Dresden Neues Puppentheatermuseum öffnet fürs Publikum
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07. September 2024, 10:00 Uhr
Es ist eine der größten Puppentheatersammlungen weltweit. Zwanzig Jahre lang hatte sie keinen festen Standort. Nun findet sie ihre Heimat im Dresdner Kraftwerk Mitte. In der ersten Jahresausstellung hat auch Elon Musk einen Auftritt – als Marionette.
- Die Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden kann jetzt dauerhaft an ihrem neuen festen Ausstellungsort im Kulturareal Kraftwerk Mitte besucht werden.
- In der Ausstellung sind mehr als 100.000 Objekte zu sehen.
- Für eine Sonderschau in diesem Jahr inszeniert das Theaterkollektiv Rimini Protokoll das Stück "Alter Ego Raubkopie" mit einer Elon-Musk-Marionette.
Zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehört auch eine umfangreiche Puppentheatersammlung, die zweitgrößte dieser Art in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit. Sie hat jetzt ihr eigenes Museum im Dresdner Kulturareal Kraftwerk Mitte. Nun können alle Interessierten die kunstvollen und traditionsreichen Puppen besichtigen.
Bis vor etwa 20 Jahren hatte die Puppentheatersammlung ihr eigenes Museum im Hohenhaus in Radebeul. Als das jedoch 2003 verkauft wurde, mussten die Puppen ausziehen und fristetet ab da ihr Dasein weitgehend im Verborgenen, in den Räumen der Garnisonkirche im Dresdner Norden.
Hinter die Bühne gehen
Das "Lichtwerk" im Kulturareal Kraftwerk Mitte, einem ehemaligen Heizkraftwerk, ist nun die neue Heimat der Sammlung. Rauer Industriecharme umgibt die Besucherinnen und Besucher dort zunächst, bis sie dann ein eindrucksvolles Bühnenportal mit drei großen Leinwandbahnen sehen. Doch anders als im richtigen Theater, wo das Publikum vor dem Bühnenbereich sitzen bleibt, geht es hier hindurch, in die Welt hinter der Bühne – und damit auch hinter die Kulissen der Dresdner Puppentheatersammlung.
Diese können – so die Idee der musealen Inszenierung – als Forschende entdeckt werden, indem die Gäste Aufgaben lösen und Informationen sammeln. Man kann aber auch einfach so von Vitrine zu Vitrine wandeln und sich faszinieren lassen.
Tausende Puppen
Mehr als 100.000 Objekte gehören zur Sammlung, 12.000 davon sind Marionetten, Handpuppen und andere Theaterfiguren. Die Direktorin der Puppentheatersammlung, Kathi Loch, erläutert: "Wir haben in dieser Basisausstellung immerhin vier original Bühnen zu integrieren, zwei Handpuppenbühnen, eine Marionettenbühne und so eine kleine Mini-Tischpuppenbühne, eine Faust-Bühne."
In einer Vitrine sind viele verschieden Faustfiguren zu sehen. Es sei ein "super beliebter Stoff" auf der Puppentheaterbühne, sagt Loch, auch Goethe hätte ja seine Inspiration für "Faust" aus dem Puppentheater. Natürlich darf auch der Kasper nicht fehlen, ebenfalls in unterschiedlichen Ausführungen.
Theater der Welt
Zu den wertvollsten Exponaten der Sammlung zählen die Figuren und Kulissen des so genannten Theatrum Mundi, einem mechanischen Welttheater. Dresden besitzt die weltweit größte Sammlung davon mit 2.400 Einzelobjekten solcher Schaubühnen aus dem 19. Jahrhunderts. Doch nur ein Bruchteil, wie letztlich bei allen Exponaten der Sammlung, kann in der Ausstellung gezeigt werden.
Gegründet wurde die Puppentheatersammlung 1952. Die bis dahin existierenden Bühnen sollten damals, nach sowjetischem Vorbild, durch kommunale oder staatliche Puppentheater abgelöst und ausschließlich mit Stabpuppen bespielt werden. Marionetten und Handpuppen hatten damit – vorerst – ausgedient und wanderten ins Museum.
Seitdem ist der Bestand stetig gewachsen. Nachlässe von Puppenspielern gehören dazu, ebenso wie komplette Figurenensembles von Inszenierungen. Mitunter werden außergewöhnliche Exponate auch angekauft.
Rimini Protokoll spielt mit Elon-Musk-Marionette
Was wurde gespielt, mit welchen Puppen und für wen, von wem? Das sind die Fragen, mit der sich die sogenannte Basisausstellung beschäftigt. Gleichzeitig soll es Jahresausstellungen geben, für die Künstlerinnen und Künstler eingeladen werden, sich von der Sammlung inspirieren zu lassen und eine Sonderschau daraus zu kuratieren. Um die Beziehungen zum Theater deutlich zu machen, sollen diese Ausstellungen jedes Jahr im Spätsommer analog zum Spielzeitbeginn des Theaters Junge Generation, das sich jetzt vis-a-vis zur Puppentheatersammlung befindet, eröffnet werden.
Den Anfang macht das Theaterkollektiv Rimini Protokoll mit einer Mischung aus Installation und Inszenierung. "Alter Ego Raubkopie" haben sie ihr multimediales Puppenspiel genannt, erläutert Stefan Kaegi von Rimini Protokoll. Die Idee dahinter: "An Fäden ziehen, heißt natürlich auch manipulieren. Man geht ins Theater, weil man manipuliert werden will. Man will ja in eine andere Welt entführt werden. Und wir konzentrieren uns eben auch sehr stark auf die Frage, was geschieht mit dem Publikum?" Es werde auch hier im Museum durchgeführt, ins Spiel einbezogen. "Der Begriff des Puppenspielens ist hier sehr vielfältig genutzt und auch ins Gesellschaftliche weitergedreht", so Kaegi.
Dafür wurde eigens eine neue Puppe angefertigt, Elon Musk als Marionette. Wenn in einem Jahr die Ausstellung wechselt, wird sie dann als neues Exponat in der Puppentheatersammlung einen Platz finden.
Der nächste Künstler, der die Jahresausstellung 2025/2026 kuratieren wird, steht schon fest: William Kentridge. Die Puppentheatersammlung hat dazu das von Kentridge 2016 gegründete Centre for the Less Good Idea aus Johannesburg eingeladen.
Weitere Informationen
Puppentheatersammlung
Kraftwerk Mitte 12, 01067 Dresden
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 14 bis 19 Uhr
Samstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr
Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Puppentheatersammlung
Redaktionelle Bearbeitung: op, bh, hro
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. August 2024 | 07:40 Uhr