Puppen schauen aus einer Truhe. 4 min
Dresdens Puppentheatersammlung ist nun im Kulturareal Kraftwerk Mitte zu sehen. Grit Krause hat sich umgesehen. Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer
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Die zweitgrößte Puppentheatersammlung Deutschlands öffnet ihre Türen im Kulturareal Kraftwerk Dresden. Mehr als 100.000 Objekte gehören zur eindrucksvollen Sammlung. Grit Krause hat sich umgesehen.

MDR KULTUR - Das Radio Fr 30.08.2024 14:39Uhr 04:14 min

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Dresden Neues Puppentheatermuseum öffnet fürs Publikum

07. September 2024, 10:00 Uhr

Es ist eine der größten Puppentheatersammlungen weltweit. Zwanzig Jahre lang hatte sie keinen festen Standort. Nun findet sie ihre Heimat im Dresdner Kraftwerk Mitte. In der ersten Jahresausstellung hat auch Elon Musk einen Auftritt – als Marionette.

Zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehört auch eine umfangreiche Puppentheatersammlung, die zweitgrößte dieser Art in Deutschland, wenn nicht sogar weltweit. Sie hat jetzt ihr eigenes Museum im Dresdner Kulturareal Kraftwerk Mitte. Nun können alle Interessierten die kunstvollen und traditionsreichen Puppen besichtigen.

Blick auf ein Backsteingebäude.
Im Kraftwerk Mitte in Dresden hat die Puppentheatersammlung jetzt ihre Heimat gefunden – in unmittelbarer Nähe zum Theater Junge Generation und der Staatsoperette. Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Oliver Killig

Bis vor etwa 20 Jahren hatte die Puppentheatersammlung ihr eigenes Museum im Hohenhaus in Radebeul. Als das jedoch 2003 verkauft wurde, mussten die Puppen ausziehen und fristetet ab da ihr Dasein weitgehend im Verborgenen, in den Räumen der Garnisonkirche im Dresdner Norden.

Hinter die Bühne gehen

Das "Lichtwerk" im Kulturareal Kraftwerk Mitte, einem ehemaligen Heizkraftwerk, ist nun die neue Heimat der Sammlung. Rauer Industriecharme umgibt die Besucherinnen und Besucher dort zunächst, bis sie dann ein eindrucksvolles Bühnenportal mit drei großen Leinwandbahnen sehen. Doch anders als im richtigen Theater, wo das Publikum vor dem Bühnenbereich sitzen bleibt, geht es hier hindurch, in die Welt hinter der Bühne – und damit auch hinter die Kulissen der Dresdner Puppentheatersammlung.

Blick in die Puppentheatersammlung mit langen Vitrinen volle Puppenköpfe, davor steht eine Frau im weißen Kittel.
Köpfe, Köpfe, Köpfe: In großen Vitrinen sind die vielen Ausstellungsobjekte zu sehen. Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer

Diese können – so die Idee der musealen Inszenierung – als Forschende entdeckt werden, indem die Gäste Aufgaben lösen und Informationen sammeln. Man kann aber auch einfach so von Vitrine zu Vitrine wandeln und sich faszinieren lassen.

Tausende Puppen

Mehr als 100.000 Objekte gehören zur Sammlung, 12.000 davon sind Marionetten, Handpuppen und andere Theaterfiguren. Die Direktorin der Puppentheatersammlung, Kathi Loch, erläutert: "Wir haben in dieser Basisausstellung immerhin vier original Bühnen zu integrieren, zwei Handpuppenbühnen, eine Marionettenbühne und so eine kleine Mini-Tischpuppenbühne, eine Faust-Bühne."

Mehrere Puppen nebeneinander in einer Ausstellung.
Puppen sind äußerst vielfältig, in der ganzen Welt haben sich unterschiedliche Traditionen des Puppenspiels herausgebildet. Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer

In einer Vitrine sind viele verschieden Faustfiguren zu sehen. Es sei ein "super beliebter Stoff" auf der Puppentheaterbühne, sagt Loch, auch Goethe hätte ja seine Inspiration für "Faust" aus dem Puppentheater. Natürlich darf auch der Kasper nicht fehlen, ebenfalls in unterschiedlichen Ausführungen.

Theater der Welt

Zu den wertvollsten Exponaten der Sammlung zählen die Figuren und Kulissen des so genannten Theatrum Mundi, einem mechanischen Welttheater. Dresden besitzt die weltweit größte Sammlung davon mit 2.400 Einzelobjekten solcher Schaubühnen aus dem 19. Jahrhunderts. Doch nur ein Bruchteil, wie letztlich bei allen Exponaten der Sammlung, kann in der Ausstellung gezeigt werden.

Gegründet wurde die Puppentheatersammlung 1952. Die bis dahin existierenden Bühnen sollten damals, nach sowjetischem Vorbild, durch kommunale oder staatliche Puppentheater abgelöst und ausschließlich mit Stabpuppen bespielt werden. Marionetten und Handpuppen hatten damit – vorerst – ausgedient und wanderten ins Museum.

Eine Sandmann-Puppe sitzt in einer Lokomotive
Der Sandmann ist eine der berühmtesten Puppen in Deutschland, Generationen von Kindern sind mit ihm aufgewachsen. Er darf in der Sammlung natürlich nicht fehlen. Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer

Seitdem ist der Bestand stetig gewachsen. Nachlässe von Puppenspielern gehören dazu, ebenso wie komplette Figurenensembles von Inszenierungen. Mitunter werden außergewöhnliche Exponate auch angekauft.

Rimini Protokoll spielt mit Elon-Musk-Marionette

Was wurde gespielt, mit welchen Puppen und für wen, von wem? Das sind die Fragen, mit der sich die sogenannte Basisausstellung beschäftigt. Gleichzeitig soll es Jahresausstellungen geben, für die Künstlerinnen und Künstler eingeladen werden, sich von der Sammlung inspirieren zu lassen und eine Sonderschau daraus zu kuratieren. Um die Beziehungen zum Theater deutlich zu machen, sollen diese Ausstellungen jedes Jahr im Spätsommer analog zum Spielzeitbeginn des Theaters Junge Generation, das sich jetzt vis-a-vis zur Puppentheatersammlung befindet, eröffnet werden.

Den Anfang macht das Theaterkollektiv Rimini Protokoll mit einer Mischung aus Installation und Inszenierung. "Alter Ego Raubkopie" haben sie ihr multimediales Puppenspiel genannt, erläutert Stefan Kaegi von Rimini Protokoll. Die Idee dahinter: "An Fäden ziehen, heißt natürlich auch manipulieren. Man geht ins Theater, weil man manipuliert werden will. Man will ja in eine andere Welt entführt werden. Und wir konzentrieren uns eben auch sehr stark auf die Frage, was geschieht mit dem Publikum?" Es werde auch hier im Museum durchgeführt, ins Spiel einbezogen. "Der Begriff des Puppenspielens ist hier sehr vielfältig genutzt und auch ins Gesellschaftliche weitergedreht", so Kaegi.

Eine Marionette sieht aus wie Elon Musk. 4 min
"Alter Ego Raubkopie" ist eine Inszenierung des Theaterkollektivs Rimini Protokoll, für die eine Puppe des umstrittenen Tech-Milliardärs Elon Musk geschaffen wurde. Bildrechte: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: David Pinzer
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Das Theaterkollektiv "Rimini Protokoll" hat für die Inszenierung im Puppentheatermuseum eine Puppe des umstrittenen Tech-Milliardärs Elon Musk geschaffen. Hören Sie dazu das Audio von Grit Krause.

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Dafür wurde eigens eine neue Puppe angefertigt, Elon Musk als Marionette. Wenn in einem Jahr die Ausstellung wechselt, wird sie dann als neues Exponat in der Puppentheatersammlung einen Platz finden.

Der nächste Künstler, der die Jahresausstellung 2025/2026 kuratieren wird, steht schon fest: William Kentridge. Die Puppentheatersammlung hat dazu das von Kentridge 2016 gegründete Centre for the Less Good Idea aus Johannesburg eingeladen.

Weitere Informationen

Puppentheatersammlung
Kraftwerk Mitte 12, 01067 Dresden

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 14 bis 19 Uhr
Samstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr

Quelle: MDR KULTUR (Grit Krause), Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Puppentheatersammlung
Redaktionelle Bearbeitung: op, bh, hro

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 30. August 2024 | 07:40 Uhr

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