zur Beute des Fuchses werden könnten.

Mehr zum Thema

Der Fleischer und Jäger Michael Reiß serviert auf der Grünen Woche in Berlin Waschbär-Buletten mit Spargel, Süßkartoffeln und Sauerrahm.
Der Fleischer und Jäger Michael Reiß serviert auf der Grünen Woche in Berlin Waschbär-Buletten mit Spargel, Süßkartoffeln und Sauerrahm. Bildrechte: MDR (Anja Nititzki)

MDR (Anne Sailer)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 17. Oktober 2023 | 11:10 Uhr

2 Kommentare

ameck vor 29 Wochen

Grundsätzlich sind an sich nicht irgendwelche Tiere oder Pflanzen das Problem... Das Problem ist klar definierbar ein einziges Tier, ein Säugetier, aus der Gruppe der Primaten... Na, kommen Sie darauf? Das Problem heißt Homo sapiens. Exakt Homo sapiens sapiens. Wo immer dieser Schädling Auftritt, gibt's Ärger.

Ralf G vor 29 Wochen

Es gibt in Deutschland inzwischen einige invasive Arten, die die heimischen Arten bedrohen.
Städte, die sich bemühen einen ordentlichen, sauberen Eindruck zu machen, sollten Tauben vertreiben, bevor sie öffentliche Plätze, Dächer, Denkmäler usw. verschmutzen. In einigen Städten ist allerdings alles zu spät. Denke da an Viertel in Berlin, Frankfurt oder Hamburg. Da sind die Tauben längst das geringste Problem.

Mehr aus dem Raum Halle und Leipzig

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Collage aus Menschen beim SPUTNIK SPRING BREAK und dem Schriftzug auf dem Gelände 2 min
Bildrechte: MDR
2 min 17.05.2024 | 18:00 Uhr

Das Sachsen-Anhalt Update vom Sputnik Spring Break Festival 2024 am Goitzschesee. Präsentiert von MDR-Redakteurin Mara Wunderlich.

MDR S-ANHALT Fr 17.05.2024 18:00Uhr 02:15 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/video-nachrichten-aktuell-siebzehnter-mai-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video